dbb magazin 11/2021

frauen Ganztagsbetreuung an Schulen Bildung und Gleichstellung gehen Hand in Hand Warum ist das Recht auf Ganz­ tagsbetreuung an Schulen aus frauen- und gleichstellungs­ politischer Sicht so wichtig? Wie wir aus dem zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung wissen, über­ nehmen Frauen doppelt so häufig die Betreuung von Kin­ dern und von zu pflegenden Angehörigen wie Männer. Das wirkt sich auf die Arbeitszeiten von Frauen und Männern aus: Männer arbeiten häufiger in Vollzeit als Frauen. Teilzeitbe­ schäftigung wird von Frauen deutlich häufiger genutzt als von Männern. Für Frauen erge­ ben sich langfristig vor allem wirtschaftliche Nachteile: Die daraus resultierenden niedri­ geren Einkommen über den Lebensverlauf führen zu niedri­ geren eigenständigen Alters­ sicherungsansprüchen. Ein Recht auf Ganztagsbe­ treuung kann aus gleichstel­ lungspolitischer Sicht dazu beitragen, die Ausgangslage von Müttern zu verbessern, einer Berufstätigkeit nachzu­ gehen oder ihre Teilzeittätig­ keit in eine Vollzeittätigkeit umzuwandeln. Aber auch für die vielen Alleinerziehenden sehen wir im Rechtsan­ spruch auf Ganztagsbetreu­ ung eine wichtige Entlas­ tung. Wie kann die Umsetzung gelingen – finanziell und organisatorisch? Die Ganztagsbetreuung für alle Kinder der Jahrgangsstu­ fen 1 bis 4 kann es nicht zum Nulltarif geben. Es mangelt nicht an Ideen, sondern an Ressourcen. Und das ist auch heute schon ein großes Pro­ blem. Wichtig ist demnach eine gut regulierte, koordi­ nierte und nachhaltige För­ derkulisse, die es Bildungsein­ richtungen ermöglicht, sich den heutigen Erfordernissen entsprechend aufzustellen. Es braucht eine gemeinsame Investitionsübernahme von Bund, Ländern und Kommu­ nen. Die Lösung könnte hier sein, das Kooperationsverbot zu einem Kooperationsgebot umzuwandeln. Warum ist diese Kooperation zwischen Bund, Ländern und Kommunen so wichtig? In den Ländern und Kommu­ nen herrscht eine große Unsi­ cherheit bezüglich der Kosten, die auf sie zukommen. Neben Verwaltungs- und Betriebs­ kosten, den Aufwendungen für Verpflegung und bauliche Maßnahmen spielen Perso­ nalkosten eine entscheidende Rolle. Die bisher zugesagte Finanzhilfe des Bundes wird bei Weitem nicht ausreichen. Nach Berechnungen des Wuppertaler Instituts für Bildungsökonomische For­ schung müssen die Kommu­ nen einen großen Teil selbst finanzieren. Dies ist ein gro­ ßes Problem, denn dann hängt die Qualität der Bil­ dung wieder einmal vom Wohnort ab. Das verhindert Bildungsgerechtigkeit. Geld allein schafft aber noch lange keine gute Betreuungs­ situation … Das stimmt. Aber es hilft auf allen Ebenen. Deshalb muss auch dringend in die Ausbil­ dung von Fachkräften inves­ tiert werden. Für eine gelun­ Grundschulkinder erhalten ab 2026/2027 einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung, der stufenweise umgesetzt werden soll. Für die dbb frauen ist damit eine ihrer Kernforderungen er­ füllt. Doch mit der gesetzlichen Absichtserklärung allein ist es nicht getan. Tanja Küsgens, Bildungs­ beauftragte imGeschäftsführungsteam der dbb frauen erklärt, warumGanztagsbetreuung an Schulen für mehr Geschlechtergerechtigkeit sorgt und welche Schritte notwendig sind, damit das Vorhaben für alle Beteiligten zum Erfolg wird. 26 dbb > dbb magazin | November 2021

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