Für die Erhebung SKiD, die am 8. November 2022 in Berlin vorgestellt wurde, sind rund 46000 Menschen über ihre Erfahrungen mit Kriminalität befragt worden. Sie gaben Auskunft darüber, wie oft sie in den vergangenen zwölf Monaten Opfer von Straftaten wurden, berichteten von ihrem Anzeigeverhalten und ihrem Sicherheitsgefühl. Außerdem war auch die Meinung über die Polizeiarbeit Teil der Erhebung. Die Ergebnisse geben Aufschluss über Trends der Kriminalitätsentwicklung. Sie sind eine Ergänzung zur Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) und ein wichtiges Mittel, um die Ausmaße und Folgen von Kriminalität abzuschätzen. Cybercrime boomt Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass insbesondere im Deliktbereich Cybercrime viele Menschen Opfer von Straftaten werden. Etwa 14 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren sind in den zwölf Monaten vor der Befragung Opfer eines Cybercrimedeliktes wie etwa Online-Waren- oder -Dienstleistungsbetrug oder demMissbrauch persönlicher Daten bei der Nutzung des Internets geworden – das sind die höchsten Werte in der Befragung. Gleichzeitig wurden aber nur rund 18 Prozent der Fälle zur Anzeige gebracht. Zudem zeigen sich 42 Prozent der Befragten beunruhigt, Opfer von Betrug im Internet zu werden. Diese Sorge ist deutlich stärker verbreitet als die Beunruhigung, von anderen Straftaten betroffen zu sein. Auch die Risikoeinschätzung, Opfer einer Straftat zu werden, ist für Betrug im Internet am höchsten. 34 Prozent der Bevölkerung halten es für wahrscheinlich, in den nächsten zwölf Monaten Opfer solcher Delikte zu werden. In Verbindung mit der Entwicklung der Fallzahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) zeigt sich, dass eine Digitalisierung der Kriminalität zu beobachten ist, die auch eine Verlagerung des Kriminalitätsaufkommens ins kriminalstatistische Dunkelfeld darstellt. „Analoge“ Delikte, die vergleichsweise häufig angezeigt werden, gehen zurück. Dagegen nimmt die Kriminalität im digitalen Raum, die seltener zur Anzeige kommt, weiter zu. So ist die Zahl der Diebstähle laut PKS von 2012 bis 2021 um 37 Prozent gesunken. Cybercrimedelikte (Computerkriminalität und Cybercrime) stiegen dagegen um 66 Prozent an. Das umfasst auch Hasskriminalität und verbale Gewalt im Netz, von denen den Ergebnissen der Studie zur Folge junge Menschen besonders stark betroffen sind. „Die Bundesregierung stellt sich hier noch besser auf und investiert in die Bekämpfung der Cyberkriminalität“, betonte Bundesinnenministerin Nancy Faeser bei der Vorstellung der Studienergebnisse. Die in diesem Jahr vorgestellte Cybersicherheitsagenda des BMI enthält eine Reihe von Maßnahmen, um das BKA beim Kampf gegen Cyberkriminalität weiter zu ertüchtigen. Sicherheitsempfinden verbesserungswürdig Obgleich sich das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung Deutschlands auf einem insgesamt sehr hohen Niveau befindet, gibt es Bereiche des Alltags, in denen das Sicherheitsgefühl in beachtlichem Ausmaß beeinträchtigt ist: In der eigenen Wohngegend fühlen sich nachts und ohne Begleitung zum Beispiel nur knapp drei Viertel der Bevölkerung sicher, im öffentlichen ONLINE Kriminalität und Sicherheit „SKiD“ bringt Licht ins Dunkelfeld Die Menschen in Deutschland fühlen sich insgesamt sicher. Dennoch fürchten sie die häufigsten Straftaten im Internet wie Betrug, Missbrauch persönlicher Daten oder Beleidigung. Die Studie „Sicherheit und Kriminalität in Deutschland“ (SKiD) des Bundeskriminalamtes (BKA) will vor allem Dunkelfelder der Kriminalität ausleuchten. „In keinem anderen Deliktbereich ist die Beunruhigung, Opfer einer Straftat zu werden, so ausgeprägt wie bei Betrug im Internet.“ Holger Münch, Präsident des BKA 26 FOKUS dbb magazin | Dezember 2022
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