Stellenangebote der Ausbildungsbehörden direkt anklicken können, oder die Hochschule Meißen. Die wickelt das gesamte Auswahlverfahren auch für ihren Studiengang „Digitale Verwaltung“ in enger Abstimmung mit den Einstellungsbehörden im gesamten Freistaat zentral ab und begleitet die jungen Talente, die sich direkt in Meißen bewerben, wie ein Lotse bis zum passenden Praxispartner und zur Aufnahme der Ausbildung. „Genau dieses Once-Only-Prinzip sollte bei der Nachwuchs- und insbesondere der IT-Fachkräftegewinnung für den öffentlichen Dienst generell Anwendung finden“, fordert Fandrejewski. Denn nicht nur von Hochschule zu Hochschule sind Unterschiede und Verwirrung groß – die Vielfalt potenziert sich mit jeder Ebene im föderalen Gefüge weiter. Keine gemeinsamen Standards, keine Rahmencurricula „Wenn ich in Brandenburg an der TH Wildau Verwaltungsinformatik studiere, heißt das noch lange nicht, dass ich damit auch in Nordrhein-Westfalen die Laufbahnbefähigung habe. Ob ich mit meinem Bachelor im Digitalen Verwaltungsmanagement von der Hochschule Kehl auch in einer saarländischen Kommunalverwaltung oder im Bundesamt für Güterverkehr in der Lage bin, Prozesse zu digitalisieren, gibt mir niemand schwarz auf weiß“, erklärt der dbb jugend-Vorsitzende die Problematik: „Es gibt keine gemeinsamen Ausbildungsstandards, keine Rahmencurricula, geschweige denn ein einheitliches Einkommensniveau und verlässliche Perspektiven – allesamt Parameter, die die Ausbildung und den Arbeitsmarkt Staat für alle Beteiligten transparenter, wirtschaftlicher und attraktiver machen würden“, kritisiert Fandrejewski. „In diesem Durcheinander regiert im Grunde allein das Gesetz vom ‚Survival of the fittest‘ – wer finanziell und personell gut aufgestellt und dank entsprechendemMarketing sichtbar ist, gewinnt den Nachwuchs.“ „Mia san mir“ – wenn jeder an sich denkt, ist auch an alle gedacht? So hat die Hochschule des Bundes, die sich die Ausbildung staatseigener Digitalkompetenz an den Standorten Brühl und Münster natürlich auch auf die Fahnen geschrieben hat, grundsätzlich weniger Probleme, Studierende für die IT-Fächer zu gewinnen. Kein Wunder, denn der Bund speist aus seinen Behörden einen stetigen Strom von Nachwuchskräften ein, ITZBund und auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) – beide bekannt für ihr professionelles Employer Branding – unterhalten quasi ein Dauer-Abo auf Fachkräfte. Bereits seit 2012 läuft an der HS Bund der Diplom-Studiengang Verwaltungsinformatik, den bislang mehr als 400 junge Menschen erfolgreich absolviert haben. Pro Jahr sind derzeit 116 Studienplätze im Angebot, die auch alle weitgehend besetzt sind. Neu im Angebot ist seit Oktober 2020 der Diplom-Studiengang Digital Administration and Cyber Security (DACS), der erste Jahrgang mit 60 Studierenden wird Ende September 2023 fertig. Bislang gibt es 120 Studienplätze pro Jahr, ab Oktober 2023 soll auf 180 aufgestockt werden. Zwar seien die Bewerbendenzahlen für DACS noch ausbaufähig, aber in Brühl ist man guter Dinge, dass sich das mit steigendem Bekanntheitsgrad des Studiengangs, der ausschließlich für eine Laufbahn beim Bund ausbildet, schon bald ändern wird. Auch in der bayerischen Landeshauptstadt München lässt sich in Sachen IT-Ausbildung das „Mia san mir“ besichtigen. Dort betreibt die Kommunalverwaltung in Kooperation mit der privaten FOM Hochschule seit 2017 der Studiengang „Wirtschaftsinformatik – kommunal“ (B. Sc.), um IT-Fachkräfte für die Stadtverwaltung auszubilden. Der Studiengang erfreut sich seit seiner Einführung einer großen Beliebtheit, sowohl auf der Seite der Studierenden als auch auf der Seite der Landeshauptstadt München. Dass es an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern bereits einen dualen Studiengang Verwaltungsinformatik der öffentlichen Hand gibt – geschenkt. Kannibalisierungseffekte zwischen Gebietskörperschaften „Wer kann, der kann“, kommentiert dbb jugend-Chef Matthäus Fandrejewski. „Die Frage ist allerdings, ob wirklich an alle gedacht ist, wenn jeder nur an sich denkt.“ Auch im Bereich der IT-Nachwuchsgewinnung drohe eine Kannibalisierung zwischen den verschiedenen Gebietskörperschaften. So werbe beispielsweise die Hessische Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HöMS) in Thüringer Tageszeitungen offensiv für ihren dua- „Es gibt keine gemeinsamen Ausbildungsstandards, keine Rahmencurricula, geschweige denn ein einheitliches Einkommensniveau und verlässliche Perspektiven – allesamt Parameter, die die Ausbildung und den Arbeitsmarkt Staat wirtschaftlicher und attraktiver machen würden.“ dbb jugend-Chef Matthäus Fandrejewski 24 FOKUS dbb magazin | November 2022
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