dbb magazin 5/2023

durch das Anlegen von Trinkbrunnen, Frischluftschneisen, Grünanlagen und Wasserflächen, durch die Identifikation besonders wärmegeplagter Straßenzüge und Einleitung von Entlastungsmaßnahmen, durch Reduktion der Luftschadstoffe, energieeffizientes Bauen et cetera. Für die Verwaltungen auf kommunaler, Kreis- und Landesebene ist das eine enorme Aufgabe. Zuständigkeiten definieren Wer diese Aufgaben stemmen soll, darüber wird gestritten. Der Bund verweist auf Länder und Kommunen, die Länder sehen die Kreise und Kommunen in der Pflicht und die Kommunen sind oft ratlos oder überfordert. Es fehlt an Personal, auch an den entsprechenden Strukturen, von Finanzierung gar nicht zu reden. Hitzeschutz betrifft viele Bereiche, die eng miteinander verzahnt sind, häufig aber nicht in dieselbe Zuständigkeit fallen. Beispiel Stendal: Die Stadt gehört zum Altmarkkreis Stendal. Der ist für das Gesundheits- und Umweltamt zuständig, außerdem für alle Schulen außer den Grundschulen – die unterstehen der Stadt. Kreisfreie Städte wie Erfurt, Dresden, Gera, Halle, Leipzig oder Magdeburg haben es da leichter. Energie- und Wasserversorger, Umwelt-, Bau-, Gesundheits- und Schulamt liegen in einer Hand. Dresden und Erfurt haben sich beim Thema Hitzeschutz sogar zu einem Projekt zusammengetan: „HeatResilientCity“ (HRC). Es geht um hitzeresiliente Stadt- und Quartiersentwicklung in Großstädten – und die beiden Städte waren so erfolgreich und innovativ, dass das Projekt 2022 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis Forschung ausgezeichnet wurde. Gefördert wurde HRC durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die Federführung übernahm das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung in Leipzig. Zusammenarbeit führt zum Ziel Kooperationen können ein Weg sein, die vielfältigen Aspekte des Themas zu meistern. Inspirationen durch Best-Practice-Beispiele sind ein weiterer. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung stellt nicht nur vielfältiges Infomaterial zur Verfügung, sondern sammelt auch zahlreiche Beispiele für kommunale Hitzeschutzkonzepte aus ganz Deutschland – mit Dresden, Erfurt, Magdeburg, Potsdam und Rostock sind die neuen Länder darin prominent vertreten. Bayern hat eine kommunale Handreichung samt Toolbox zum Thema entwickelt, in der jeweils gewichtet wird, wie Aufwand, Kosten, Realisierung und Wirkung zu veranschlagen sind. Die Palette reicht von einfach/gering bis komplex/langfristig, sodass jede und jeder hier fündig werden kann. Und beispielsweise auf „coole Straßen“ trifft, die Wien in Zeiten extremer Hitze einzurichten versucht: durch Sperrung des Straßenverkehrs, mobile Wassernebelmaschinen und Installation von Trinkbrunnen, um Hitzeinseln erträglicher zu gestalten. Internationale Beispiele finden sich auch in einer Arbeitshilfe für Kommunen, die die Hochschule Fulda im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und des Umweltbundesamts entwickelte. Praxisnah und anschaulich werden hier 19 Empfehlungen formuliert, die auf Erfahrungen aus ganz Europa mit den unterschiedlichsten regionalen Besonderheiten fußen. Der Bund fördert also und regt an, sammelt und stellt Expertise zur Verfügung. Dennoch: Verpflichtend sind Hitzeaktionspläne derzeit nicht, und wer sie festschreiben will, muss zahlen. Das, so scheint es, will man bislang tunlichst vermeiden. Stattdessen wird die Verantwortung dafür weiter hin- und hergeschoben, bis sie letztlich mit den Kommunen bei der schwächsten Verwaltungseinheit landet. 2017 erstellte die damalige Bundesregierung zwar Handlungsempfehlungen für die Erstellung solcher Konzepte, aber ein nationaler Hitzeaktionsplan mit verbindlichen Vorgaben für Gesundheitswesen und Katastrophenschutz steht nach wie vor aus. Es wird höchste Zeit, dass sich das ändert. Andrea Böltken Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung informiert umfassend und mit vielen Best-Practice-Beispielen unter klima-mensch-gesundheit. de zum Thema. Zur Toolbox des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit geht es hier: tinyurl.com/4ub8zjb3, zur Arbeitshilfe für Kommunen hier: tinyurl. com/4efmww84. Wie hitzeresilienter Stadtumbau aussehen kann, erfahren Sie unter tinyurl.com/2p8meum5 und tinyurl.com/yrax4y4f. Webtipps Model Foto: Colourbox.de FOKUS 17 dbb magazin | Mai 2023

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