tung, warum der Nachwuchs vermeintlich nur zögerlich zugreift: „Es ist super, dass die Ausbildungskapazitäten für eigene IT-Kompetenz beim Staat jetzt endlich aufwachsen, und da sind total spannende und für verschiedenste Bedürfnisse passende Studienmodelle amMarkt. Aber der Segen der Vielfalt wird zum Fluch, wenn man nicht mehr durchblickt.“ Tatsächlich erfordert die Recherche des Angebots der Hochschulen von Bund und Ländern ein hohes Maß an Akribie, Geduld und Hartnäckigkeit. „Man könnte es in Anlehnung an ein beliebtes Brettspiel ‚Das verrückte Labyrinth‘ nennen“, übt sich der dbb jugend-Chef in einer humoristischen Betrachtung der Lage. „Nehmen wir mal an, ein junger Mensch mit Abitur interessiert sich für den Staatsdienst und ist obendrein auch noch IT-affin. Nach einigem Suchen landet sie oder er auf der Homepage einer öffentlichen Verwaltungshochschule, lässt sich nicht vom etwas in die Jahre gekommenen Webdesign entmutigen und stellt fest, dass hier tatsächlich ein dualer Studiengang Verwaltungsinformatik angeboten wird. Nichts wie bewerben, denkt sich der Nachwuchs – aber siehe da: ‚Falls Sie Interesse an dem Studium haben, müssen Sie sich bei einer Ausbildungsbehörde bewerben. Die Anmeldung zum Studium an der Hochschule erfolgt durch die Behörde, die Sie einstellt. Eine Einschreibung direkt bei der Hochschule ist nicht möglich‘, heißt es. Immerhin gibt’s einen Link zu den Ausbildungsbehörden – klick. Es öffnet sich eine mehrere Seiten lange, lieblos gestaltete PDF-Datei mit einer Liste der Ausbildungsbeauftragten der Behörden, bei denen man sich bewerben kann“, schildert Matthäus Fandrejewski. „Soll man die jetzt alle abtelefonieren?! Ganz ehrlich: So was empfinden junge Menschen als Zumutung. Selbstredend muss der Staat bei der Auswahl seines Personals eine hohe Messlatte anlegen, wir wollen die Besten der Besten. Aber genau die fühlen sich mit einer solchen Ansprache und Performance ihres möglicherweise zukünftigen Arbeitgebers doch überhaupt nicht abgeholt.“ Professionelles Matching ist gefragt Immerhin, so der dbb jugend-Chef, bemühten sich einige Hochschulen um ein professionelleres Matching zwischen Interessierten und Ausbildungsbehörden: „Es ist ja nun mal so, dass insbesondere unsere Laufbahnausbildung auf diesem bewährten dualen Miteinander von Theorie und Praxis beruht. Man sollte das aber als Attraktivitätsmerkmal kommunizieren und nicht zum Hürdenlauf machen, sondern smart für die Digital Natives gestalten.“ Als Best Practice nennt Fandrejewski etwa die digitalen Stellenbörsen der Dualen Hochschulen Gera-Eisenach und Harz, wo Interessierte die FOKUS 23 dbb magazin | November 2022
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