Fakten und Forderungen von der Basis für die SuE-Tarifverhandlungen Maja, Sozialarbeiterin (ASD) Wir werden nicht wahrgenommen, Streik hilft da auch nicht. Wir tragen sehr viel Verantwortung und wir bekommen nicht genügend Anerkennung. Ich gehöre zu den jüngeren Nachwuchskräften. Ich war und bin hoch motiviert, aber ich kann schon jetzt sagen, dass ich den Druck auf Dauer so nicht aushalten kann. In vielen Teams sind bis zu zwei Stellen nicht besetzt. Wenn sich das nicht ändert, wird sich der Personalmangel noch drastischer zeigen. Mattias, Fachbereichsleitung Kinder- und Jugendarbeit Die Tarifverhandlungen haben auch Auswirkungen auf freie Träger, die ihn dann anwenden. Jugendhilfe ist eine zentrale Leistung, die kleine Teams oder oft nur ein Mitarbeiter für sehr viele junge Menschen erbringen. Unserer fachlichen Verantwortung als Seismografen der Gesellschaft muss in den Arbeitsbedingungen auch entsprochen werden, denn wir arbeiten in wechselnden dynamischen Situationen und das ganze Arbeitsfeld besteht aus schwierigen Tätigkeiten. Dabei stecken sogar Fachkräfte teilweise selbst in prekären Beschäftigungssituationen. Cindy, Zentrale fachliche Leitung Krankenhaussozialdienst Wir sind als Allroundbetreuer mittendrin – Beratung von Patienten und Angehörigen, soziale Intervention, Kinderschutz, Adoption, Betreuungsbedarf, psychosoziale Themenfelder, existenzielle Krisen, Hospiz und wirtschaftliche Hilfe gehören zu unseren Leistungen. Trotzdem haben sich die Dienstzeiten halbiert, während der Beratungsbedarf der Menschen ständig steigt. Die Krise zeigt aber auch, was wir können. Nur wird es nicht entsprechend gewürdigt. Simon, Schulsozialarbeit Wir sehen zwei zentrale Probleme: eine sehr unterschiedliche Bezahlung je nach Träger und eine ineffiziente Verwendung von Kräften. Schulsozialarbeit ist ein Flickenteppich, der zum Teil sehr unkoordiniert daherkommt, zumindest in Nordrhein-Westfalen. Allein an meiner Schule arbeiten drei Sozialarbeiter von drei verschiedenen Trägern. Das funktioniert nur, wenn wir uns einig sind. Fachkräftemangel im sozialen Bereich ist allein wegen der schlechten Bezahlung eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Simon, Sozialarbeiter (ASD) Die Masse der Arbeit kommt nicht nur daher, weil soziale Probleme immer die gleichen Gruppen treffen. Es gibt fast keine Unterschiede mehr, in welchen gesellschaftlichen Gruppen wir arbeiten. Krisen bringen die Misstände schärfer in den Fokus – es sind eben nicht nur Schüler aus benachteiligten Familien, die nicht zur Schule gehen. Unsere Arbeit wird für alle sozialen Bereiche immer wichtiger. Alina, Sozialarbeiterin (ASD) Unsere Überlastung muss gesehen werden. Auch Tätigkeiten, die noch auf unsere Arbeit draufgesattelt werden, wie zum Beispiel therapeutische Zusatzausbildungen oder Einarbeitungen, müssen berücksichtigt werden. Die Dunkelziffer freier Stellen ist viel größer. Viele unerfahrene Mitarbeiter müssen oft über ein Jahr eingearbeitet werden, können bestimmte Fälle nicht betreuen, weil sie sich erst selbst entwickeln müssen. Sie füllen die Stelle nicht aus, auch wenn die dann als besetzt gilt. Foto: Colourbox (13) dbb magazin | April 2022
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