REPORTAGE Arbeitszeitmodelle Starre Systeme adé Beschäftigte im öffentlichen Dienst profitieren von der Digitalisierung: Vorbei die Jahre, in denen es nur Voll- und Teilzeit in Präsenz mit starren Anfangs- und Endzeiten gab. Zahlreiche flexible Optionen machen heute das Berufs- und Privatleben besser vereinbar. Doch was heißt das konkret für Menschen, die in solchen Arbeitszeitmodellen arbeiten? Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) macht vor, wie moderne Arbeitsorganisation funktionieren kann. Seit 2003 ist das Bundesministeriummit dem Audit-Zertifikat „Beruf und Familie“ als familienfreundlicher Arbeitgeber ausgezeichnet. Beschäftigte haben neben der bekannten Voll- und Teilzeit in Präsenz auch die Möglichkeit, flexibel und ortsunabhängig zu arbeiten. Zusätzlich gibt es seit 2011 „Langzeitarbeitskonten“. Damit können Angestellte über einen längeren Zeitraum Zeitguthaben ansparen und diese nutzen, um sich später freistellen zu lassen, wenn ihre Lebensumstände es erfordern. Umstieg von Präsenz auf Flexwork Jemand, der bereits Erfahrung mit verschiedenen Arbeitsmodellen im BMFSFJ gemacht hat, ist Anke Gladosch. Sie ist stellvertretende Leiterin im Referat für Jungen- und Männerpolitik. In ihrem Team sind acht Personen. Ihre Vereinbarung sieht Flexwork in Vollzeit vor. Das heißt, sie ist abwechselnd nach Arbeitstagen einmal im Homeoffice und einmal im Büro präsent. „In der Regel arbeite ich an zwei Tagen in der Woche imMinisterium und an drei Werktagen von zu Hause – oder wo immer es die Arbeit erfordert“, sagt Gladosch. Von zu Hause aus zu arbeiten ist für sie keine Neuheit, die erst mit dem Lockdown in der Pandemie aufkam: „Das mache ich nun schon vier Jahre so.“ Wenn Projekte oder unvorhergesehene Ereignisse es erfordern, arbeitet sie auch drei- oder viermal in Präsenz. „Das ist aber die Ausnahme und immer begründet.“ Während des Corona-Lockdowns war Gladosch, so wie ihre Kolleginnen und Kollegen, durchweg im Homeoffice. Zu der Zeit war es gut, dass alle Strukturen für mobiles Arbeiten vomMinisterium bereits geschaffen worden waren. „So hatten wir wenig Probleme bei der Umstellung auf das Arbeiten von zu Hause aus.“ Dass sie ihren Job jetzt so macht wie sie ihn macht, hätte sie sich vor einigen Jahren nicht denken können. Ganz bewusst wollte Gladosch Arbeit und Privatleben trennen und nie Aufgaben mit nach Hause nehmen. „Doch dann begann ich ein berufsbegleitendes Studium und das Flexwork-Modell hat mir den Zugang zum Lernen deutlich erleichtert“, sagt die stellvertretende Referatsleiterin. Bei der Umstellung von der Präsenzarbeit auf das Homeoffice hat sie sich gut betreut gefühlt. Heute sei es kein Problemmehr, einen voll ausgestatteten Arbeitsplatz am eigenen Schreibtisch einzurichten. Außerdem bot das Ministerium „Resilienzschulungen“ an. Beschäftigte erfuhren dort, wie sie sich vor dem Gefühl schützen, immer erreichbar sein zu müssen, und Führungskräfte wurden sensibilisiert, auf die Ruhezeiten ihrer Mitarbeitenden zu achten. „In der Regel arbeite ich an zwei Tagen in der Woche imMinisterium und an drei Werktagen von zu Hause – oder wo immer es die Arbeit erfordert.“ Anke Gladosch, stellvertretende Leiterin im Referat für Jungen- und Männerpolitik des BMFSFJ Foto: Colourbox.de 22 FOKUS dbb magazin | Oktober 2022
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