dbb magazin 9/2022

DBB AKADEMIE Sprachassistenten im Fokus des Datenschutzes Hallo, hört da jemand mit? Es ist schon selbstverständlich, dass Anbieterinnen und Anbieter von Smartphones, Laptops, Tischlautsprechern oder auch Spielzeugen in ihren Produkten digitale Sprachassistenten anbieten. Diese Programme können in ihrer Umgebung gesprochene Worte analysieren. Statt Befehle in ein Smartphone zu tippen, werden diese Befehle einfach in das Mikrofon des jeweiligen Geräts gesprochen. Der Vorteil ist ein rascher Zugriff auf Informationen und eine deutlich leichtere Bedienung vieler technischer Geräte. Aber auch diese neue Technik sei nicht ohne Risiko, warnt der Bundesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit. So praktisch diese Möglichkeiten im privaten Umfeld sind, so problematisch sind die genannten Möglichkeiten1 am Arbeitsplatz, während des mobilen Arbeitens oder im Homeoffice. Mit diesem kur- zen Artikel möchten wir über die Risiken aufklären und für den datenschutzfreundlichen Umgang mit Sprachassistenten sensibilisieren. Wie funktionieren Sprachassistenten? Sprachassistenten hören permanent die Umgebung ab und zeichnen Befehle über Mikrofone auf ohne Rücksicht darauf, ob in einem dienstlichen oder privaten Kontext gesprochen wird, unabhängig davon, ob man mit dem Gerät spricht oder mit einer anderen Person im Raum oder an einem anderen Telefon. Wird der Assistent durch ein beliebiges Aktivierungswort gestartet, beginnt der Verarbeitungsprozess 1 Quelle und weitere Informationen unter www.bfdi.de durch den Hersteller. Die Befehle werden über das Internet an die Server des Herstellers gesendet und dort durch komplexe Software analysiert und verarbeitet. Das Ergebnis wird zurückübermittelt und als Sprachnachricht ausgegeben oder es löst eine Aktion aus. Nun kann ein konkreter Befehl erteilt werden, etwa ein Lied abzuspielen, die Wettervorhersage vorzulesen oder Fragen aus dem dienstlichen Kontext zu beantworten. Wurden digitale Sprachassistenten bisher meist als Zusatzfunktion in Smartphones integriert, werden nun auch eigenständige Produkte vertrieben. Sie ähneln kleinen, unauffälligen Lautsprechern. Mit ihrer Hilfe sollen langfristig auch Haushaltsgeräte wie Heizungen oder Kaffeemaschinen per Sprachbefehl gesteuert werden oder permanent eine akustische Auskunft geben können. Welche datenschutzrechtlichen Risiken bestehen? Datenschutzrechtlich erwachsen daraus erhebliche Probleme, denn: Es gab in der Vergangenheit einige Pannen rund um die smarten Geräte. Sprachassistenten sind dauerhaft mit dem Internet verbunden und können von Personen von außen abgehört und manipuliert werden. Anfällig sind selbst Systeme, die nur auf bestimmte, vorab eingestellte Stimmen reagieren. Mit moderner Technik lassen sich aus gespeicherten Sprachbefehlen neue Befehle generieren. Da viele Sprachassistenten zum Beispiel beim bequemen Online-Shopping direkt auf Zahlungsdaten der Nutzerinnen und Nutzer zurückgreifen, können manipulierte Sprachbefehle auch zu finanziellen Verlusten führen. Auch die Sicherheit der in einer Cloud durch die Nutzerin oder den Nutzer gespeicherten „gesprochenen“ Daten lässt sich keinesfalls garantieren. Nahezu wöchentlich werden neue Fallbeispiele für Hacks und Identitätsdiebstähle bekannt. Dabei müssen Sprachbefehle aus technischer Sicht nicht unbedingt in die Cloud übertragen und dort gespeichert werden. Fraglich ist auch, ob die von den Anbietern erhobenen Sprachdaten durch Nutzerinnen und Nutzer später wieder gelöscht werden können. Nutzer solcher Assistenzsysteme sollten daher genau darauf achten, wo und wie die vom Hersteller der Assistenten aufgezeichneten Daten gespeichert und verwendet werden. Gespeicherte Sprachinformationen können mit Daten aus anderen Online-Quellen zu detaillierten Nutzerprofilen für Marketing und Marktforschung zusammengeführt werden. Bei einem der Markführer sind die Bedingungen, die Grundlagen für die Nutzung sind, höchst kritisch zu sehen. Nutzerinnen und Nutzer müssen nämlich vor dem Einsatz des Produkts bereits zustimmen, dass Gespräche ausgewertet werden können. Im Alltag bedeutet das, dass alles, was nach dem selbst gewählten Codewort gesprochen wird, auf den Servern des Unternehmens gespeichert wird und einer Auswertung zugeführt werden kann. Diese Auswertungen finden auch tatsächlich statt – so hat das Unternehmen selbst bestätigt, dass Mitschnitte durch Mitarbeiter verwertet werden. Sprachassistenten sind oft vorinstalliert Da Sprachassistenten auf vielen Smartphones vorinstalliert © Concierge app (personal voice assistant) vector circle banner illustration Von barks/AdobeStock 38 SERVICE dbb magazin | September 2022

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