die Familie zu haben. Eng getaktete Tage stören sie aber nicht weiter, denn ihre Arbeit mache ihr viel Freude. „Dadurch, dass wir viel im Außendienst sind, um die Hygiene in Einrichtungen zu überprüfen, lerne und erlebe ich viel.“ Es sei diese Abwechslung und die Stimmung im Team, die die Arbeit so angenehmmachen. Früh mit der Arbeit beginnen kann Amra Mujagic-Tietke, weil sie Gleitzeit hat. Mit einer Kernarbeitszeit von 9 bis 14 Uhr ist der früheste Beginn um 6 Uhr, der späteste Feierabend um 21 Uhr möglich. „Mein spätester Feierabend war bisher 19.30 Uhr“, sagt Mujagic-Tietke. Im Homeoffice kann sie derzeit einmal pro Monat arbeiten. Doch nicht jede Aufgabe sei Homeoffice-tauglich, da viele Vorgänge dem Datenschutz unterliegen. Ob sich die zweifache Mutter irgendwann doch für Teilzeit entscheidet, weiß sie nicht. „Erst einmal lasse ich die Stunden so. Mein Job ist einfach echt schön.“ Und falls sie einmal Überstunden hat, „bummelt“ sie diese ab, denn das ist in ihrer Vereinbarung so vorgesehen. Generell hängt es aber vom jeweiligen Arbeitgeber ab, wie mit Überstunden bei Vollzeit oder Mehrarbeit bei Teilzeit verfahren wird. Üblich ist in den meisten Dienststellen ein Ausgleich in Freizeit. Arbeitgebende achten mehr auf die Work-Life-Balance Straffe Arbeitstage hat auch Sven Paul, Referent und stellvertretender Leiter für Grundsatzfragen der Gleichstellungspolitik im BMFSFJ. An Bürotagen verlässt er um 7 Uhr morgens das Haus und kommt gegen 19 Uhr zurück. Wie Anke Gladosch nutzt auch er Flexwork in Vollzeit, hat aber auch schon andere Arbeitszeitmodelle ausprobiert. Der Vater dreier Kinder begann seine Arbeit imMinisterium vor 14 Jahren. Da waren die ersten beiden Kinder, Zwillinge, schon auf der Welt. Bei der Geburt des dritten Kindes sei geradezu von ihm „erwartet“ worden, dass er die gesetzlich mögliche Elternzeit von mindestens zwei Monaten nimmt. Eine Erwartung, die viele Jahrzehnte über nicht an Väter gestellt wurde. Pauls Weg war dann aber ein anderer. „Anstatt Elternzeit zu nehmen, entschloss ich mich lieber dazu, dauerhaft die Stunden zu reduzieren“, sagt er. Für etwa ein Jahr ließ er seine Arbeitsstundenzahl auf 80 Prozent herabsetzen. „Ich habe das seinerzeit gemacht, weil es für unsere Familienbedürfnisse besser gepasst hat, als zum Beispiel vier Monate am Stück in Elternzeit zu gehen.“ Damals war er noch nicht stellvertretender Referatsleiter. Das habe zum einen finanzielle Gründe gehabt, zum anderen wollte Paul dauerhaft mehr Zeit mit der Familie verbringen. Eine Stundenreduzierung schien da der geeignete Kompromiss zu sein. Die Stunden wieder aufzustocken war im BMFSFJ kein Problem, berichtet Sven Paul. Als 2014 die damalige Familienministerin Manuela Schwesig öffentlich ansagte, dass abhängig Beschäftigte entscheiden können sollten, ob sie in Präsenz, im Homeoffice, Voll- oder Teilzeit arbeiten möchten, ging das BMFSFJ mit gutem Beispiel voran. Fortan war es möglich, relativ problemlos in ein anderes Arbeitszeitmodell zu wechseln und auch einen Laptop für mobiles Arbeiten zu erhalten. Sven Paul und sein Team haben das genutzt. So war auch in seinem Referat die Umstellung auf komplettes Homeoffice während des Corona-Lockdowns kein Problem. „Man durfte damals nur noch mit triftigem Grund ins Büro“, berichtet er. Auch auf Distanz habe die Koordination der Projekte gut funktioniert. Dabei sei auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Team- „Bei einem Projekt liegt es auch an mir als Projektleitung, ob ich die unterschiedlichen Steuerungsbedarfe der Kolleginnen und Kollegen wahrnehme und dem nachkomme.“ Sven Paul, Referent und stellvertretender Leiter für Grundsatzfragen der Gleichstellungspolitik im BMFSFJ „Zur Prüfung nach drei Arbeitsjahren kann man nur zugelassen werden, wenn man in Vollzeit arbeitet.“ Amra Mujagic-Tietke, Hygieneinspektorin im Gesundheitsamt Charlottenburg-Wilmersdorf in Berlin © Michael Winter 24 FOKUS dbb magazin | Oktober 2022
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