dbb magazin 4/2022

Armin Schuster, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) Bunker und Sirenen: Mehr Tempo beim Zivilschutz Über Jahrzehnte sahen sich Experten für Bevölkerungsschutz dem Vorwurf ausgesetzt, sie verbreiteten mit ihren Übungen und Ratschlägen unnötig Panik. Bunker, Sirenen, Medikamente für den Notfall – all das hielt man für zweitrangig. Das hat sich geändert. Vor einem Jahr wurde ein Plan für eine Neuausrichtung des BBK vorgestellt, wie sind Sie da vorangekommen? Wir haben mit den zur Verfügung stehenden Mitteln schon viel erreicht. Die Projekte laufen. Aber nicht nur das. Wir sind enger zusammengerückt. Die Länder, in deren Kompetenz der Katastrophenschutz liegt, zeigen eine starke Kooperationsbereitschaft. Durch die Coronapandemie und die Flutkatastrophe hat ein deutliches Umdenken stattgefunden. Dadurch ist es für das BBK schon jetzt, auch ohne Gesetzesänderung, möglich, eine zentrale und koordinierende Funktion im Bevölkerungsschutz zu übernehmen. Wir bauen gerade das Gemeinsame Kompetenzzentrum Bevölkerungsschutz von Bund und Ländern auf. Das ist ein Beleg dafür. Wenn die Innenministerkonferenz im Juni den endgültigen Beschluss dazu fasst, gehen wir sofort von der Aufstellungsphase in den laufenden Betrieb. Ziel der Neuausrichtung ist es ja, den Bevölkerungsschutz in Deutschland in der Gesamtheit zu stärken. Dabei haben wir auch immer Szenarien im Blick gehabt, in denen auch mehrere Krisen gleichzeitig zu bewältigen sind. Das war so während des Hochwassers – denn die Pandemie war ja noch da – und das ist auch jetzt so, wo Deutschland innerhalb kürzester Zeit eine große Zahl von Kriegsflüchtlingen aufnehmen muss. Der Anteil des Zivilschutzes – also der Schutz der INTERVIEW Sirenen gibt es vielerorts nicht mehr. Bunker: Fehlanzeige. Medizinische Schutzkleidung war 2020 Mangelware. Die Coronapandemie, das Jahrhunderthochwasser imWesten und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine haben den Menschen in Deutschland die staatlichen Defizite im Zivil- und Katastrophenschutz schonungslos vor Augen geführt. Armin Schuster ist seit November 2020 Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Im Interview mit der Deutschen PresseAgentur wirbt er für mehr Tempo und Geld, um die Lücken schnell zu schließen. © CC-BY-SA-4.0/ASBT2018 14 FOKUS dbb magazin | April 2022

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