dbb magazin 12/2022

JUNGE BESCHÄFTIGTE Frauen in Führungspositionen Öffentlicher Dienst: It’s (still) a man’s world Im öffentlichen Sektor sind mehr als die Hälfte aller Beschäftigten Frauen. Der Anteil an weiblichen Führungskräften liegt allerdings weiter deutlich unter 50 Prozent. Die jungen Frauen im Staatsdienst finden das „langsam nicht mehr lustig“. It’s still a man’s world“, sagt Daria Abramov: „Obwohl im öffentlichen Dienst mit 61 Prozent deutlich mehr als die Hälfte aller Beschäftigten Frauen sind, liegt der Anteil an weiblichen Führungskräften weit darunter – auf der ersten Führungsebene bei 37 Prozent, auf der zweiten Führungsebene bei 46 Prozent. Das widerspricht allen Absichtserklärungen und gleichstellungsrechtlichen Regelungen, vor allem aber dem Gleichheitsgrundsatz und dem Gleichstellungsanspruch, die im Staatsdienst eigentlich in besonderemMaße gelten sollten“, kritisiert die stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend, der Spitzenorganisation der gewerkschaftlichen Jugendverbände im öffentlichen Dienst und in den privatisierten Bereichen. Verbesserungen im Schneckentempo Aktuelle Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) belegen, dass sich der Anteil von Frauen in Führungspositionen im öffentlichen Dienst weiter nur im Schneckentempo erhöht: Seit 16 Jahren herrscht beim Frauenanteil auf der ersten Führungsebene mehr oder weniger Stillstand. „Es ist nur ein schwacher Trost, dass es in der Privatwirtschaft nicht sehr viel besser aussieht“, stellt Daria Abramov fest, die selbst als Teamleiterin von aktuell 17 Mitarbeitenden bei der Stadt Wuppertal arbeitet. Laut IAB ist der Anteil von Frauen auf der ersten und zweiten Führungsebene im öffentlichen Sektor zwar nominell höher als in der Privatwirtschaft. Mit Blick auf ihren Anteil an den Beschäftigten sind Frauen hier aber nicht besser vertreten als in der Privatwirtschaft, auf der zweiten Ebene sogar deutlich schlechter. Der seit vielen Jahren relativ hohe Anteil von Frauen auf der zweiten Führungsebene in Betrieben und in der Verwaltung führte bislang also nicht dazu, dass Frauen häufiger in Spitzenpositionen kommen. „Offensichtlich ist es nicht nur eine Frage der Zeit, bis genug Frauen Erfahrung auf der zweiten Führungsebene gesammelt haben und dann auch in die obersten Führungsetagen aufsteigen“, so Susanne Kohaut vom IAB-Forschungsbereich „Betriebe und Beschäftigung“. Auch in den bisweilen beispielgebenden obersten Bundesbehörden steigt der Anteil an weiblichen Führungskräften zu langsam, noch dazu sind die Fortschritte nicht in allen Behörden gleich groß, weil die Frauenförderung nicht überall mit dem gleichen Elan betrieben wird. Laut aktuellem Gleichstellungsindex der Bundesregierung ist der Frauenanteil an Leitungspositionen in den obersten Bundesbehörden zwischen 2020 und 2021 um lediglich zwei Prozent auf 39 Prozent gestiegen. Der Anteil weiblicher Beschäftigter dort liegt hingegen bei 55 Prozent. Die „gläserne Decke“ ist kein Märchen „Deswegen ist die Theorie von den ‚gläsernen Decken‘, die Frauen den Weg in Toppositionen versperren, kein Märchen, sondern ein tatsächliches Muster, dass es zu durchbrechen gilt“, macht Daria Abramov klar. Es müsse endlich Schluss sein mit strukturellen Barrieren wie nicht standardisierten und wenig transparenten Auswahlverfahren bei der Stellenbesetzung. „Auch die Einflussnahme von Netzwerken hat in Auswahlprozessen nichts zu suchen, ebenso müssen Stereotype, die Frauen bewusst oder unbewusst bestimmAuch in den obersten Bundesbehörden steigt der Anteil an weiblichen Führungskräften zu langsam, noch dazu sind die Fortschritte nicht in allen Behörden gleich groß, weil die Frauenförderung nicht überall mit dem gleichen Elan betrieben wird. Model Foto: Colourbox.de 32 INTERN dbb magazin | Dezember 2022

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