dbb magazin 3/2022

Wie sieht die inhaltliche Arbeit seitdem aus – und welches Feedback bekommt das Netzwerk? Wir planen regelmäßig Veranstaltungen zu Themen wie Diversität, Antidiskriminierung und Querschnittsthemen wie Kolonialismus, zum Beispiel in der Klimapolitik. Als Veranstaltungspartner haben wir dabei unter anderemmit der Jungen DGAP und Kampnagel zusammengearbeitet. Wir durften uns schon über sehr viele spannende Gäste bei unseren Events freuen – darunter Tupoka Ogette, Janina Kugel und Aminata Touré. So engagierte Menschen für unsere Veranstaltungen gewinnen zu können, ist an sich schon ein tolles Feedback. Darüber hinaus haben wir ein Aus- und Fortbildungskonzept zu „Diversität in der Außenpolitik“ entworfen und vorgestellt. Derzeit läuft ein Forschungsprojekt des Münchener Instituts für Zeitgeschichte im Auftrag der Kultur- und Kommunikationsabteilung des AA, das DoC begleitet. Dabei geht es um einen Sammelband zur Rolle des AA im deutschen Kolonialismus. Zu unserem täglichen Engagement gehört außerdem der stete Kontakt mit verschiedenen Referaten im Haus, um für unsere Anliegen zu werben, gemeinsame Projekte zu entwickeln und das AA auf diese Weise in kleinen Schritten weiter für Diversitätsthemen zu öffnen. DoC ist außerdem Anlaufstelle für Kolleg*innen, die im dienstlichen Kontext diskriminierende Erfahrungen gemacht haben, und vermittelt im Gespräch mit der Dienststelle. Salilah El-Khodary & Tiaji Sio Diversity gehört mittlerweile immerhin zum Standardvokabular in politischen Absichtserklärungen, wenn es um Beschäftigte im öffentlichen Dienst geht. Aber wird Vielfalt in Behörden und Verwaltungen tatsächlich auch schon gelebt? Wir spüren den Wandel in der Bundesverwaltung. Den Ministerien wird zunehmend bewusst, dass das Personal zumindest annähernd die Vielfalt der deutschen Gesellschaft widerspiegeln sollte, um dadurch zum Beispiel die demokratische Legitimation der Verwaltung hervorzuheben. Das gilt insbesondere in Zeiten, in denen unsere demokratische Grundordnung stärker von radikalen Kräften infrage gestellt wird. Vielfalt wird immer mehr als Chance begriffen, um durch die Einbeziehung unterschiedlicher Tiaji Sio arbeitet seit 2015 imAuswärtigen Amt mit Stationen in Shanghai, Dakar, Maputo und Hanoi. Aktuell beurlaubt, absolviert sie das Masterprogramm in Public Administration an der Harvard Kennedy School. Ehrenamtlich setzt sich die Mitbegründerin von Diplomats of Color und DIVERSITRY e. V. für mehr Diversität und Inklusion in der Bundesverwaltung ein. Durch ihr Engagement wurde sie 2020 auf die Forbes-Liste „30 Under 30“ und 2021 in die Liste „Top 40 Unter 40“ des Capital-Magazins aufgenommen. Diba Mirzaei war von 2018 bis 2020 im Referat für die Multilaterale Gestaltung der humanitären Hilfe im Auswärtigen Amt tätig. Seit 2021 ist sie Doktorandin am German Institute for Global and Area Studies (GIGA) in Hamburg und koordiniert Aufbau und Gründung von DIVERSITRY e. V. als interministerielles Diversitätsnetzwerk. Perspektiven Antworten auf komplexe Herausforderungen zu finden. Auch erfordert der demografische Wandel, dass die Verwaltung keine größeren gesellschaftlichen Gruppen bei der Nachwuchswerbung ausspart. Aktuelle Zahlen zum Anteil von Beschäftigten mit einem sogenannten „Migrationshintergrund“ zeigen, dass es bis zu einer angemessenen Repräsentation, insbesondere von Menschen mit Migrationsgeschichte, noch ein weiter Weg ist in der Bundesverwaltung. Diesbezüglich scheinen die Bundesländer und die Kommunen schon etwas weiter zu sein. Angesichts der Signale sind wir zuversichtlich, dass mit dem wachsenden Bewusstsein und Verständnis für Vielfalt auch die Offenheit zunimmt, die Bundesverwaltung zu einem Arbeitsumfeld zu machen, das alle Teile der Gesellschaft repräsentiert. Unsere Sichtbarkeit als DoC sollte nicht Ausnahme, sondern eine Selbstverständlichkeit werden. Das liegt im Kern unserer demokratischen Grundwerte von Repräsentanz und gerechter Teilhabe. Anja Fahlenkamp & Diba Mirzaei Was muss konkret passieren, damit sichmehr Menschenmit internationalemHintergrund für den Staatsdienst entscheiden? Hier verweisen wir auf den feministischen Wahlspruch: „You can’t be what you can’t see.“ Für viele potenzielle Bewerber*innen, die einer Minderheit angehören, ist eine Bewerbung für den öffentlichen Dienst weniger naheliegend. In besonderemMaße gilt das für das AA, dessen Kernaufgabe es ist, Deutschland im Ausland zu repräsentieren. Wie wahrscheinlich ist es, dass Deutsche diesen Berufswunsch entwickeln, wenn sie häufig im Alltag Wir spüren den Wandel in der Bundesverwaltung. Den Ministerien wird zunehmend bewusst, dass das Personal zumindest annähernd die Vielfalt der deutschen Gesellschaft widerspiegeln sollte. © Lam Nguyen © Benjamin Jenak 26 FOKUS dbb magazin | März 2022

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