Hauptversammlung der dbb bundesfrauenvertretung Frauenrechte und Gleichstellung in Krisenzeiten Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen in der Ukraine hat die Hauptversammlung der dbb bundesfrauenvertretung am 18. März 2022 eine Außenpolitik gefordert, die Frauen besser vor Kriegsfolgen schützt. Bei politischen Entscheidungen, die auf die Bewältigung von Krisen zielen, ist es wichtig, den Interessen und Belangen der weiblichen Bevölkerung endlich mehr Gewicht zu geben“, betonte dbb frauen Chefin Milanie Kreutz am 18. März 2022 auf dem Treffen der Hauptversammlung der dbb bundesfrauenvertretung. Die Herausforderungen durch die Ukraine-Krise dürften allerdings auch die negativen Auswirkungen der Coronapandemie auf die Fortschritte der Gleichstellung nicht überlagern, mahnte Kreutz. Coronapandemie wirft Gleichstellung zurück „Die Pandemie hat die Ungleichheit von Männern und Frauen tendenziell verstärkt. Das Engagement der Männer in den Familien nimmt mit den zunehmenden Lockerungen der Coronamaßnahmen wieder ab. Der Coronagleichstellungseffekt, den der Lockdown und die Homeoffice-Verpflichtung zunächst ausgelöst haben, ist schon jetzt fast vollständig verpufft. Daran sehen wir, wie stark Rollenklischees wirken und wie sehr die Organisation unserer Arbeitswelt das männliche Ernährermodell strukturell stützt“, betonte Kreutz. Ihre Kritik fußt auf aktuellen Ergebnissen einer Online-Panelbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Danach beteiligten sich Väter zu Beginn der Pandemie stärker an der Sorgearbeit. Dennoch leisteten Frauen weiterhin den weitaus größeren Anteil der Sorgearbeit, auch wenn der Anstieg für Väter stärker ausgefallen ist als für Mütter. Zudem schwächte sich dieser Effekt im Verlauf der Pandemie wieder ab. Dies spreche dafür, dass die beobachtete Ausweitung ihres Engagements eher aus der Notwendigkeit geboren war, so das Fazit der Studienauswertung. Diese Erkenntnisse müssten politische Entscheidungsträgerinnen und -träger jetzt zum Handeln bewegen. „Mütter waren während der Lockdown-Phase sehr viel stärker belastet als Väter. Zudem haben vor allemMänner, die in Kurzarbeit waren, ihr Betreuungsengagement raufgefahren. Das zeigt auch, dass die, die nicht mussten oder nicht konnten, nichts an ihrem Verhalten geändert haben. Die Beharrungskräfte der männlich geprägten Arbeitszeitpolitik, die sich an der 40-Stunden-Woche plus Überstunden orientiert, haben weiter Bestand“, mahnte Kreutz. Die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Milanie Kreutz, und ihre Stellvertreterin Michaela Neersen (von rechts). © Inga Haar (4) FRAUEN INTERN 33 dbb magazin | April 2022
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==