dbb magazin 12/2021
Corona-Pandemie Öffentlicher Dienst am Limit Um die Umsetzung verschärfter Corona-Regeln umfassend zu kontrollieren, fehlt dem öffentlichen Dienst das Personal. E s wird auf Stichproben hinauslaufen, mehr ist einfach nicht drin“, sagte dbb Chef Ulrich Silberbach am 12. November 2021 der Deutschen Presse- Agentur (dpa). „Ich höre aus vielen Verwal tungen, dass man überhaupt nicht weiß, woher man noch Leute nehmen soll, um 3G oder 2G zu kontrollieren.“ Gesund heits-, Ordnungs- und Gewerbeaufsichts ämter, Polizei, Rettungsdienste, Gesund heits- und Pflegekräfte arbeiteten bereits seit mehr als eineinhalb Jahren am Limit. „Alle fahren mental und physisch auf der letzten Rille.“ Zudemwürden die Kontrol len für die Beschäftigten mit Gefahren einhergehen. Als Repräsentanten des Staates seien sie es nämlich, die Ziel des Unmuts von Bürgerin nen und Bürgern würden. Silberbach: „Die verbalen und tätlichen Attacken auf die Kolleginnen und Kollegen haben in allen Bereichen, auch im öffentli chen Personennah- und Fernverkehr, wäh rend der Pandemie dramatisch zugenom men. Ich befürchte das Schlimmste, wenn die Maßnahmen jetzt wieder anziehen, zumal die Lager von Befürwortern und Gegnern dieser Maßnahmen ihre Haltung zunehmend radikaler vertreten werden.“ ■ Verwaltungsdigitalisierung Schlagkräftige Digitalagentur erforderlich dbb Chef Ulrich Silberbach spricht sich klar gegen ein neues Digitalministerium aus und plädiert für eine schlagkräftige Digitalagentur. Eine geeignete Einrichtung dafür gebe es bereits. E in neues Digitalministerium wird die drängenden Probleme der Digitali sierung in unserem Land und insbe sondere in der öffentlichen Verwaltung nicht lösen“, stellte Silberbach in der Dis kussion über die Gestaltung der digitalen Transformation in Deutschland klar. Fachleute in Verwaltung und Wissenschaft auf nationaler wie internationaler Ebene, insbesondere auch der Normenkontrollrat, unterstützten diese Auffassung. „Die euro päischen Vorreiter bei der Digitalisierung haben kein Digitalministerium. Sie haben das Thema einem starken klassischen Mi nisterium zugeordnet, meist demWirt schafts- oder dem Finanzministerium, und dann, was viel entscheidender ist als die politische Zuordnung, eine schlagkräftige, personell gut ausgestattete Digitalisie rungsagentur geschaffen“, sagte der dbb Chef am 10. November 2021. „Mit der FITKO, der öffentlichen Einrich tung von Bund und Ländern zur föderalen IT-Kooperation mit Sitz in Frankfurt am Main, haben wir bereits eine Organisation, die sich für den Ausbau zu einer schlag kräftigen Digitalagentur geradewegs auf drängt. Ausgestattet mit effektiven Kom petenzen und Durchgriffsrechten, die in einem Staatsvertrag festzulegen sind, so wie personell und finanziell entsprechend aufgestellt, könnte die FITKO schnell zum zentralen Modernisierungsmotor in Sachen Digitalisierung werden.“ Die Koalitionsver handelnden der neuen Ampelregierung haben in ihrem Sondierungspapier unter der Überschrift „Moderner Staat und digi taler Aufbruch“ deutlich gemacht, dass das Thema auf ihrer Agenda ganz oben steht. Jetzt können sie beweisen, wie ernst es ihnen damit tatsächlich ist“, drängt Silberbach. ■ Foto: Lars Kienle/Unsplash.com Model Foto: Colourbox.de dbb magazin | Dezember 2021 8 AKTUELL NACHRICHTEN
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