Anna Christmann verteidigte die Entscheidung der neuen Ampelkoalition gegen ein eigenes Digitalministerium. Dies müsse nämlich sonst eine „eierlegende Wollmilchsau“ sein, stattdessen „geht es darum, dass sich alle Bereiche der Verwaltung mit Digitalisierung beschäftigen müssen. Das lässt sich nicht alles in einem Haus bündeln“, so die Abgeordnete. Das Problem habe in der Vergangenheit eher darin bestanden, dass viele Sachen nicht mutig genug angegangen worden seien. Nun hätten die Koalitionäre aber „gute Leitlinien verankert. Jetzt ist es wichtig, diese Ideen umzusetzen“, sagte Christmann. „Alle Bereiche der Verwaltung müssen sich mit Digitalisierung beschäftigen.“ Anna Christmann Der Einschätzung bezüglich der Notwendigkeit eines Digitalministeriums wollte sich Kristina Sinemus als entsprechende Landesministerin in Hessen naturgemäß nicht anschließen. „Wir wollen die hessische Verwaltung agiler machen und ihre Dienstleistungen immer besser in den Alltag der Menschen integrieren. Dieses Nutzenversprechen steht imMittelpunkt der Strategie, die Teil des Gesamtkonzeptes der Digitalisierung in unserem Bundesland ist“, betonte sie. Besonders hob Sinemus die positive Rolle ihres Hauses als Beratungseinrichtung für Kommunen hervor, um etwa über den Austausch von Best-Practice-Beispiele die Digitalisierung auch in der Fläche voranzubringen. „Wir wollen die hessische Verwaltung agiler machen.“ Kristina Sinemus Den Ansatz, intern Beratungskompetenz aufzubauen, sieht Lilith Wittmann, die selbst schon beispielsweise mit der Föderalen IT-Kooperation (FITKO) zusammengearbeitet hat, zwar als Fortschritt gegenüber dem Einkauf von externen Beratern, aber längst nicht als Ideallösung. „Wir brauchen überall Digitalkompetenz, in jeder Abteilung, in jedem Referat. Deshalb braucht es einen Mentalitätswandel und einen dauerhaften – nicht nur projektbezogenen – Wissensaufbau in der Verwaltung“, so die IT-Sicherheitsexpertin. Dabei sei es auch wichtig, die entsprechenden Projektteams multiprofessionell aufzustellen: „Diese Trennung zwischen ITlern und Verwaltung ist doch Quatsch.“ Nicht zuletzt könnte die Arbeit im öffentlichen Dienst, von den Routineaufgaben befreit, auch für die Beschäftigten wieder interessanter werden. „Wenn wir uns anschauen, was wir heute alles nicht tun, obwohl wir es müssten, muss dabei auch niemand Angst um seinen Job haben.“ Model Foto: Motortion/Colourbox.de 18 FOKUS dbb magazin | Januar/Februar 2022
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