ren Vorfall, einem körperlichen Angriff.“ Von verbalen Attacken werde im Kollegenkreis täglich erzählt. „Man versucht, es nicht an einen heranzulassen. Aber gerade die Beleidigungen sind oft sehr persönlich.“ Da ist die Geschichte der Kollegin, die am Nordmarkt im Einsatz war, nahe am Büro des Ordnungsamtes. Frenking: „Wir haben dort einen Parkplatz für Einsatzfahrzeuge. Ein privates Fahrzeug parkte da, ohne jede Berechtigung. In einer freundlichen Ansprache wurde der Fahrer gebeten, den Parkplatz frei zu machen. Daraufhin ist der Betroffene der Kollegin über den Fuß gefahren.“ Das war zwei Wochen vor deren Verlobungsfeier. Die Verletzte hat noch mit dem Verlobten tanzen können, aber nur unter starken Schmerzmitteln. „Einfach nur traurig“, findet Maria Frenking. Anja Kanis von der Dortmunder Verkehrsüberwachung sieht ihren Job als Hilfe auch für Menschen mit Behinderungen, Kinder, Ältere. „Sie müssen am Straßenverkehr teilnehmen können. Wenn dann die Schwerbehindertenparkplätze und Kurven zugeparkt sind, lassen wir abschleppen. Wie oft sind die Feuerwehrzufahrten nicht frei, wie oft kommen die Rettungswagen nicht durch? Es gibt Verkehrsteilnehmer, die haben kein Rechtsempfinden. Wenn wir dann eingreifen, sind wir für viele die Bösen.“ Nicht lange her, erzählt sie, habe es einen jungen Kollegen erwischt. Er ist von hinten angegriffen worden, „hat einen Schlag mit der Hand auf den Hinterkopf erhalten. Dabei hatte er gar keine Verwarnung ausgesprochen“ und den Angreifer nicht einmal gesehen. Der Angriff galt einfach demMenschen in Uniform – und war auch noch mit einer Morddrohung gekoppelt. Kollegen haben kurz zuvor gehört, wie der Tatverdächtige in sein Handy rief: „Irgendwann steche ich einen von denen ab.“ Woher die zunehmende Respektlosigkeit? Was treibt die steigende Aggressivität an? Alkohol und Drogen, so sagen mehrere der von uns Befragten, spielen aus ihrer Erfahrung heraus eine wichtige Rolle. Tobias Kleinod: „Unter den Älteren, den Ü 30 oder Ü 40, sind es mehr, die unter Alkohol stehen und uns dann bepöbeln, beleidigen, bespucken oder handgreiflich werden.“ Und auch, dass Angreifer und Beleidiger oft von Kind an nie lernten, anderen Menschen Respekt zu zollen. Corona? Ja, sagt Jan Quente, bei einem der Vorfälle in Stuttgart sei das wohl so gewesen: „Menschen waren gefrustet, Partys gingen nicht.“ Die Polizei, die Kontaktbeschränkungen und Coronaauflagen durchsetzen musste, „die war der Buhmann“. Zwischen Gewaltopfern und Justizbehörden brodelt ein Problem Auch brodelt ein Problem zwischen Staatsorganen. Gewaltopfer beklagen, dass die Justiz Anzeigen nicht ernst nimmt. In Erlangen wurde ein Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung so verprügelt, dass er Gehirnblutungen, Hämatome und einen Schaden an der Halswirbelsäule erlitt. Der Täter kammit Bewährungstrafe davon. Bayerns Rotes Kreuz beschwerte sich in der Nürnberger Zei „Man versucht, es nicht an einen heranzulassen. Aber gerade die Beleidigungen sind oft sehr persönlich.“ Maria Frenking, Mitarbeiterin des Ordnungsamtes Dortmund FOKUS 21 dbb magazin | Juli/August 2022
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