dbb magazin 12/2021
Arbeitsschutz Seelische Gesundheit auch im Blick behalten Die dbb jugend fordert, psychische Belastungen in Arbeitsschutz und Gesundheitsmanagement stärker als bisher zu berücksichtigen. A uf die Zunahme psychischer und seelischer Erkran kungen, insbesondere bei jungen Menschen, hat dbb jugend-Chefin Karoline Herrmann hingewiesen. „Das ist kein Geheimnis“, sagte Herrmann anlässlich des Internationalen Tages der seelischen Gesundheit, der jährlich im Oktober stattfindet. Die Gesundheitskasse AOK weise für den Zeitraum von 2014 bis 2018 einen Anstieg um rund 30 Prozent aus, „und die Lage hat sich durch die Corona-Pandemie weiter zugespitzt“, so Herrmann weiter. „Die Unsicherheit, wie es nach dem Lockdown weitergeht, die soziale Isolation und auch Befürchtungen, nach der Ausbildung nicht übernommen zu werden, haben viele junge Menschen während der Pandemie stark belastet. Zudem hören die Sorgen junger Menschen zu Beginn ihres Berufslebens ja auch nach der Pandemie nicht auf“, machte Herrmann deutlich. Insbesondere im öffentlichen Dienst, Spitzenreiter bei befriste ten Arbeitsplätzen, sei leider keinerlei Trendwende abzusehen, was die zögerliche Übernahme von Berufsnachwuchs angeht: „Personalmangel hin oder her. Zu verstehen ist das nicht“, ärgert sich die dbb jugend-Chefin. „Die dbb jugend fordert seit Jahren eine verbindliche Übernahme aller Anwärterinnen und Anwärter und aller Azubis. Der öffentliche Dienst, dem aktuell schon mehr als 300000 Beschäftigte fehlen und dem in den kommenden Jahren durch Ruhestandseintritte ein nie dagewesener Brain drain droht, braucht dieses Personal dringend. Vor diesem Hin tergrund ist es nicht nur unverantwortlich, wenn der Staat zwar ausbildet, aber nicht nachhaltig übernimmt, sondern es ist auch schäbig und psychisch verletzend für die jungen Menschen, die sich in den Dienst der Menschen stellen möchten und diese Ent scheidung ganz bewusst getroffen haben“, kritisiert Herrmann. „Ein weiteres Problem sind die zunehmenden gewaltsamen An griffe auf Beschäftigte des öffentlichen Dienstes. Verbale und tät liche Attacken schlagen natürlich aufs Gemüt, ebenso unzufrie dene Bürgerinnen und Bürger, die sich über zuviel Bürokratie und zu wenig digitale Dienste beschweren – Dinge, unter denen na türlich auch die Beschäftigten selbst leiden. Viele Kolleginnen und Kollegen, auch jüngere, sind zunehmend von stressbeding ten Diagnosen wie Burn-out oder psychosomatischen Erkrankun gen betroffen. Das können wir und insbesondere die Arbeitge benden und Dienstherren nicht einfach so weiterlaufen lassen. Es braucht eine Enttabuisierung psychischer Erkrankungen und ihrer Therapien. Arbeitsschutz und betriebliches Gesundheitsma nagement müssen die seelische Gesundheit der Beschäftigten stärker als bisher berücksichtigen und zum Gegenstand von Präventionsmaßnahmen machen“, fordert Herrmann. ■ Model Foto: Colourbox.de dbb magazin | Dezember 2021 28 INTERN
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