dbb magazin 5/2022

Fachkräfte Personal halten, Abwanderung verhindern Der öffentliche Dienst muss seine Attraktivität stärker betonen und mehr in Aus- und Weiterbildung investieren, um Personal zu halten. Sonst drohen nicht nur ein demografisch begründeter Personalrückgang, sondern auch die Abwanderung der jüngeren Beschäftigten. 80 Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Dienst können sich laut aktuellem „Bleibebarometer“ von Next:Public und Hertie School vorstellen, den Arbeitgeber zu wechseln – eine Zahl, die dbb Chef Ulrich Silberbach Anlass zur Sorge gibt: „Dass die Unzufriedenheit groß ist, ist uns bewusst, aber dass es so enorm ist, wiederum nicht“, sagte er im Interview mit der Zeitung „Das Parlament“ (Ausgabe vom 28. März 2022). „Im Kernbereich des öffentlichen Dienstes fehlen bereits jetzt über 300000 Menschen. Das bedeutet auch, dass die Arbeitsbelastung für alle absehbar immer weiter steigen wird. Die Menschen erkennen das und gerade jene in der Altersgruppe der 35- bis 45-Jährigen ziehen dann eben in Erwägung zu wechseln, bevor ein Wechsel aufgrund des höheren Alters eher schwieriger wird. Neben der demografischen Entwicklung kommt deshalb eine weitere Hürde auf uns zu: Der vorhandene Mittelbau, auf den wir bislang zählen, denkt immer stärker darüber nach, den öffentlichen Dienst zu verlassen.“ Insbesondere in den Bereichen Pflege, Sozial- und Erziehungsdienst sowie IT bestünden ganz erhebliche Personalbedarfe. „Was die Menschen in diesem Land nun spüren, ist, dass der öffentliche Dienst auf Kante genäht wurde und auf Krisensituationen wie eine Pandemie nicht vorbereitet ist. Wir fordern nicht, Personalüberhänge zu produzieren, man kann sich auch nicht auf alle Szenarien vorbereiten. Aber dass ein öffentlicher Dienst leistungsfähig und aufgabengerecht mit Personal ausgestattet sein muss, sollte mittlerweile dem letzten Hinterbänkler klar sein“, machte der dbb Chef deutlich. Um Personal zu gewinnen und zu halten, müsse der Staat deutlich mehr tun, forderte Silberbach: attraktivere Arbeitsbedingungen und konkrete Perspektiven inklusive verlässlicher und moderner Aus- und Weiterbildung. Als Beispiel führte der dbb Bundesvorsitzende den IT-Bereich an: „Eigentlich ist das Interesse gerade bei Berufsanfängern groß, denn die Arbeit im öffentlichen Dienst ist sehr vielfältig. Aber ein großes Manko ist für viele dann einerseits die Bezahlung, ein anderer großer Punkt ist die Qualifizierung. Da hat der öffentliche Dienst einen großen Nachteil. Digitalisierung bedeutet permanenten Workflow. Wer sich nicht ständig aus- und weiterbildet, hat schnell den Anschluss verpasst. Da bieten wir Interessierten einfach nicht genügend Perspektive.“ Das vollständige Interview: www.das-parlament.de ■ Die Qualität der frühkindlichen Bildung ist akut gefährdet Bund, Länder und Kommunen müssen größere Anstrengungen unternehmen, um hochwertige frühkindliche Bildung sicherzustellen. Das gelingt nur durch mehr Personal. „Es ist inzwischen Konsens, dass bis 2030 mindestens 200 000 Fachkräfte in der frühkindlichen Bildung fehlen. Gleichzeitig werden immer neue Aufgaben beschlossen – wie zuletzt der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule ab dem Jahr 2026. So begrüßenswert die Maßnahme ist: Wenn wir als Gesellschaft qualitativ erstklassige frühkindliche Bildung wollen, muss die Politik jetzt handeln“, sagte dbb Chef Silberbach am 20. April 2022. Deshalb sei es auch unverständlich, warum die kommunalen Arbeitgebenden bei den Tarifverhandlungen für den Sozial- und Erziehungsdienst die Aufwertung des Berufsfeldes verweigerten. Model Foto: Colourbox.de Foto: eamesBot/Colourbox.de 6 AKTUELL dbb magazin | Mai 2022

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