dbb magazin 12/2021

Boden – nicht nur in volkswirtschaftlicher und internationaler Hinsicht und mit Blick auf die enttäuschten Bürger(innen). Diese digitale Steinzeit wirkt sich auch demotivierend auf die Beschäf­ tigten aus, das ist doch vollkommen klar“, sagt Herrmann. Digitalisierung menschlich machen Schon seit Langem hat die dbb jugend ihre Eckpunkte zur Gestal­ tung der Digitalisierung formuliert. „ImMittelpunkt der Digitali­ sierung muss immer der Mensch stehen. Ergonomie, Funktiona­ litäten und Abläufe müssen die Bedürfnisse der Beschäftigten berücksichtigen und diese bei ihrer Arbeit unterstützen“, erläu­ tert die dbb jugend-Vorsitzende. Nur so könnten mithilfe digita­ ler Technologie die Arbeit effizienter erledigt und die Beschäftig­ ten von Routinetätigkeiten entlastet werden, um freiwerdende Kapazitäten für komplexe Aufgabenerfüllung zu nutzen. „Die Beschäftigten sind dabei der wichtigste Erfolgsfaktor – nur mit den Menschen, die die Technik gestalten und anwenden, kann die digitale Transformation gelingen“, sagt Herrmann. Und der Berufsnachwuchs will mitreden und mitgestalten: „Die jun­ gen Beschäftigten im öffentlichen Dienst bringen als ‚Digital Na­ tives‘ viele Kompetenzen, die die Digitalisierung erfordert, bereits mit und arbeiten intuitiv und selbstverständlich mit modernster Technik. Dieses natürliche Expertenwissen junger Beschäftigter muss anerkannt und gemeinsammit dem Erfahrungswissen der Älteren verknüpft und aktiv genutzt werden. Digitale Technolo­ gien und agile Methoden will die dbb jugend auch in der Ausbil­ dung stärker berücksichtigt sehen – „der Status quo an Lerninhal­ ten zu diesem Thema reicht bei Weitem nicht aus“. Junge Beschäftigte als „Change Agents“ „Die Basiskompetenzen digitalen Verwaltungshandelns und Ver­ änderungskompetenz müssen fachspezifisch, berufsgruppen- und laufbahngerecht vermittelt werden. Nur dann können junge Menschen auch ‚Change Agents‘ sein und zur fortlaufenden Mo­ dernisierung in ihren Dienststellen beitragen“, gibt Herrmann zu bedenken. Einen Schwerpunkt muss der Staat nach demWillen der dbb jugend auch auf die Ausbildung eigenen IT-Nachwuchses legen. „Wir können uns Expertise nicht immer nur einkaufen, wir müssen sie uns selbst aufbauen – sonst zahlt der Staat am Ende immer drauf und hat keinen direkten nutzbaren Lern- und Ent­ wicklungseffekt. Aber genau das brauchen wir für die Digitalisie­ rung der Verwaltung“, sagt Karoline Herrmann. Vorstellbar seien zum Beispiel eigene duale Studiengänge im Bereich digitaler Ver­ waltung oder Informatik. Für „selbstverständlich“ hält die dbb jugend eine zeitgemäße IT- und Büro-Ausstattung bereits wäh­ rend der Ausbildung und eine gute Netzinfrastruktur. „Doch lei­ der sind noch immer viele Verwaltungen mit museumsreifer Hard- und Software ausgestattet.“ Insgesamt sieht die dbb jugend in der Digitalisierung der Verwal­ tung auch weiterhin eine große Chance für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst, um in Zukunft effektiver und angenehmer zu arbeiten. Auch für die Bürgerinnen und Bürger wird sich der Zu­ gang zu Verwaltungsdienstleistungen einfacher gestalten. „Jetzt müssen wir Tempo machen“, fordert Karoline Herrmann: „Eigene Kompetenzen nutzen und ausbauen, Prozesse anwenderbezogen digitalisieren und optimieren und dabei immer diejenigen einbe­ ziehen, die wissen, wie es laufen soll – die Beschäftigten selbst.“ ■ Funktioniert das? Die Grafik illustriert, wie hochkomplex die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes ist – bei der Digitalisierung der Verwaltung herrscht ein schier undurchschaubares Kompetenzgeflecht … © Normenkontrollrat dbb magazin | Dezember 2021 INTERN 27

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