dbb magazin 11/2021

frauen gene Ganztagsbetreuung brauchen wir schließlich vor allem gutes Personal. Die Ganztagsbetreuung ist mit dem Schulbetrieb unmittel­ bar verbunden. Hinzu kommt, dass es bereits jetzt schon an Fachkräften wie etwa an Lehrkräften, aber auch an so­ zialpädagogischen Fachkräf­ ten, Erzieherinnen und Erzie­ hern, Therapeutinnen und Therapeuten mangelt. Hier sind auch die Hochschulen gefragt. Wenn die Ganztagsbetreu­ ung, wie etwa in Skandina­ vien, ein familienpolitischer Erfolg werden soll, müssen verbindliche Standards zur Qualitätssicherung einge­ führt werden. Denn nur, wer sein Kind gut und sinnvoll be­ treut weiß, kann sich guten Gewissens mehr im Beruf einbringen. Und das zahlt wiederum auf die Gleichstel­ lungswirkung ein. Dieser Prä­ misse müssen alle politischen Entscheidungen folgen. Was ist aus Sicht der Beschäf­ tigten dabei zu beachten? Die gesellschaftlichen Anforde­ rungen an den Bildungsbereich werden immer höher. In der Folge verdichten sich die Auf­ gaben und die Belastungen für die Beschäftigten in diesem Be­ reich überproportional. Davon sind mehrheitlich Frauen be­ troffen, die den Großteil der Be­ schäftigten im Bildungssektor ausmachen. Und das geht on top der ohnehin schon deutli­ chen Mehrbelastung durch pri­ vate Sorgearbeit. Viele Frauen kapitulieren vor der zu hohen Belastung und ziehen sich aus dem Berufsleben zurück. Qua­ lifizierte Fachkräfte gehen so langfristig verloren. Auch ihnen muss eine an ihre persönliche Situation orientierte, flexible und den Anforderungen der je­ weiligen Lebensphase entspre­ chende Arbeitszeitregelung ermöglicht werden. Die Fragen stellte Birgit Strahlendorff. < Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung Kurz vor den Bundestagswahlen hatte der Bundestag den Weg für die Ganztagsbetreuung frei gemacht. Schülerinnen und Schüler der ersten Klassenstufe sollen ab 2026/2027 ganztägig betreut werden können. In den Folgejahren soll der Anspruch schrittweise um je eine Klassenstufe ausgeweitet werden. Der Bund plant, den Ländern 3,5 Milliarden Euro für den Ausbau der Ganztagsbetreu­ ung an den Grundschulen bereitzustellen. Zudem beabsichtigt der Bund, sich mit knapp einer Milliarde Euro an den Kosten für den laufenden Betrieb durch eine Änderung der Umsatzsteuervertei­ lung zu beteiligen. < Tanja Küsgens ist im Geschäftsführungsteam der dbb bundesfrauen­ vertretung zuständig für Bildungsthemen.­ © Inga Haar (2) Webkonferenz der norddeutschen Bundesländer Digital Gender Gap schließen Die Fortschritte der Digitalisierung in Wirtschaft und Verwaltung müssen Männern und Frauen gleichermaßen zugutekommen, fordert die Vorsitzende der dbb frauen, Milanie Kreutz. „75 Prozent der Männer in Deutschland werden laut einer Studie der Initiative D21 von ihren Arbeitgebenden mit Lap­ tops, Smartphones und ande­ ren digitalen Geräten ausge­ stattet – aber nur 55 Prozent der Frauen bekommen im sel­ ben Beruf die gleiche digitale Ausstattung. Das ist ein Skan­ dal und dieser hat auch schon einen Namen: ‚Digital Gender Gap‘. Die Unternehmen, aber auch die Verwaltungen müs­ sen hier gezielt gegensteuern. Angesichts des Fachkräfteman­ gels dürfen wir uns gerade im öffentlichen Dienst keine wei­ teren Fehler bei der Gleichstel­ lung leisten“, machte dbb frau­ en Chefin Milanie Kreutz auf der Webkonferenz der nord­ deutschen Bundesländer zum Thema „Verwaltung – flexibel, digital und krisenfest“ am 23. September 2021 deutlich. Der Digitalisierungsschub, den die Corona-Krise ausgelöst habe, müsse genutzt werden, um Gleichstellungsdefizite ge­ zielt auszugleichen. „Flexibles zeit- und ortsunabhängiges Ar­ beiten bietet vor allem Frauen bessere Möglichkeiten, beruf­ liche Herausforderungen opti­ mal mit ihrer privaten Situati­ on zu vereinbaren. Gerade in den Verwaltungen muss diese Chance jetzt proaktiv ergriffen werden“, betonte Kreutz. Damit einhergehen müsse aber auch ein neues Verständ­ nis von Führungskultur, das Führen in Teilzeit, aber auch auf Distanz, zum Standard erhebe. „Wenn wir zu einer fairen und geschlechtergerech­ ten Leistungskultur im öffent­ lichen Dienst kommen wollen, dann müssen wir alles dafür tun. Insbesondere das Kapitel ‚Präsenzkultur‘ müssen wir abschließen und zusammen mit der Papierakte endlich ad acta legen“, so die dbb frauen Chefin. Foto: Colourbox.de 27 dbb > dbb magazin | November 2021

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