dbb magazin 6/2022

VORGESTELLT Foto: Colourbox.de Das Auto – das war die letzte Erfindung aus Deutschland, die die Welt von Grund auf verändert hat. 120 Jahre ist das her. Zu lange, fand (nicht nur) die Bundesregierung und versuchte 2019 gegenzusteuern. „Sprunginnovationen“ nennt Rafael Laguna de la Vera solche Neuerungen, nach denen die Welt anders aussieht und wir sie anders wahrnehmen. Der Chef der Bundesagentur für Sprunginnovationen sucht seit zwei Jahren nach Projekten, die dieses Potenzial haben. Damit steht SPRIND nicht allein. Die Zwanzigerjahre werden eine beispiellose Investitionsoffensive der Staaten erleben, konstatiert das „manager magazin“. Die USA stecken Hunderte Milliarden Dollar in grüne Hightechtransformation, in den europäischen Hauptstädten werden riesige Wiederaufbauprojekte geplant, auch Deutschland legt einen Zehn-Milliarden-Zukunftsfonds auf. Japan möchte die Menschen bis 2050 von Begrenzungen durch Körper, Hirn, Raum und Zeit befreien. Bei all diesen Initiativen, Programmen, Strategien spielt der Staat eine wesentliche Rolle. Was braucht es, damit am Ende das Gewünschte dabei herauskommt? Vorbild DARPA Als 1957 die Sowjetunion mit dem Sputnik den ersten Satelliten auf eine Umlaufbahn ins All schoss, war das für die westliche Welt ein Schock. Die USA reagierten umgehend und riefen mit der Defence Advanced Research Projects Agency (DARPA) eine an das Verteidigungsministerium gekoppelte Behörde ins Leben, deren Ziel klar umrissen war: nie wieder in technologischen Rückstand zu geraten. Seitdem investierte die Forschungsbehörde in unzählige riskante Zukunftsprojekte, viele davon im Bereich Raumfahrt, deren zivile Spin-offs unsere Welt verändert haben: das aus der militärischen Vorläuferin ARPA-Net entstandene Internet, GPS-Empfänger oder selbstfahrende Autos. Nicht umsonst ist DARPA weltweit zum Vorbild für staatlich vorangetriebene Innovation geworden. Auch die Bundesregierung orientierte sich daran, spaltete die Zwecke jedoch auf: In Leipzig suchen die Projekt-Scouts von SPRIND nach Sprunginnovationen mit zivilem Nutzen, in Halle befasst sich die gleichzeitig gegründete Agentur für Innovation in der Cybersicherheit (Cyberagentur) mit innerer und äußerer Sicherheit. Das führt dazu, dass mittlerweile vier Bundesministerien mitreden, wenn Bahnbrechendes gefördert werden soll: Wirtschaft und Forschung (SPRIND), Verteidigung (Cybergentur), Finanzen (bei beiden Agenturen). Agilität geht anders Für den gebürtigen Leipziger Laguna de la Vera, der nach Stationen in Westdeutschland und den USA als Softwaretechniker, Unternehmensgründer und Techinvestor nun voranbringen möchte, was an Neuerungen hier so schlummert, kann das frustrierend sein. 900 Projekte hat SPRIND gesichtet, etwa zehn Prozent davon Sprunginnovationspotenzial attestiert. 20 dieser 90 haben schon Geld bekommen, bei fünfen geht es in die Großfinanzierung als hundertprozentige Tochter-GmbH von SPRIND auf fünf Jahre. Doch gerade dann beginnen die Probleme. Und die liegen nicht am Geld – mit 15 Millionen bis Ende 2022, insgesamt einer Milliarde Euro für zehn Jahre, ist die Agentur bestens ausgestattet. SPRIND in Leipzig Der Staat als Innovationstreiber — geht das? 2019 hat die Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) mit Sitz in Leipzig die Arbeit aufgenommen. Großzügig ausgestattet mit Mitteln aus den Bundesministerien für Wirtschaft und Forschung soll sie dafür sorgen, dass Deutschland bei bahnbrechenden Neuerungen an die Weltspitze aufschließt. Kann das gelingen, und wie verträgt sich das mit den Anforderungen staatlicher Verwaltung? 22 FOKUS dbb magazin | Juni 2022

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