Equal Pay Day Geschlechtsneutrale Kriterien für die Bezahlung sind der bessere Weg Am 7. März 2022 ist Equal Pay Day. In diesem Jahr steht der Aktionstag für Entgeltgerechtigkeit ganz im Zeichen der Digitalisierung. Die Initiatorin des Equal Pay Day, Uta Zech, erklärt, welche Auswirkungen der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) auf Entgeltstrukturen hat, wie eine gleichstellungsorientierte Personalentwicklung im öffentlichen IT-Sektor gelingen kann und wie die Digitalisierung zum Treiber für geschlechtergerechte Bezahlstrukturen wird. Wie „gerecht“ ist die Bezahlung in der digitalen Arbeitswelt aktuell? Nicht gerechter als die im realen Leben. Das wäre wunderbar, wenn wir Geschlechtergerechtigkeit mittels intelligenter Algorithmen programmieren könnten. Siri und Alexa – übernehmen Sie! Ist die Digitalisierung der lang erhoffte Treiber für Gleichstellung in der Arbeitswelt? Einige Vorteile gibt es: Mobiles Arbeiten, Homeoffice sparen den Arbeitsweg und können die Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützen. Das ist ein Vorteil nicht nur für Mütter, sondern auch für Väter. Technische und digitale Lösungen für schwere körperlich Arbeiten haben das Potenzial, die Geschlechtertrennung am Arbeitsmarkt aufzuheben. Wer den Computer steuert, der schwere Teile im Autowerk zusammensetzt, ist dem Computer egal. Doch können Algorithmen, künstliche Intelligenzen keine geschlechtsneutralen Entscheidungen treffen. Solche Systeme werten die Daten aus, mit denen sie gefüttert werden. Aktuell sind das hauptsächlich Daten von weißen Heteromännern. Das führt zu diskriminierenden Ergebnissen. Algorithmen, die Frauen aus Bewerbungsprozessen aussortieren, nicht weil sie schlechter sind, sondern weil Frau im Gegensatz zu Mann kein positives Kriterium ist, eben weil das KriteriumMann als Datensatz dominiert. Ein sehr anschauliches Beispiel dafür: Dr. Kim Rössner kommt mit ihrer digitalen Mitgliedskarte nicht in die Damenumkleide, weil der akademische Titel „Dr.“ Männern zugeschrieben wird. Nur diverse Teams in Forschung und Entwicklung können verhindern, dass sich unbewusste Vorurteile der realen Welt in der binären fortsetzen. Die digitale Arbeitswelt verlangt zunehmend nach technikaffinen Fachkräften und IT-Spezialist(inn)en. Weibliche ITFachkräfte sind aber immer noch rar. Auch der öffentliche Dienst beklagt hier einen eklatanten Fachkräftemangel. Gleichzeitig steigt der Druck, gleichstellungsorientiert einzustellen. Wie lässt sich im IT- und Tech-Bereich ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis erreichen? Leider nicht von heute auf morgen. Zu lange waren die Rollenbilder so, dass Frauen in technischen Berufen die Ausnahme Frauen können Technik und Männer Pflege! Um diese tradierten Rollenstereotype zu ändern, nimmt Bildung eine Schlüsselposition ein. Uta Zech ist seit Juni 2016 Präsidentin des Business an Professional Women (BPW) Germany e. V., der Kampagnen wie den Equal Pay Day und FrauMachtDigital initiiert und damit „das Bewusstsein einer ganzen Gesellschaft“ verändern möchte. Zech ist studierte Theaterwissenschaftlerin und Germanistin, Inhaberin einer Kommunikationsagentur in Berlin und unterrichtet als Dozentin an der Filmschauspielschule Berlin. © Dieter Bühler FRAUEN 32 INTERN dbb magazin | März 2022
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