dbb magazin 5/2023

FRAUEN Familienbarometer Eltern brauchen mehr Unterstützung Weniger als die Hälfte aller Eltern mit minderjährigen Kindern schätzt die eigene wirtschaftliche Lage als positiv ein. Die dbb frauen fordern vom Staat mehr Einsatz für Familien. Krisenerfahrungen wie die Coronapandemie oder der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die daraus folgende Inflation belasten viele Familien in Deutschland. An solche Umstände muss sich die Familienpolitik anpassen. Am 20. März stellte Bundesfamilienministerin Lisa Paus dazu das Familienbarometer vor. Die Studie beinhaltet Zahlen, Daten und Fakten zum Familienleben in Deutschland. Dafür werden Stimmung und Wünsche der Eltern analysiert. Es beschreibt also, wie sich das Familienleben in Deutschland zu Zeiten diverser Krisen verändert hat und in Zukunft verändern wird. Der Fokus liegt laut demMinisterium auf drei verschiedenen Handlungsfeldern: „Finanzielle Sicherheit für Familien erhöhen“, „Kinderbetreuung bedarfsgerecht weiterentwickeln“ und „Zeitautonomie in herausfordernden Familienphasen erhöhen“. Das Familienbarometer wurde vom Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) veröffentlicht. Die Erkenntnisse des Barometers resultieren aus einer repräsentativen Studie für die Aufgabenteilung in Familie und Beruf sowie weiteren repräsentativen Allensbach-Umfragen. Im vergangenen Jahr wurden dafür 12000 Menschen befragt. Davon bewerten nur 43 Prozent der Eltern minderjähriger Kinder ihre wirtschaftliche Lage positiv. „Fast allen in der Umfrage befragten Eltern machen die steigenden Lebenshaltungskosten große Sorgen. Alleinerziehende sehen ihre finanzielle Lage besonders kritisch. Die Bevölkerung erwartet vom Sozialstaat, dass er materieller Ungleichheit entgegenwirkt und gute Startchancen für alle Kinder fördert. Wenn die Ergebnisse der Studie also eines verdeutlichen, dann dies: Die Zeit zum Handeln ist jetzt“, sagte die Vorsitzende der dbb frauen und stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Milanie Kreutz am 23. März 2023. Familienministerin Lisa Paus will die Ergebnisse des Familienbarometers nutzen, um konkrete Lösungswege für Familien zu schaffen. Zentrale Vorhaben des BMFSFJ seien somit die Investition in verlässliche und gute Kinderbetreuungsinfrastruktur und die Kindergrundsicherung, die für Chancengerechtigkeit sorgen solle. Zudem soll eine zweiwöchige Freistellung des Partners oder der Partnerin den familiären Zusammenhalt stärken, und eine Reform der Familienpflegezeit die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf deutlich verbessern. „Als dbb frauen unterstützen wir natürlich die Absichtserklärungen der Bundesregierung, die Infrastruktur für die Kinderbetreuung zu verbessern sowie eine Reform der Familienpflegezeit und des Vaterschaftsurlaubs anzustreben. Die zweiwöchige Partnerfreistellung nach der Geburt eines Kindes beispielsweise sollte aber zügig und nicht wie geplant erst 2024 umgesetzt werden, wenn der Staat die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger wirklich ernst nimmt. Denn auch das unterstreicht die Umfrage: Junge Väter und Mütter wollen eine fairere Aufteilung von Kinderbetreuung, Haushalt und Erwerbstätigkeit. Und sie erwarten zu Recht, dass die Politik sie dabei unterstützt“, so Kreutz weiter. Laut Familienbarometer sind weiterhin Mütter am häufigsten für Kinderbetreuung und Hausarbeit zuständig. 53 Prozent der befragten Väter, die keine Elternzeit genommen haben, gaben an, der Hauptgrund seien Einkommensverluste. Berufliche Nachteile befürchteten 38 Prozent. Die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit sei in vielen Familien deshalb sehr groß, meint die Familienministerin. Das Familienbarometer erschien dieses Jahr einmalig. Weitere Ausgaben sind laut Bundesministerium nicht geplant. ■ Familienbarometer Stand und Perspektiven einer krisensicheren und chancenorientierten Familienpolitik Model Foto: Colourbox.de INTERN 33 dbb magazin | Mai 2023

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