Auch der Wunsch, nach Möglichkeit in den eigenen vier Wänden zu arbeiten, ist deutlich gestiegen. Mittlerweile wünscht sich mit 38 Prozent (+4 zu 2020) der größte Teil der Teilnehmenden, das ein bis zwei Tage pro Woche tun zu können. „Wirklich bemerkenswert ist hier, dass nur noch acht Prozent der Beschäftigten gar nicht im Homeoffice arbeiten wollen“, unterstrich der Chef von Next:Public. Für den dbb Bundesvorsitzenden Silberbach sind diese Zahlen ein klarer Auftrag: „Die Kolleginnen und Kollegen sind willens und bereit, mobiler und agiler zu arbeiten. Dafür müssen Dienstherren und Arbeitgeber sie entsprechend ausstatten. Das ist auch ein wichtiger Aspekt für die Nachwuchsgewinnung – junge Menschen fordern das ein. Wir dürfen keine Angst vor der Digitalisierung und agilen Arbeitsmodellen haben, die zwingend notwendig sind für einen krisenresilienten Staat. Das hat uns die Pandemie überdeutlich vor Augen geführt.“ Gleichzeitig mahnte der dbb Chef in diesem Zusammenhang aber an, dass zwar der Begriff „Homeoffice“ allgemein gebräuchlich sei, in der Regel aber „mobiles Arbeiten“ gemeint und auch der praktikablere, weil viel flexiblere Weg sei. Immer noch zu viel Präsenzkultur Die Gründe dafür, dass immerhin 40 Prozent während des „Lockdowns“ nicht mehrheitlich im Homeoffice arbeiten konnten, hat Next:Public ebenfalls abgefragt. Dass die eigene Tätigkeit nicht im Homeoffice ausgeübt werden kann, wurde dabei am häufigsten genannt. „Das ist natürlich einleuchtend. Leider wurden ,fehlende durchgängige digitale Prozesse‘ (30 Prozent), ,fehlende technische Endgeräte‘ (30 Prozent) und ,Widerstand der Vorgesetzten‘ (26 Prozent) sehr oft genannt. Insbesondere der letzte Punkt hat uns doch sehr erstaunt“, erläuterte Köppl. „Neben dem nach wie vor eklatanten Personalmangel in sämtlichen Bereichen haben wir offensichtlich weiterhin gravierende „Wirklich bemerkenswert ist, dass nur noch acht Prozent der Beschäftigten gar nicht im Homeoffice arbeiten wollen.“ Carsten Köppl, Geschäftsführer von Next:Public „Heute arbeiten alle Kolleginnen und Kollegen nicht nur auf der gleichen Softwareplattform, sondern auch auf dem standardisierten ,Hessen PC‘.“ Patrick Burghardt, Chief Information Officer (CIO) des Landes Hessen für die Steuerung der IT-Gesamtstrategie technische und strukturelle Defizite. Wenn wegen des Fehlens von Ausstattung und digitalen Prozessen noch immer mehr als ein Drittel der Beschäftigten nicht mobil arbeiten kann, ist das ein Armutszeugnis für die viertgrößte Wirtschaftsnation auf diesem Planeten. Auf demWeg zum digitalen Staat brauchen wir aber augenscheinlich auch einen noch viel deutlicheren Wandel des Mindsets. Denn wie die Studie zeigt, ist die Präsenzkultur im öffentlichen Dienst noch zu weit verbreitet“, kritisierte Silberbach und forderte mehr Qualifikation insbesondere für Führungskräfte. „Das brauchen wir dringend: mehr Eigenverantwortung und mehr Vertrauen.“ Dass es diesen Wandel bereits gibt, zeigte Patrick Burghardt auf, der in seiner Funktion als Chief Information Officer (CIO) des Landes Hessen für die Steuerung der IT-Gesamtstrategie seines Bundeslandes zuständig ist und auch im IT-Planungsrat von Bund und Ländern sitzt. In Hessen, so Burghardt, seien Homeoffice beziehungsweise mobiles Arbeiten in der Landesverwaltung bereits vor der Pandemie ein Thema gewesen – es sei allerdings nicht offen diskutiert worden. „Ein Grund dafür waren Vorbehalte, insbesondere unter Führungskräften. Frei nach demMotto ‚wenn ich die Kollegen nicht sehe, arbeiten sie nicht vernünftig‘“, bestätigte er grundsätzlich die Problemlage. Während der Pandemie habe sich das Misstrauen aber sehr schnell zu einem konstruktiven Miteinander gewandelt. „Den Erfolg kann man daran ablesen, dass wir heute eine Betriebsvereinbarung haben, die es erlaubt, bis zu 50 Prozent der regulären Arbeitszeit von zu Hause aus zu erledigen. Die entsprechenden Arbeitsplätze sind dazu mit mobiler Technik ausgestattet worden.“ Möglich sei dies unter anderem auch aufgrund der besonderen IT-Infrastruktur in der Hessischen Landesverwaltung: Bereits zehn Jahre vor der Pandemie habe Hessen auf eine breite Standardisierung gesetzt: „Heute arbeiten alle Kolleginnen und Kollegen von der Verwaltung über die Polizei bis hin zumMinisterpräsiden © Next:public GmbH/Bearbeitung dbb © HMinD/Bearbeitung dbb 26 FOKUS dbb magazin | Januar/Februar 2022
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