Johann Saathoff, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium des Innern und für Heimat, betonte in seinem Grußwort, dass es zur Wertschätzung für die Beschäftigten gehöre, der Fürsorgepflicht als Dienstherr nachzukommen. Grundsätzlich sei die Sicherheit der Kolleginnen und Kollegen ein wichtiger Teil der Führungsverantwortung von Vorgesetzten. Die FÖV-Studie habe hier wichtige Erkenntnisse gebracht, beispielsweise sei der „Bedarf an niedrigschwelligen Meldewegen definitiv vorhanden“. Dass die Gewalt gegen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus der Forschung gerückt sei, betonte Professor Jan Ziekow, Direktor des FÖV in Speyer, und verwies exemplarisch auf entsprechende Untersuchungen in Hessen und Sachsen. Fakt sei: „Beschäftigte werden immer wieder mit Gewalt konfrontiert.“ Die nun vorgelegte Studie liefere dafür eine solide Datenbasis. Auch Katja Karger, Vorsitzende des DGB-Bezirks Berlin-Brandenburg, unterstrich, dass Gewalt gegen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes kein „Randphänomen“ sei. „Die Studie bestätigt alle unsere betriebliche Erfahrung.“ Friedhelm Schäfer, Zweiter Vorsitzender und Fachvorstand Beamtenpolitik des dbb, lobte die Arbeit der Forschenden: „Das Institut hat hier hervorragende Arbeit geleistet. Nun müssen endlich Strategien entwickelt und vor allem die Betroffenen konsequent in den Mittelpunkt gestellt werden.“ Gleichzeitig forderte Schäfer, dass nach der nun erfolgten Sachstandserhebung auch die Ursachenforschung vorangetrieben werden müsse. „Es reicht nicht, Scanner am Eingang oder Alarmknöpfe unter dem Schreibtisch zu installieren. Wenn wir nicht auch die Ursachen für Gewalt gegen die Beschäftigten in den Blick nehmen und sie bekämpfen, erledigen wir unsere Aufgabe nicht.“ Dunkelziffer: 70 Prozent nicht gemeldete Fälle Carolin Steffens und Axel Piesker vom FÖV erläuterten die Studienergebnisse, die sich aus der Befragung von 1630 Behörden und knapp 10700 Beschäftigten ergeben haben, ausführlich. Jede beziehungsweise jeder vierte Beschäftigte im öffentlichen Dienst ist innerhalb eines Jahres einmal oder mehrfach Opfer von Gewalt am Arbeitsplatz geworden. Die meisten dieser Vorfälle waren Beleidigungen und Bedrohungen. Besonders die hohe Dunkelziffer gebe Anlass zur Sorge: Nicht gemeldete Fälle machen laut der Studie 70 Prozent aus. Der von den Beschäftigten meistFACHTAGUNG Johann Saathoff, Parlamentrischer Staatssekretär im Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) Prof. Dr. Jan Ziekow, Direktor des Deutschen Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung (FÖV) Gewalt gegen Beschäftigte Handlungsoptionen für mehr Schutz Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Verwaltungspraxis diskutierten am 24. Juni 2022 die Ergebnisse der vom Deutschen Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung (FÖV) erarbeiteten Studie „Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst“ und skizzierten Handlungsoptionen. Fest stand am Ende: Gewalt gegen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes ist keinesfalls ein Randproblem und muss mit einer klaren Null-ToleranzHaltung und konkreten Präventions- und Nachsorgemaßnahmen beantwortet werden. Foto: Colourbox.de 14 FOKUS dbb magazin | Juli/August 2022
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