dbb magazin 5/2023

Land sieben Tage lang ohne Wind und Sonne mithilfe von Batterien zu betreiben.“ Er habe gelesen, dass die Beschaffung einer solchen Menge herkömmlicher Batterien etwa 1000 Milliarden Euro kosten würde. Man müsse sich also darüber verständigen, ob es nicht komfortabler wäre, wenn man sich damit begnügen würde, dass man nur für einen Tag Batteriestrom habe. Dann würden eben andere Regeln gelten, dann wäre der Kühlschrank eben aus und nach drei Tagen müsste man den Inhalt wegschmeißen. „Oder sollten wir, was intelligenter wäre, den Verbrauch an elektrischer Energie reduzieren?“ Das hieße dann aber aus seiner Sicht: kein Streamen, kein 5-G-Ausbau, keine Elektromobilität. „Solange diese Ziele so widersprüchlich laufen, drehen wir uns wie Hamster im Rad.“ Die Digitalisierung koste dabei nicht ausschließlich Energie, sie helfe an anderer Stelle schon auch dabei, Energie zu sparen. Zum Beispiel könnte Carsharing durch vernetzte Systeme beim Energiesparen helfen. Die Leute bräuchten dann zumindest in Städten eher keine Privatfahrzeuge mehr. Die Diskussion um Elektromobilität sei da eine Debatte am völlig falschen Ende. Ehrenamt als zentrale Stütze des Zivilschutzes Die Ehrenamtlichen spielen aus Albrecht Broemmes Sicht im Katastrophen- und Zivilschutz eine tragende Rolle: „Zwei Millionen Freiwillige bei Feuerwehr, THW und Rotem Kreuz sind bundesweit in Rufbereitschaft. Jeden Tag. Kostenlos.“ Den Profis hingegen müsse die Rufbereitschaft vergütet werden. „Das ist eine große Solidarität der Menschen, um sich gegenseitig zu helfen.“ Für ihn selbst sei das als Schüler einer der Gründe gewesen, zum THW zu gehen. Ja, auch die Aussicht darauf, einer Chemiearbeit fernzubleiben und dies mit Brückensprengarbeiten begründen zu dürfen, habe ihn gereizt. Aber die Möglichkeit, im Team anderen helfen zu können, habe ihn, neben der Möglichkeit, praktische Dinge zu erlernen, für die Arbeit begeistert. Bestimmte Bereiche der Daseinsvorsorge „würden ohne das Ehrenamt gar nicht funktionieren. Auf dem flachen Land eine freiwillige Feuerwehr, die im Jahr zehn Einsätze hat, wie soll das denn anders funktionieren? Wenn die Kreisstadt eine hauptamtliche Wache mit 20 Minuten Anfahrt hat, dann ist die Hütte abgebrannt.“ Gefragt, ob er, der aktuell zumindest in Teilen ehrenamtliche Arbeit leiste, sich mitunter missbraucht fühle, sagt er: „Ich habe es durch mein ganzes Berufsleben hindurch erlebt, dass meine Arbeit wertgeschätzt worden ist. Und noch immer sprechen mich Leute in der Öffentlich- keit an und sagen: ‚Vielen Dank!‘ Insofern tut es mir doch weh, wenn Einsatzkräfte, wie zum Beispiel an Silvester, in Hinterhalte gelockt werden, um sie zu schädigen!“ Auch zum Thema Dienstpflicht hat er eine eindeutige Meinung: „Wenn jeder mal eine gewisse Zeit der Allgemeinheit, dem Staat dient, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er dann auch mehr Respekt vor dem Staat hat.“ Man solle also einfach anfangen, das einzuführen. „Der Aufbau wird wahrscheinlich zehn Jahre in Anspruch nehmen.“ ada … Jahrgang 1953, trat 1970 als Freiwilliger dem Technischen Hilfswerk seiner Heimatstadt Darmstadt bei, studierte Elektrotechnik und arbeitete dann für die Berliner Feuerwehr, die er zwischen 1992 und 2006 als Landesbranddirektor leitete. Danach war er bis zu seiner Pensionierung 2019 Präsident der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW), deren Ehrenpräsident er seitdem ist. Er ist seit vielen Jahren Mitglied des vbob. Im Auftrag der Bundesregierung war er 2016 Sonderbeauftragter der Bundesregierung zur Umsetzung des Flüchtlingsabkommens zwischen der Türkei und der EU. Während der Coronapandemie organisierte er 2020 für das Land Berlin ein zusätzliches Notfallkrankenhaus für den Fall, dass die Berliner Krankenhäuser der Belastung der Pandemie nicht gewachsen wären. Er konzipierte und organisierte die Berliner Impfzentren und ist aktuell Fachberater des Landes Berlin zum Thema Ukraine-Flüchtlinge. Zusätzlich berät er mehrere Bundesländer zu Fragen des Zivil- und Katastrophenschutzes. Er ist Vorstandsvorsitzender der Stiftung THW und des Zukunftsforums öffentliche Sicherheit (ZOES). Albrecht Broemme ... Rund 20 THW-Einsatzkräfte montierten die Brücke in Dernau © Jan Brenner 20 FOKUS dbb magazin | Mai 2023

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