dbb magazin 5/2023

DASEINSVORSORGE Klimaschutz Aktionspläne gegen Hitzefolgen dringend gesucht Nicht erst die zurückliegenden Sommer haben gezeigt, dass Perioden extremer Hitze und Dürre in Deutschland immer häufiger werden und immer länger andauern. Hitze und ihre Folgen werden für Mensch, Tier und Pflanze zu einer ernsthaften Bedrohung. Höchste Zeit, aktiv zu werden. Aber wie? Der Hitzesommer 2003 forderte europaweit 70000 Todesopfer – eine Zahl, die damals noch niemand so recht zur Kenntnis nahm. In den drei Sommern 2018 bis 2020 waren es allein in Deutschland 19000. Schon die Juli-Hitze des Jahres 2022 kostete hierzulande mindestens 3000Menschen das Leben. Weltweit geht dieWeltgesundheitsorganisation für die kommenden Jahre vonMillionen Hitzetoten aus – Tendenz steigend. Besonders in den Städten werden Tagestemperaturen von über 30 Grad im Schatten für vulnerable Gruppen –Menschen über 65 Jahren, Schwangere, Kinder, Vorerkrankte, Obdachlose, Menschen, die im Freien schwerer Arbeit nachgehen – zum Problem. Das gilt erst recht, wenn solche Phasen länger anhalten. Bodenversiegelung und dichte Bebauung beispielsweise sorgen dafür, dass die Hitze auch nachts nicht entweichen kann. „Tropische Nächte“ von 20 Grad undmehr setzen dann nicht nur vulnerablen Gruppen zu. Was ist erforderlich? Zunächst einmal: Problembewusstsein. Sommer wie die jüngsten sind keine Ausnahmeerscheinung mehr. Immer mehr Menschen werden in naher Zukunft durch Hitze und ihre Folgen gesundheitliche Schäden davontragen – bis hin zum Tod. Dehydrierung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Zunahme von Allergien, etwa durch aggressivere Pollen und verlängerte Vegetationsphasen, sowie Infektionen durch invasive Mückenarten und Vermehrung von Bakterien in salzarmen Gewässern sind nur einige der relevanten Konsequenzen. Das erfordert akut, mittelfristig und auf lange Sicht Eingriffe, Reaktionen und Anpassungen auf kommunaler Ebene – dort, wo die Hitze jeweils zuschlägt, dort, wo die Menschen leben und arbeiten. Städte sind anders betroffen als ländliche Regionen, zum Notfall kann extreme Hitze aber überall werden. Medikamente beispielsweise wirken bei Hitze anders als bei Normaltemperaturen. Das müssen Hausärzte und -ärztinnen wissen, um ihre Patienten entsprechend zu instruieren. Fällt die Temperatur nach einer Hitzewelle, kommt es vermehrt zu Schlaganfällen, wenn der Körper versucht, den Wärmeaustausch den veränderten Bedingungen anzugleichen. Darauf müssen Kliniken und Rettungsdienste vorbereitet sein. Doch während für natürliche Extremereignisse wie Wald- und Flächenbrände, Erdbeben, Überschwemmungen oder Stürme Notfallpläne existieren, herrscht mit Blick auf extreme Hitzeereignisse in dieser Hinsicht vielerorts noch Wüste. Dabei ist die Liste der Aufgaben lang, die der Beteiligten ist es auch. Ein koordiniertes und geübtes Vorgehen ist beziehungsweise wäre daher essenziell. Akut müssen vulnerable Gruppen besonders geschützt werden, etwa durch Warnungen im Vorfeld, Vorbereitungen in Pflege, Gesundheitswesen und Katastrophenschutz, durch Handlungsanweisungen für die Bevölkerung, Zurverfügungstellung kühlender Räumlichkeiten und Verschattung sowie Sicherstellung von Energie- und Wasserversorgung. Mittel- und langfristig geht es darum, vor allem die Städte hitzeresilient zu machen: Foto: alfotokunst/Colourbox.de 16 FOKUS dbb magazin | Mai 2023

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