dbb magazin 4/2022

Fachgespräch mit Beschäftigten des Sozial- und Erziehungsdienstes Wir brauchen dringend Entlastung in allen Bereichen Am Tag der Sozialen Arbeit, der weltweit am 15. März begangen wird, um die Leistungen der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter zu würdigen, diskutierte dbb Chef Ulrich Silberbach online mit Kolleginnen und Kollegen aus den Fachgewerkschaften komba und DBSH. Viele wertvolle Informationen aus diesem Austausch werden ihm als Verhandlungsführer bei den laufenden Tarifverhandlungen im Sozial- und Erziehungsdienst helfen, die Forderungen der Beschäftigten mit noch mehr Nachdruck vorzutragen, so Silberbach. Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter leisten einen unschätzbaren Dienst. Ihre Arbeit – beispielsweise in Schulen, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, in der Obdachlosenhilfe oder in Unterkünften für Geflüchtete – ist für den Zusammenhalt der Gesellschaft von überragender Bedeutung“, machte Silberbach zu Beginn der Online-Diskussion am 15. März 2022 deutlich, an der bundesweit knapp 20 Beschäftigte aus unterschiedlichen Bereichen der Sozialarbeit und des Erziehungsdienstes teilnahmen, die in den dbb Fachgewerkschaften komba und DBSH (Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit) organisiert sind. Der dbb Bundesvorsitzende nahm auch Bezug auf die aktuellen Ereignisse, die das Engagement der Kolleginnen und Kollegen in diesen Berufsgruppen zwar unersetzlich machten, ihre Belastungen aber weiter erhöhten: „Gerade die nun schon zwei Jahre währende Coronapandemie – oder jetzt ganz aktuell der furchtbare Krieg in der Ukraine – zeigen uns, dass menschliche Zuwendung und Hilfe gerade im Krisenfall durch nichts zu ersetzen sind.“ Die Tarifverhandlungen für den Sozial- und Erziehungsdienst, die in nur wenigen Tagen in die zweite Runde gingen, würden nun die Chance bieten, das Berufsfeld aufzuwerten und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. „Was Sie brauchen, sind schnelle Entlastung in allen Bereichen und konkrete Perspektiven. Wie wird die Eingruppierung und damit die Bezahlung verbessert? Werden Vor- und Nachbereitungszeiten endlich angemessen berücksichtigt, um die Qualität der Arbeit zu verbessern? Wann gibt es endlich einen echten Anspruch auf regelmäßige Fortbildungen? Das sind nur einige der Fragen, die die kommunalen Arbeitgeber endlich beantworten müssen“, erklärte der dbb Chef. Silberbach nahm in diesem Zusammenhang auch den Fachkräftemangel ins Visier: „Das Personal in der sozialen Arbeit ist ohnehin praktisch überall knapp bemessen. Aber selbst die vorhandenen Stellen können kaum noch besetzt werden, weil es schlicht an Nachwuchskräften mangelt. Deshalb ist die Aufwertung des gesamten Berufsfeldes so wichtig, damit sich wieder mehr junge Menschen für den Weg in den Sozial- und Erziehungsdienst entscheiden. Ein ‚Weiter so‘ darf es jedenfalls nicht geben.“ Als Verhandlungsführer der laufenden Tarifverhandlungen warnte der dbb Bundesvorsitzende die Teilnehmenden der Videokonferenz aber auch vor internen Differenzen: „Soziale Arbeit hat leider keine große Lobby. Wir werden am Verhandlungstisch nicht erfolgreich sein, wenn wir versuchen, die Berufsgruppen gegeneinander aufzubringen“, so Silberbach. br/cri © Jan Brenner SOZIALE ARBEIT dbb magazin | April 2022 30 INTERN

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