dbb magazin 12/2022

INTERVIEW Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat ImMoment sehe ich keinen Spielraum, die wöchentliche Arbeitszeit abzusenken Frau Ministerin, der Fachkräftemangel ist ein riesiges Problem für dieses Land. Beim entsprechenden Gipfel und der Strategie der Bundesregierung spielte und spielt der öffentliche Dienst aber kaum eine Rolle, obwohl hier bereits heute 360 000 Beschäftigte fehlen. Wird sich das noch ändern? Auch der öffentliche Dienst kann von der breit angelegten Fachkräftestrategie profitieren. Der Bund ist zudem bereits sehr aktiv bei der Entwicklung von Strategien zur Gewinnung von Fachkräften, indem er die Arbeitsbedingungen für Fachkräfte nicht nur beim Gehalt mit zusätzlichen, gezielten Personalgewinnungsinstrumenten kontinuierlich verbessert. Der Bund bietet neben sinnstiftenden Jobs auch umfangreiche Entwicklungsmöglichkeiten. Es gibt großzügige Gleitzeitregelungen, Teilzeitmodelle, Langzeitkonten, Ausgleich von Mehrarbeit und Verkürzung der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit bei Pflege und Betreuung. Insbesondere für die Generationen Y und Z ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein entscheidender Faktor, mit dem wir punkten können. Um diese Attraktivitätsfaktoren noch besser zu bewerben, wollen wir eine „Arbeitgeberdachmarke Bund“ etablieren. Im Rahmen dieser Kampagne werden wir die vielfältigen Vorzüge einer Beschäftigung beim Bund sowie die Einstiegschancen noch deutlicher herausstellen. Auf der Internetseite wir-sind-bund.de gehen wir zudem auch besonders auf Bewerberinnen und Bewerber mit Einwanderungsgeschichte oder aus dem Ausland ein. Welche Impulse zur Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Dienstes wollen Sie in der anstehenden Einkommensrunde setzen? Und ist es nicht auch im Interesse von Bund und Kommunen, gerade angesichts der volatilen wirtschaftlichen Lage eine kurze Laufzeit zu vereinbaren? Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen leisten eine wertvolle und für unsere Gesellschaft unverzichtbare Arbeit. Sie sorgen dafür, dass unser Staat handlungsfähig ist, gerade in Krisenzeiten. Die Auswirkungen der aktuellen Krisen sowie der Inflation treffen auch die Beschäftigten selbst. Sie erwarten zu Recht, dass Arbeitgeber und Gewerkschaften angemessene lohnpolitische Antworten auf die aktuellen Herausforderungen finden. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir in den kommenden Tarifverhandlungen gute und sachgerechte Lösungen finden werden. © Peter Jülich 8 AKTUELL dbb magazin | Dezember 2022

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