dbb magazin 1-2/2023

mehr als sechs Monaten. Probleme bei der Personalgewinnung gebe es vor allem bei IT-Kräften und im Tiefbau. Neuruppins Strategie sei es, nun selber Ausbildungen und duale Studiengänge in diesen Bereichen anzubieten. „Wir müssen aber nicht nur Kräfte gewinnen, sondern auch halten“, erklärte Kuzu und betonte die Bedeutung von Arbeitskultur und Führungskräften: „Wer unfähige Führungskräfte hält, verliert fähige Beschäftigte!“ Um die Bedürfnisse der Beschäftigten besser zu verstehen und zu erfüllen, habe man gemeinsammit diesen in einem anderthalbjährigen Prozess ein Konzept für die Personalentwicklung erarbeitet. Ihr Wunsch: „Reden Sie nicht über die Mitarbeiter, sondern mit ihnen!“ Dercks: Der Mangel bleibt Dr. Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer, mahnte einen realistischen Blick auf die Lage an: „Unterm Strich müssen wir mit dem Fachkräftemangel umgehen und leben.“ Dabei säßen alle Branchen – ob öffentlicher Dienst, Handwerk, Industrie, Handel oder Dienstleistungen – in einem Boot. Für entscheidender als attraktivere Beschäftigungsbedingungen hält Dercks neue Lösungen, die er sich insbesondere aus dem Bereich der Digitalisierung erhofft. „Es ist eine Illusion zu glauben, dass man das dauerhafte Fehlen von mehr als zwei Millionen Fachkräften durch attraktivere Beschäftigungsbedingungen kompensieren kann. Wir müssen uns damit abfinden, dass wir weniger werden. Und das bedeutet, dass man zum Teil Aufgaben einfach wegfallen lassen muss – beispielsweise den Sachverständigen für Solaranlagen – oder eben bei bestimmten Verfahren KI einbinden und auch entscheiden lassen muss. Denn nur so können wir auch künftig sicherstellen, dass wir in den Bereichen, in denen wir Menschen brauchen, etwa in Bildung und Pflege, diese dann auch tatsächlich noch haben.“ Auch föderale Strukturen und Datenschutzvorschriften seien in vielen Bereichen sowohl für Staatsbedienstete als auch für Bürgerinnen und Bürger sowie Wirtschaft zu häufig Ärgernisse- und Hemmnisse und gehörten auf den Prüfstand, kritisierte Dercks und sprach sich auch für einen verstärkten Austausch zwischen öffentlichem Dienst und Privatwirtschaft aus. Bastians: Gesetzgebung nachhaltiger machen Dr. Uda Bastians, Beigeordnete und Leiterin des Dezernats Recht und Verwaltung beim Deutschen Städtetag, will dem Fachkräftemangel, der insbesondere im Ingenieurswesen und der IT sowie Pflege und Betreuung eklatant sei, unter anderem durch mehr Ausbildungskapazitäten im öffentlichen Dienst begegnen. „Wir ... ist seit 2004 stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und seit 2005 Geschäftsführer der DIHK Service GmbH. Nach dem Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Köln und Paris promovierte er 1996. Von 1996 bis 2002 leitete er das Referat „Arbeitsmarkt, Soziale Sicherung“ der DIHK, danach bis 2004 das Büro für Präsidialangelegenheiten, Arbeitsmarkt und Gesellschaftspolitik. Von 2004 bis 2012 war Dercks Leiter des Bereichs „Kommunikation Gesellschaftspolitik“ der DIHK. Dr. Achim Dercks ... ... ist seit März 2019 Beigeordnete von Neuruppin und für den umfassenden Change-Management-Prozess in der Stadtverwaltung verantwortlich. Nach ihrem Diplomstudium der Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Internationales Recht an der Freien Universität Berlin und ihremMasterstudium im Konfliktmanagement an der Lancaster University arbeitete sie 13 Jahre unter anderem als Büroleiterin in Ghana und stellvertretende Büroleiterin in Istanbul für die Friedrich-Ebert-Stiftung. Daniela Kuzu ... ... ist seit Februar 2018 Beigeordnete beim Deutschen Städtetag und leitet das Dezernat Recht und Verwaltung. Vor ihrer Zeit beim Deutschen Städtetag sammelte die promovierte Juristin sowohl Erfahrungen auf Landesebene beim Landkreistag Brandenburg als auch auf Bundesebene beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Dr. Uda Bastians ... Über die Zukunft der Personalentwicklung diskutierten ... studierte Politikwissenschaft inMünster und ist seit Juni 2022 Staatssekretär imMinisterium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen. Neben Stationen bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und der Unternehmerverbandsgruppe Metall Ruhr-Niederrhein war er von 2003 bis 2011 als Leiter der Abteilung Politik und Kommunikation sowie Pressesprecher der CDU Nordrhein-Westfalen und von 2002 bis 2003 als politischer Referent für die CDU Hessen aktiv. Matthias Heidmeier ... © Land NRW/Ralph Sondermann © Privat © Pepe/Fontanestadt Neuruppin © Werner Schuering 16 FOKUS dbb magazin | Januar/Februar 2023

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