dbb magazin 5/2023

SENIOREN Altersgerechtes Leben Was Daseinsvorsorge für Senioren leisten muss Der tägliche Blick in den Mediendschungel hinterlässt oft den Eindruck, Daseinsvorsorge für Seniorinnen und Senioren bestehe lediglich aus Renten- und Versorgungsbezügen. Fragt man dagegen ältere Menschen, geht es neben der Alterssicherung um ein ganzes Problemquartett: Gesundheits- und Pflegeversorgung, altersgerechtes Wohnen, Mobilität und gesellschaftliche Teilhabe. Im Gesundheitswesen muss vor allem die medizinische Versorgung im ländlichen Raum sichergestellt werden. Dazu zählen auch Präventions- und Rehabilitationsmaßnahmen, die für Ältere örtlich erreichbar bleiben müssen. Und natürlich muss ein politisches Bekenntnis aller Verantwortlichen für die Beibehaltung des dualen Krankenversicherungssystems einschließlich der beamtenrechtlichen Beihilferegelungen abgegeben werden. Auch für den Pflegebereich gilt: Die Versorgung muss überall sichergestellt sein und einen Rechtsanspruch auf einen Platz für Verhinderungs-, Tages- und Nachtpflege beinhalten. Pflegende Angehörige sind steuerfinanziert finanziell zu entlasten und zudem durch bessere Anrechnungen von Pflegezeiten bei Rente und Versorgung zu entschädigen. Die dbb bundesseniorenvertretung erwartet darüber hinaus deutliche Verbesserung bei der Personalausstattung in pflegerischen Berufen. Ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu finden ist unabhängig von Alter, Einkommen und Familienstand flächendeckend zum großen Problem geworden. Für ältere Menschen ergeben sich besondere Bedürfnisse. So sollte bezahlbarer, generationengerechter und barrierefreier Wohnraum durch Neubau sowie durch Umbau von vorhandenemWohnraum geschaffen werden. Das schließt alternative Wohnformen und Quartierprojekte mit Einbindung medizinischer und pflegerischer Versorgung sowie wohnungsnahe Dienstleistungen und Begegnungsorte ein. Mobilität bedeutet individuelle Freiheit und gesellschaftliche Teilhabe. Sie ist eine Grundverpflichtung der Daseinsvorsorge. Die Förderung des öffentlichen Verkehrs durch Bund, Länder und Kommunen ist daher nicht nur aus Klimaschutzaspekten heraus notwendig und ohne Alternative. Öffentliche Verkehrsmittel müssen barrierefrei erreichbar und bezahlbar sein – auch und gerade im ländlichen Raum. Bei der Digitalisierung des ÖPNV darf nicht vergessen werden, entsprechende Angebote auch für ältere Menschen niedrigschwellig nutzbar zu machen. Überhaupt darf Digitalisierung Ältere nicht vom Alltagsleben abkoppeln. Das bedeutet neben einem flächendeckend verfügbaren Internet didaktische Projekte zum Umgang mit digitaler Technik. Die zum unabhängigen, eigenverantwortlichen Leben gehörende Partizipation kann in unterschiedlichen Formen erfolgen. Viele Ältere engagieren sich in ganz unterschiedlicher Weise in ihrem kommunalen Umfeld. Dieses ehrenamtliche Engagement sollte nicht nur angemessen gewürdigt werden, sondern auch die Rahmenbedingungen wie Kostenerstattung, Versicherungsschutz oder Fortbildungsangebote müssen verbessert werden. Soziale Teilhabe ist wesentlich für das Wohlbefinden. Das Erleben von Gemeinschaft, der Austausch von Wünschen, von Erlebtem und Sorgen ist notwendig für die psychische Gesundheit, die sich letztlich auch auf die körperliche auswirkt. Somit sind die Schaffung und Weiterentwicklung von Rahmenbedingungen, die es älteren Menschen ermöglichen, die nachberufliche Lebensphase selbstbestimmt und in sozialer Teilhabe gestalten zu können, unerlässlich. Hierzu müssen gesellschaftliche, soziale und kulturelle Projekte für Ältere gefördert werden, sind Begegnungsstätten, die einfach zugänglich und deren Konzepte auf die Bedürfnisse der älteren Generation ausgelegt sind, wesentlich. Die dbb Senioren sehen den Bund und die Länder in der Pflicht, Seniorenarbeit auf der kommunalen Ebene finanziell besser zu unterstützen, um Personal- und Organisationsbedarfe zu decken. In Sachen Alterssicherung steht der dbb – und hier schließt sich der Kreis zur finanziellen Daseinsvorsorge – für die Stärkung des eigenständigen Systems der Beamtenversorgung als bewährtes Instrument der verfassungsrechtlich zu gewährleistenden Alimentation. Weiter unterstützt der dbb den Ausbau der betrieblichen Altersversorgung und die Sicherung der Zusatzversorgung des öffentlichen Dienstes auf dem aktuellen Niveau. Letztlich muss die Rentenangleichung Ost an West bis 2025 nicht nur planmäßig vollendet werden. Auch die verbleibenden Sicherungslücken aus dem Rentenüberleitungsprozess müssen bis dahin geschlossen sein. Horst Günther Klitzing, Vorsitzender der dbb bundesseniorenvertretung Model Foto: Colourbox.de 36 INTERN dbb magazin | Mai 2023

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