Reem Alabali-Radovan, Staatsministerin beim Bundeskanzler und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Wir müssen mehr tun, und der Staat muss hier zum Vorbild werden Frau Staatsministerin, Sie haben gefordert, dass mehr Menschen mit Einwanderungsgeschichte für den Staat arbeiten sollen. Wie kann das gelingen? Welche Erwartungen verknüpfen Sie mit mehr Vielfalt im öffentlichen Dienst konkret – sowohl gesellschaftlich als auch für die Leistungsfähigkeit der Verwaltung? Jede und jeder Vierte in unserem Land – 27 Prozent – haben heute eine familiäre Einwanderungsgeschichte. Im öffentlichen Dienst, dem größten Arbeitgeber des Landes, sind es jedoch nur zwölf Prozent. Da müssen wir besser werden. Dafür braucht es einen Kulturwandel, bei dem wir die Organisationen unterstützen wollen. Ich will, dass sich die Vielfalt der Bevölkerung auch in der öffentlichen Verwaltung widerspiegelt. Und zwar auf allen Ebenen, von der Kommune bis zur Bundesverwaltung. Davon haben alle etwas, denn Vielfaltskompetenzen und Wissen darüber erleichtern den Alltag und verbessern nachweislich die Ergebnisse der gesamten Organisation. Einige Behörden sind schon wichtige Schritte gegangen, ummehr Menschen mit familiärer Einwanderungsgeschichte für sich zu gewinnen. Sie haben die Chancen erkannt. Aber wir müssen mehr tun, und der Staat muss hier zum Vorbild werden. Deshalb werden wir in der Bundesverwaltung eine ganzheitliche Diversity-Strategie einführen, die Behörden als Ganzes in den Blick nimmt. Dazu gehört der Ausbau von Fördermaßnahmen genauso wie eine an Vielfalt orientierte Organisationsentwicklung, die bereits beim Recruiting beginnt. Hinsichtlich einer Quote für Migrantinnen und Migranten im öffentlichen Dienst äußerten Sie sich im „Tagesspiegel“ skeptisch, weil noch nicht alle anderen Mittel ausgeschöpft seien. Sehen Sie hier grundsätzliche Konflikte mit dem Prinzip der Bestenauslese oder bleibt eine Quote für die Zukunft eine Option für Sie? Wir haben unsere Potenziale zur Steuerung bei Weitem nicht ausgeschöpft. Bevor wir darüber nachdenken, eine Quote einzuführen, sollten wir andere Möglichkeiten nutzen. © Fionn Grosse (2) INTERVIEW 14 FOKUS dbb magazin | März 2022
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