dbb magazin 3/2022

das Coronavirus getestet, wird er oder sie mit einem Krankentransport in die Quarantäneunterkunft nach Französisch Buchholz gebracht. Die Prozesse hier sollen durch die Pandemie nicht gestört werden. Wenn der COVID-19-Test negativ ist, beginnt der Registrierungsprozess. Die Registrierung Nach der Überprüfung unserer Impfnachweise durch den Sicherheitsdienst stehen wir im Eingangsbereich von Haus 2. Es ist ein altes Krankenhausgebäude und so sieht es auch aus. Links und rechts vom Gang gehen Zimmer ab, die meisten Türen sind offen, einige Räume haben einen Besuchertresen, in anderen steht ein Tisch oder eine Behandlungsliege. Im Zimmer links von uns steht direkt hinter der Tür ein Scanner für Fingerabdrücke. Wenn eine Person in Deutschland noch nicht erfasst wurde, wird hier eine neue Identität angelegt. Das Deutsche Rote Kreuz wirft ein paar Zimmer weiter einen ersten Blick auf die Neuankömmlinge, schaut nach Infektionskrankheiten, auffallenden Hautausschlägen oder Skabies. Die gesetzlich vorgeschriebene medizinische Untersuchung führen die Ärztinnen und Ärzte der Charité drüben an den Unterkünften durch. Die Polizei stellt in einem anderen Raum auch noch einmal die Identität fest und prüft, ob es Sicherheitsbedenken gibt. Wenn das nicht der Fall ist, dürfen die Geflüchteten das Haus wieder verlassen und gehen in die Erstunterkünfte. Mit im Erdgeschoss sitzt der Sozialdienst des LAF. Dessen Beschäftigte überprüfen die Fragebögen, die sie an die Geflüchteten ausgegeben haben. Ist ein Bogen gar nicht ausgefüllt oder enthält auffällige Antworten, werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv. „Der Sozialdienst hat als Einziger das besondere Recht, Personen jederzeit aus dem Prozess zu nehmen“, erzählt Djacenko. „Einen Beinstumpf oder einen Rollstuhl sieht man sofort. Uns geht es aber um die anderen Personen, die man nicht gleich erkennt.“ Konkret beispielsweise um Schwangere oder Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen sowie Traumatisierte oder homo-, trans- oder intersexuelle Personen, die weitere Diskriminierungen zu befürchten haben. Im Ankunftszentrum sind die Geflüchteten höchstens einige Nächte. Von dort ziehen sie in die feste Unterkunft, wo der Integrationsprozess vor Ort. „Was vor sechs Jahren noch als zumutbare Unterkunft gegolten hätte, ist es heute nicht mehr“, sagt Schulz-Töpken, der früher im Verwaltungsdienst der Polizei gearbeitet hat. Dann ist er in der LAGeSo-Krise 2015 dem Hilferuf der Senatsverwaltung für Integration gefolgt und hat sich freiwillig gemeldet, weil er den Menschen helfen wollte. „Diese Motivation hatten viele“, sagt er. So auch seine Kollegin Alla Tschernow, die 2015 direkt aus der Hauptverwaltung ans LAGeSo gewechselt hatte. Schulz-Töpken war zunächst im sogenannten Meldekopf in der Senatsverwaltung eingesetzt. Nach und nach wurden dort in enger Zusammenarbeit zwischen den Behörden und Bezirken Gebäude gesucht und gefunden und die Busse organisiert, um die Menschen vom LAGeSo an der Moabiter Turmstraße wegzubringen. „Das war ein menschliches Chaos und das war für viele, die dort ausharren mussten, eine große Krise“, sind sich Schulz-Töpken und seine Kollegin Tschernow einig. Die Menschen seien teilweise nachts um zwei dort angekommen, um überhaupt bedient zu werden. „Sie waren verzweifelt, sie bekamen Bändchen ums Handgelenk, um sie auseinanderhalten zu können“, sagt SchulzTöpken. Schrecklich sei es gewesen, wie dann die Menschen in Busse gepfercht zu einer Turnhalle gebracht worden seien. „Wenn du mit 200 Menschen Liege an Liege in einer Turnhalle bist, dann macht das was mit dir.“ Eine Folge der Krise war die Gründung des LAF. Die Zuständigkeit für Flüchtlingsangelegenheiten wurde dem LAGeSo komplett entzogen, die Zahl der Beschäftigten stieg und es wurden Qualitätskriterien für Unterkünfte festgelegt. „Berlin war 2015 auf die sprunghaft steigenden Zahlen nicht vorbereitet“, sagt Alla Tschernow. „Es wurde dann schnell entschieden, dass wir die Modularen Unterkünfte brauchen. Bis die fertig waren, hat es dann noch mal gedauert, bis heute über 20 Wohngebäude fertig wurden.“ Während wir uns unterhalten, kommen wir am Haus 2 an. Es gilt, wie in allen Gebäuden des AKUZ, die 3G-Regel. „Die wenigsten Flüchtlinge sind geimpft, sie bekommen hier einen Schnelltest“, sagt AKUZ-Leiter Alexander Djacenko. Wird jemand positiv auf LAF-Sprecher Sascha Langenbach Alla Tschernow und Ronald Schulz-Töpken „Was vor sechs Jahren noch als zumutbare Unterkunft gegolten hätte, ist es heute nicht mehr.“ Ronald Schulz-Töpken „Berlin war 2015 auf die sprunghaft steigenden Zahlen nicht vorbereitet.“ Alla Tschernow 22 FOKUS dbb magazin | März 2022

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