dbb magazin 7-8/2022

einem 17-Jährigen gingen 400 bis 500 Personen auf die Uniformierten los. Beamte wurden mit Flaschen traktiert, Polizeifahrzeuge mit Steinen beworfen. Auch ein Rettungswagen, in dem drei Sanitäter saßen. 32 Beamte wurden teils schwer verletzt. Die Morde von Schleswig bis Rothenburg, die G20-Auseinandersetzungen 2017 in Hamburg mit Hunderten Verletzten und die Krawalle in Stuttgart mögen in ihrer Schwere immer noch zu Ausnahmeereignissen gehören. Aber genauso gefährlich wird für viele der fünf Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Alltag, findet der Kölner Polizeipräsident Falk Schnabel im Interview mit dem dbb magazin. „Ich sehe diese Entwicklung mit Sorge.“ Gewalt trifft selbst die, die gerade dabei sind, ein Menschenleben zu retten. Ihnen drohen dann nicht nur eigene Verletzungen. Sie können auch ihren Job nicht mehr tun. Kleinigkeiten lösen massive Widerstände aus, wie der 29-jährige Feuerwehrmann Tobias Kleinod aus Münster berichtet: „Wir mussten einen Patienten behandeln, der unter Alkohol und Drogen stand. Er war nicht mehr ansprechbar. Es sammelten sich Leute ringsherum, die uns zunächst beobachteten und meinten, mithelfen zu müssen. Das war ja in Ordnung. Doch als wir den Mann in den Rettungswagen bringen wollten, wurden wir daran gehindert – wohl auch, weil wir den Bruder des Bewusstlosen nicht mitnehmen konnten.“ Dafür sei nicht nur Corona ein Grund gewesen. Der Mann habe wie sein Bruder unter Drogen- und Alkoholeinfluss gestanden. „Er hat die Tür festgehalten und uns bedrängt. Dabei mussten wir uns doch um unseren Patienten kümmern. Wir haben uns im Fahrzeug verbarrikadiert und die Polizei alarmiert.“ Wegen der vielen schönen Momente dennoch dankbar, den Job auszuüben Anja Kanis und Maria Frenking arbeiten in Dortmund. Dortmund ist mit knapp 600000 Einwohnern die größte Stadt im Ruhrgebiet. Der Migrationsanteil der Bevölkerung ist mit 18 Prozent hoch. Es gibt mit der Nordstadt und der Möllerbrücke einige Einsatzschwerpunkte für Polizei und Rettungsdienste, der Wall rund um die City war bis vor Kurzem beliebt als Strecke illegaler nächtlicher Autorennen. Die 54-jährige Kanis und die 24-jährige Frenking gehören zum Team des Ordnungsamtes: Kanis zur Überwachung des Verkehrs, Frenking zum kommunalen Ordnungsdienst mit Zuständigkeit für die geordnete Abfallentsorgung bis zu Drogenkontrollen. Beide sind Seiteneinsteigerinnen. Kanis war in der Leitung der städtischen Küche, Frenking als Kauffrau für Büromanagement im Betrieb ihres Vaters tätig. Beide wollten irgendwann etwas anderes machen. Und beide haben Spaß an ihrer Arbeit. „Mein Beruf ist ein sozialer Beruf“, sagt Kanis. Sie sei Ansprechpartnerin und helfe Menschen. Frenking glaubt: „Es gibt viele schöne Momente. Ich bin dankbar dafür, dass ich diesen tollen Job machen darf.“ Was sie allerdings auch berichtet: Es gehe nicht immer schön zu, auch wenn die 24-Jährige selbst bisher mit Schürfwunden davonkam. „Wöchentlich hört man schon von mindestens einem schwe­ „Es gibt Verkehrsteilnehmer, die haben kein Rechtsempfinden. Wenn wir dann eingreifen, sind wir für viele die Bösen.“ Anja Kanis, Mitarbeiterin der Verkehrsüberwachung Dortmund 20 FOKUS dbb magazin | Juli/August 2022

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