dbb magazin 6/2022

Panel 2 Digitalisierung vorantreiben, Präsenzkultur überdenken Janna Melzer aus der hessischen Landesverwaltung und Lehrerin Susann Meyer aus Mecklenburg-Vorpommern diskutierten mit Marcel Emmerich und Konstantin Kuhle (FDP), wie es mit der Digitalisierung im öffentlichen Dienst endlich flächendeckend vorangehen könne. Lehrerin Meyer erläuterte, dass der aufgrund der Pandemie erhoffte digitale Wandel zumindest an ihrer Schule bislang leider ausgeblieben sei und „die grüne Tafel“ immer noch die Regel sei. Auch Melzer berichtete, dass an ihrem Arbeitsplatz im Hessischen Digitalministerium zwar bereits eine sehr gute Digitalausstattung und -arbeit vorhanden sei, sie aber während der Pandemie, insbesondere auf kommunaler Ebene mit Blick auf Technik und Prozessgestaltung, „teilweise Gruseliges erlebt“ habe, „teilweise 15 Jahre alte Technik, die Leute sind mit Stapeln von Akten unterm Arm zwischen Homeoffice und Büro gependelt“. Wenn es nach Marcel Emmerich und Konstantin Kuhle geht, soll es künftig auf jeden Fall ein Recht auf Homeoffice geben. „Das muss natürlich so ausgestaltet werden, dass es für alle funktioniert, natürlich können Polizisten oder Zugbegleiter kein Homeoffice machen.“ Aber grundsätzlich wolle man, dass künftig die Arbeit- und Dienstgebenden nachweisen müssten, warummobiles Arbeiten beziehungsweise Homeoffice nicht möglich sein soll. Panel 3 Befristungen abschaffen, Vielfalt stärken, Fachkräfte binden Hakan Demir (SPD), stellvertretender Sprecher der AG Migration und Integration in der SPD-Bundestagsfraktion, und wiederum CDU-Innenpolitiker Christoph de Vries stellten sich im Gespräch mit dbb jugend-Chef Matthäus Fandrejewski, Verwaltungsangestellter, und Melissa Luck, Beraterin bei der Agentur für Arbeit, der Herausforderung Fachkräftemangel. Luck berichtete vom Befristungsunwesen im öffentlichen Dienst. So liefen bei der Agentur für Arbeit nun beispielsweise alle befristeten Arbeitsverhältnisse aus, die man in der Pandemie zur Bewältigung der Kurzarbeitsanträge geschaffen hatte. Dann werde in Kürze wieder festgestellt, dass man neue Leute braucht, die dann erst wieder gesucht und eingearbeitet werden müssten. „Total sinnlos“, so Luck. Dem Appell von Christoph de Vries, der öffentliche Dienst müsse flexibler sein und sein Personal bei Belastungsspitzen fallweise auch einmal von der einen in die andere Behörde versetzen, erteilte die junge Beschäftigte eine klare Absage: „Wir sind Fachleute und jeweils speziell qualifiziert. Man kann Beschäftigte nicht einfach ohne Qualifikation umsetzen in andere Behörden“, machte Luck deutlich. Augenmerk müsse künftig eindeutig auf die Gewinnung von Berufsnachwuchs gelegt werden, betonte auch dbb jugend-Chef Fandrejewski und wurde darin von Hakan Demir und Christoph de Vries unterstützt. Hemmnisse sieht Fandrejewski etwa bei der sperrigen Anerkennung und Honorierung von Bildungsabschlüssen, auch in Fort- und Weiterbildung werde zu wenig investiert. Viel zu selten würden dem Nachwuchs auch konkrete Entwicklungsperspektiven aufgezeigt. Besser adressieren müsse der Staatsdienst auch junge Menschen mit Migrationsgeschichte. „Wir lassen da viel zu viele liegen“, kritisierte Fandrejewski. Christoph de Vries wies mit Blick auf die Arbeitskräftegewinnung im öffentlichen Dienst darauf hin, dass das Attraktivitätsmerkmal Arbeitsplatzsicherheit aufgrund des demografischen Wandels auf dem Arbeitsmarkt mittlerweile kein richtiger Wettbewerbsvorteil des Staats mehr sei: „Aufgrund des allgemeinen Fachkräftemangels sind mittlerweile nahezu alle Arbeitsplätze sicher. Deswegen muss sich der Staat jetzt sehr genau überlegen, wie er wettbewerbsfähig bleiben will. Bessere Bezahlung, vor allem bei gleichwertigen Berufen wie etwa immedizinischen Bereich oder in der IT, mehr Wertschätzung, regelmäßige Feedbacks, Fortkommensperspektiven, Work-Life-Balance – das sind die Punkte, die wir bearbeiten müssen.“ iba An die Seite des neuen dbb jugend-Vorsitzenden Matthäus Fandrejewski (Zweiter von links) wählte der Bundesjugendtag Sandra Heisig von der DSTG-Jugend als 1. stellvertretende Vorsitzende (Mitte) sowie Daria Abramov (komba jugend, links), Claudio Albrecht (GDL-Jugend, Zweiter von rechts) und Toni Nickel (JUNGE POLIZEI, rechts) als weitere stellvertretende Vorsitzende der Bundesjugendleitung. Neues Spitzenteam Digitalisierung vorantreiben, Präsenzkultur überdenken Panel 2 Befristungen abschaffen, Vielfalt stärken, Fachkräfte binden Panel 3 30 INTERN dbb magazin | Juni 2022

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