dbb magazin 11/2021

europa Prof. Dr. Heinz Faßmann, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung der Republik Österreich Bildungspolitik ist laut den EU-Verträgen ganz klar in nationaler Hand Im Herbst droht eine vierte Wel­ le der Corona-Pandemie. Wie gut sind die österreichischen Schulen darauf vorbereitet? Die österreichischen Schulen sind ausgezeichnet auf den Herbst vorbereitet. Vier Säulen tragen unser Sicherheitskon­ zept für diesen Herbst: Testen, Impfen, Luftreinigungsgeräte für alle Schulen, die Bedarf an­ gemeldet haben, weil Lüften nicht möglich ist, sowie ein Frühwarnsystem durch die Analyse von Abwasser aus 116 ausgewählten Kläranlagen, de­ ren Standorte auf alle Bundes­ länder verteilt sind. Mit dieser Methode können lokale Infek­ tionsgeschehen bereits mehre­ re Tage vor einem positiven PCR-Test erkannt werden und frühzeitig entsprechende Maß­ nahmen ergriffen werden. Welche Regeln gelten zur Siche­ rung des Präsenzunterrichts? Alle Schülerinnen und Schüler mussten sich in der dreiwöchi­ gen Sicherheitsphase nach Schulbeginn dreimal in der Woche testen, mindestens ein­ mal davon mit einem PCR-Test. In der Bundeshauptstadt Wien wurden sogar mindestens zwei PCR-Tests in der Woche in allen Schultypen durchgeführt. Alle Tests werden den Schulen zur Verfügung gestellt. So konnten bereits zu Schulbeginn Hun­ derte infizierte Reiserückkehrer gefunden und aus den Infekti­ onsketten gezogen werden. Nach Ablauf der Sicherheits­ phase ist das Testen für bereits geimpfte Schülerinnen und Schüler nicht mehr verpflich­ tend, freiwillig können sie aber selbstverständlich weiterhin am Testprogramm teilnehmen. Insgesamt betrachtet gibt es in Österreich inzwischen aber glücklicherweise einen breiten gesellschaftlichen Konsens quer durch alle Parteien und Bevölkerungsschichten, dass die Schulen in diesem Jahr nach Möglichkeit durchgehend geöffnet bleiben sollen. Wie will Österreich in den Kin­ dertagesstätten, an den allge­ mein- und berufsbildenden Schulen und den Hochschulen eine ausreichende Impfquote erreichen? Die Impfquote der Lehrkräfte an den österreichischen Schu­ len lag mit Stand von Ende August bei 82 Prozent, die der Studierenden lag zum selben Erhebungszeitpunkt bei rund 79 Prozent. Das sind fantasti­ sche Quoten, die an sich schon viel zu einem sicheren Schul- und Universitätsbetrieb beitra­ gen und die sich in den ver­ gangenen Wochen nochmals deutlich verbessert haben dürf­ ten. Zusätzlich finden in allen Bundesländern niederschwelli­ ge Impfaktionen für die Schüle­ rinnen und Schüler, aber auch für die Studierenden statt. So tourt etwa ein Impfbus durch Niederösterreich und fährt die dortigen Standorte an. In Wien wiederum kommen mobile Impfteams an die Schulen und impfen dort die Schülerinnen und Schüler, die sich für die Ak­ tion anmelden. (Die Zuständig- keit für die Kindertagesstätten liegt bei den Ländern.) Wie ist der Stand der Digi­ talisierung an den Schulen? Wo steht Österreich hier im europäischen Vergleich? An den österreichischen Schu­ len findet gerade die größte digitale Investition statt, die es je gegeben hat. Dieser Tage werden 150 000 Laptops und Tablets an österreichische Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Schulstufe ausgelie­ fert. In den kommenden Jah­ ren wird diese Aktion jeweils an den 5. Schulstufen fortge­ setzt werden. Begleitet wird die Ausstattung mit digitalen Endgeräten von zahlreichen pädagogischen Maßnahmen sowie diversen Fortbildungs­ angeboten für die Lehrkräfte, damit die Geräte im Unterricht auch bestmöglich verwendet werden können. Welche Perspektiven sehen Sie für den Europäischen Bildungs­ raum, den die EU-Kommission bis 2025 vollenden will? Rufen wir uns die Grundidee des Europäischen Bildungsrau­ mes in Erinnerung: Junge Men­ schen in der EU sollen die beste < Dr. Heinz Faßmann © Martin Lusser 32 dbb > dbb magazin | November 2021

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==