ONLINE Das schnellste Internet gab es nach Angaben von statista.de im Februar 2023 in Singapur: In dem ostasiatischen Land betrug die durchschnittliche Downloadrate der Internetanschlüsse rund 237,2 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). Auf dem zweiten Platz folgte China mit einemWert von 226,8 Mbit/s. Deutschland belegte mit 83,2 Mbit/s den 46. Platz im weltweiten Ranking. Als Grund für die mittelmäßige Geschwindigkeit gibt statista.de die geringe Verbreitung von Glasfaseranschlüssen an, die seit 2014 nur um rund sieben Prozentpunkte auf 8,1 Prozent angewachsen sei. Der Löwenanteil der Breitbandanschlüsse werde in Deutschland nach wie vor über DSL realisiert, wobei der Marktanteil von DSL zugunsten von Kabelanschlüssen kontinuierlich sinke. Mittlerweile sei fast jeder vierte Breitbandanschluss in Deutschland ein Kabelanschluss. Im deutschen Breitbandmarkt entfalle der größte Anteil der Anschlüsse mit 39,8 Prozent auf die Deutsche Telekom. Vodafone (DSL + Kabel) folge mit 29 Prozent, 1&1 und Telefonica belegten die Plätze drei und vier. Der Nachholbedarf bei dieser grundlegenden IT-Infrastruktur ist also immens, und sowohl die Bundesregierung als auch die Netzausrüster machen derzeit mächtig Druck, wobei der eigenwirtschaftliche Ausbau laut Koalitionsvertrag Vorrang hat: „Insbesondere dort, wo der Nachholbedarf am größten ist, allen voran weiße Flecken, investieren wir. Unter Wahrung des Investitionsschutzes ermöglichen wir Open Access zu fairen Bedingungen, wo nötig regulatorisch. Wir sorgen für Tempo beim Infrastrukturausbau durch schlanke digitale Antrags- und Genehmigungsverfahren, Normierung alternativer Verlegetechniken und Aufbau eines bundesweiten Gigabit-Grundbuchs“, heißt es in dem Papier selbstbewusst. Dass vom versprochenen Elan auch etwas in der Praxis ankommt, können Bürgerinnen und Bürger derzeit vielerorts vor der eigenen Haustür erkennen, denn besonders in ländlichen Regionen werden mehr und mehr Glasfaserleitungen bis an die Hausanschlüsse verlegt. In diesem Zusammenhang hat die Bundesregierung eine neue Förderrichtlinie für den Breitbandausbau veröffentlicht, nach der Kommunen wieder Mittel für den Glasfaserausbau beantragen können. Der Hauptgeschäftsführer des Digital-Branchenverbandes Bitkom, Dr. Bernhard Rohleder, begrüßt, dass damit Kommunen mit einem hohen Anteil besonders unterversorgter Gebiete in den Fokus der Förderung gerückt werden. „Mit der auch von der Branche seit Langem geforderten Priorisierung auf die tatsächlich förderbedürftigen Gebiete wird damit der wenig effizienten bisherigen Vergabe der Fördermittel nach dem ,Windhundprinzip‘ ein Ende gesetzt.“ Entscheidend sei, dass die Förderung tatsächlich in die Gebiete mit dem größten Nachhol- und Förderbedarf fließe und kein erneuter „Fördertsunami“ ausgelöst werde. Die Ausbaupraxis zeige, dass zu viel staatliches Geld „nicht zu einem schnelleren Ausbau führt, sondern diesen sogar bremsen kann. Wenn zu viel staatliche Mittel mit privaten Finanzmitteln in Wettbewerb treten, führt dies dazu, dass ohnehin knappe Bau- und Planungskapazitäten in Förderprojekten gebunden werden und damit für den schnelleren eigenwirtschaftlichen Ausbau nicht mehr zur Verfügung stehen.“ Der überwiegende Teil der Investitionen und damit der Anschlüsse werde eigenwirtschaftlich, also ohne den Einsatz von Steuergeldern, realisiert. In den Jahren 2022 bis 2025 wolle die Telekommunikationsbranche insgesamt rund 50 Milliarden Euro eigener Mittel in den Ausbau von Glasfasernetzen investieren. Surfen mit Lichtgeschwindigkeit Die Investitionen werden der Wirtschaft ebenso zugutekommen wie Privathaushalten. Zwar reichen die rund 80 Mbit/s, die derzeit im bundesdeutschen Durchschnitt erreicht werden, für die meisten Haushalte aus, um schnell im Internet zu surfen, HDFernsehen auch in mehreren parallelen Streams zu genießen und mit der Familie in Kontakt zu bleiben. Darüber hinaus sind Geschwindigkeiten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde über die Breitbandausbau Aufholjagd mit Glasfaser Deutschland soll schneller werden. Im Koalitionsvertrag von 2021 hat die Bundesregierung angekündigt, flächendeckend für schnelle Internetanschlüsse und Mobilfunkverbindungen zu sorgen, um international wettbewerbsfähig zu sein. Eine Schlüsseltechnologie dazu ist der Glasfaserausbau. © Lars Kienle/Unsplash.com 24 FOKUS dbb magazin | Mai 2023
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