dbb magazin 11/2021

senioren sche Bildung sowie die Ange­ bote zur Bewegungsförderung des Bundesgesundheitsminis­ teriums. < Best Practice „mobisaar“ Dr. Jan Alexandersson, Research Fellow im Forschungsbereich Kognitive Assistenzsysteme und Leiter der AAL Competence Center DFKI GmbH in Saarbrü­ cken, skizzierte in seinem Fach­ vortrag die Vorteile praxisnah eingesetzter künstlicher Intelli­ genz (KI) in öffentlichen Nah­ verkehrskonzepten am Beispiel des Saarlandes. Aktuelle Umfra­ gen zeigten immer wieder, dass Menschen nicht genau wüss­ ten, was KI eigentlich sei. „Für mich ist KI ein Werkzeugkasten mit fantastischen Möglichkei­ ten, wenn es darum geht, ma­ schinelle Lernverfahren gesell­ schaftlich einzubinden, um Menschen im Alltag zu helfen“, erklärte der Wissenschaftler. Das Projekt „mobisaar“, an dem Alexandersson maßgeblich be­ teiligt ist, hat es sich seit 2015 zum Ziel gesetzt, mobilitäts­ eingeschränkten Menschen im Saarland die Nutzung des öffentlichen Personennahver­ kehrs zu erleichtern. Die in „mo­ bisaar“ entwickelten und noch zu entwickelnden Dienstleis­ tungen und Techniken tragen dazu bei, Barrieren imÖPNV zu überwinden und die Attraktivi­ tät des öffentlichen Verkehrs­ angebotes zu verbessern. Suk­ zessive sollen so alle Landkreise in das Projekt einbezogen wer­ den mit dem Ziel, ein saarland­ weites Angebot zu schaffen, das nach Abschluss des Projek­ tes auch auf andere Regionen in Deutschland übertragen wer­ den kann. Das Projekt „mobi­ saar“ baut auf den Ergebnissen des abgeschlossenen Projektes MOBIA (Mobil bis ins Alter) auf. Der ursprünglich von dem Ver­ kehrsunternehmen Saarbahn in Saarbrücken angebotene MOBIA-Service ist in das neue „mobisaar“-Konzept integriert worden und wird in mehreren Schritten auf das gesamte Saar­ land ausgedehnt. < Technische Assistenz bringt Lebensqualität Prof. Dr. Andreas Hein vom Institut für Informatik an der Universität Oldenburg illustrier­ te in vielen Praxisbeispielen, wie die Unterstützung der indi­ viduellen Mobilität älterer Men­ schen deren Lebensqualität und Eigenständigkeit verbessern kann. Assistenzsysteme könn­ ten hier wertvolle Beiträge leis­ ten. „Beispielsweise kann eine App ältere Menschen zu mehr Bewegung und guter Ernährung anregen. Aber auch technische Systeme werden künftig mehr und mehr an Bedeutung gewin­ nen.“ Hierzu zählte der Wissen­ schaftler etwa roboterunter­ stützte Assistenzsysteme, die zum Beispiel in der Pflege dabei assistieren können, Menschen, die länger im Bett verweilen müssen, umzulagern. „Diese Unterstützung würde zugleich auch dem Kranken- und Pflege­ personal die Arbeit erleichtern“, so Hein, der ausgehend vom 8. Altersbericht der Bundes­ regierung Bereiche aufzeigte, in denen computer- und robo­ tergestützte Assistenzen in Zu­ kunft eingesetzt werden könn­ ten. „Vor allem sind das die Unterstützung von Mobilität bei eingeschränkten motori­ schen Fähigkeiten, die Unter­ stützung von Trainings zur Wiedergewinnung und Auf­ rechterhaltung von Gehfähig­ keit und Balance sowie die Un­ terstützung von Supervision und Sicherheit und die Präven­ tion von Mobilitätsverlusten.“ < Diskussion: Mobilität geht alle an In der anschließenden Diskus­ sionsrunde ging es Kuan-wu Lin als Dozentin für Tai-Chi- und Qigong-Workshops weni­ ger um die Mobilität Älterer im Verkehr, sondern um die individuelle körperliche und mentale Mobilität: „Ich möch­ te Menschen mobilisieren, da­ mit sie etwas Gutes für ihren Körper tun und nicht komplett abhängig von Technologien und Hilfsmitteln sind.“ Beides sei in bestimmten Situation zwar notwendig, bedeute aber oft auch Hürden. „Für jüngere Menschen mag es zwar einfach sein, Fahrpläne und Tickets online auf mobi­ len Endgeräten abzurufen, doch älteren Generationen, vor allem ab 70, bereitet das eher Schwierigkeiten.“ Daher sei es wichtig, Älteren nicht nur Technik zur Verfügung zu stellen, sondern sie auch in die Lage zu versetzen, diese zu nutzen. ▶ < Dr. Jan Alexandersson < Als Zwischenprogramm und Entspannung für Körper und Seele lud die Dozentin des Gesundheitsprogrammbe­ reichs der Volkshochschule Reinickendorf, Dr. Kuan-wu Lin, zum Tai-Chi- und Qigong- Workshop ein. Beides sind Bewegungsformen, die der traditionellen chinesischen Medizin entstammen. Im Mittelpunkt stehen innere Ruhe und kollektive Konzen­ tration, die mithilfe der un­ sichtbaren Energie Qi herbei­ geführt werden sollen und die als Bewegungskünste na­ türlich auch ganz im Zeichen der Mobilität stehen. < Prof. Dr. Andreas Hein 35 dbb > dbb magazin | November 2021

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