dbb magazin 5/2023

„Wer den Lehrermangel beseitigen will, darf sich nicht nur darauf fokussieren, wie man mehr Menschen in das Bildungssystem bringt, sondern mit mindestens gleicher Intensität darauf, wie man die im System befindlichen Menschen gesund erhalten und darüber hinaus auf freiwilliger Basis gewinnen kann zu bleiben“, sagte der dbb Landesvorsitzende Dietmar Knecht auf dem 12. Landesverbandstag des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) im April 2023 in Güstrow. Mit Blick auf jüngste Vorschläge der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz, die gegen die Personalengpässe unter anderem größere Klassen und mehr Arbeit für Lehrkräfte empfohlen hatte, warnte Knecht vor einem weiteren Attraktivitätsverlust des Lehrberufs. Im Ländervergleich habe Mecklenburg-Vorpommern außerdem den höchsten Anteil von Pädagogen im Alter von über 60 Jahren, die sich mit den Themen Integration und Inklusion überfordert fühlten. Diese klassisch ausgebildeten Lehrkräfte müssten darüber hinaus neben der Kompensation der Personalengpässe auch die wenig bis gar nicht geschulten Seiteneinsteiger unterstützen, was immer häufiger dazu führe, dass sie unter Inkaufnahme hoher Renteneinbußen den Dienst vorzeitig quittieren, was den Lehrkräftemangel weiter zuspitze. Knecht erneuerte die Kritik des dbb Landesbundes und seiner Bildungsgewerkschaften, die bereits mit Bekanntwerden des rot-roten Koalitionsvertrages bemängelt hatten, dass die demotivierend hohe Unterrichtsverpflichtung, als die höchste im Bundesdurchschnitt, erst zum Ende der Legislaturperiode 2026 auf den Prüfstand soll. „Das Hausaufgabenheft der Politik ist jetzt voll und wenn wir eine bildungspolitische Katastrophe verhindern wollen, ist es jetzt an der Zeit, gemeinsammit uns um Lösungen zu ringen und nicht erst 2026, wo dieses wichtige Thema womöglich imWahlkampf untergeht“, so Knecht. dbb mecklenburg-vorpommern Lehrkräftemangel spitzt sich zu Dietmar Knecht, Vorsitzender des dbb mecklenburg-vorpommern Noch immer führt der Sonderbericht des Thüringer Rechnungshofes über die Prüfung der „Stellenbesetzung in den Leitungsbereichen der obersten Landesbehörden“ zu kontroversen Diskussionen. In der MDR-Sendung „Fakt ist!“ vom 17. April 2023 sagte der Landesvorsitzende des Thüringer Beamtenbundes (tbb), Frank Schönborn, über den Umgang mit politischen Beamten: „Nicht nur, dass bei den politischen Beamten der Schwerpunkt bei der Auswahl immer stärker auf dem Parteibuch liegt, auch bei der Besetzung von Spitzenpositionen beobachten wir zunehmend eine solche Politisierung. Der subjektiv wahrgenommene Verlust des Grundsatzes der Bestenauslese im öffentlichen Dienst führt bei den Beschäftigten zu Motivations- und Vertrauensverlust in die Politik. Diese Entwicklung in den letzten zehn Jahren beobachten wir mit Erschrecken.“ Schönborn verwies in diesem Zusammenhang auf eine Untersuchung der Universität Kassel („Regierungskonstellationen und die Politisierung der Ministerialbürokratie“), die Spitzenbeamtinnen und -beamten in Thüringen eine vergleichbar hohe Politiknähe nachweise. Laut Grundgesetz müsse die Personalauswahl im öffentlichen Dienst aber sowohl bei der Einstellung als auch bei der Übertragung von Leitungs- und Spitzenpositionen nach Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung erfolgen. Schönborn: „Auch bei der Auswahl sogenannter politischer Beamter steht das Prinzip der Bestenauslese im Vordergrund und damit eine Auswahl nach Eignung, Leistung und Befähigung. Daneben tritt das besondere Vertrauensverhältnis, was zu einem zukünftigen politischen Beamten bestehen muss. Aber das ‚Mehr‘ an Vertrauen sollte nicht zu einem ‚Weniger‘ bei Eignung, Leistung und Befähigung führen.“ tbb Bei politischen Beamten darf kein Eindruck von Willkür entstehen Frank Schönborn, Vorsitzender des tbb 46 KOMPAKT dbb magazin | Mai 2023

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