dbb magazin 6/2023

PRIVATE FINANZEN Deutsche Bundesbank Vermögen im Aufwind Das Geldvermögen der privaten Haushalte ist im vierten Quartal 2022 nach drei Quartalen des Rückgangs wieder gewachsen und betrug zum Jahresende 7 254 Milliarden Euro. Das hat die Deutsche Bundesbank Ende April 2023 ermittelt. Die privaten Haushalte haben ihre Forderungen demnach um insgesamt 68 Milliarden Euro erhöht. Außerdem wurden nach drei Quartalen deutlicher Bewertungsverluste wieder Bewertungsgewinne in Höhe von insgesamt 43 Milliarden Euro verbucht. Die Wertentwicklung war laut Bundesbank allerdings nicht über alle Anlageformen hinweg positiv: Während börsennotierte Aktien mit 32 Milliarden Euro deutlich an Wert gewannen, verloren Pensions- und Versicherungsansprüche aufgrund der steigenden Zinsen im letzten Quartal vergangenen Jahres 21 Milliarden Euro an Wert. Die privaten Haushalte stockten zudem ihre Bestände an Bargeld und Einlagen zum wiederholten Mal deutlich um 35 Milliarden Euro auf. Darüber hinaus erwarben sie Schuldverschreibungen in außergewöhnlicher Höhe von 12 Milliarden Euro, die vor dem Hintergrund gestiegener Zinsen attraktiver wurden. Investmentfondsanteile wurden dagegen weniger gekauft als noch zu Beginn des Jahres. Analog dazu wurden Bestände an sonstigen Forderungen per Saldo abgebaut. Zwischen 2017 und 2021 sind die Vermögen privater Haushalte in Deutschland gestiegen. So erhöhte sich das durchschnittliche Nettovermögen der Haushalte in diesem Zeitraum um 83600 Euro auf 316500 Euro. Insbesondere bei Haushalten mit geringem Vermögen gab es relativ zum bisher vorhandenen Vermögen starke Zuwächse. Das geht aus der Studie „Private Haushalte und ihre Finanzen (PHF)“ der Bundesbank hervor, die regelmäßig Vermögen und Finanzen der Haushalte untersucht und deren Ergebnisse im Bundesbank-Monatsbericht April 2023 veröffentlicht wurden. Die Bestände auf Giro- und Sparkonten von Haushalten, die zu den vermögensärmeren 20 Prozent der Verteilung gehören, haben sich deutlich erhöht. Auch die Verschuldung dieser Haushalte habe sich imMittel geringfügig verringert, heißt es hierzu imMonatsbericht der Bundesbank. Vor allem während der Coronapandemie hat sich die Sparquote privater Haushalte erhöht, da die Konsummöglichkeiten begrenzt waren. Nur ein Fünftel der Haushalte berichtete, dass die Pandemie bei ihnen Lohn- und Einkommensverluste verursacht hat. Ungleichheit sinkt leicht, regionale Unterschiede Die Ungleichheit hinsichtlich der Verteilung des Nettovermögens habe sich auch zwischen 2017 und 2021 leicht reduziert, schreiben die Fachleute der Bundesbank in dem Bericht. Im europäischen Vergleich bleibt das Nettovermögen aber immer noch ungleich verteilt. Dies lässt sich unter anderem am Anteil des gesamten Nettovermögens ablesen, der den reichsten zehn Prozent der privaten Haushalte in Deutschland gehört. Dazu zählen Haushalte, die im Jahr 2021 mindestens 725900 Euro Nettovermögen besaßen. Diese Gruppe nannte 2021 in Deutschland etwa 56 Prozent des gesamten Nettovermögens ihr Eigen (2017: 55 Prozent). Darüber hinaus wurde untersucht, ob Merkmale wie die Region, in der ein Haushalt lebt, sowie das Alter oder der Familienstand der Referenzpersonen Hinweise darauf geben, ob ein Haushalt eher vermögend ist oder nicht. Hierbei fanden sie heraus, dass die Nettovermögen auch Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung im Osten Deutschlands deutlich geringer sind als imWesten. Das Medianvermögen eines Haushalts im Osten lag 2021 bei 43400 Euro, im Westen hingegen bei 127 900 Euro. Das Medianvermögen im Osten sei im Vergleich zur letzten Befragung jedoch relativ stärker angestiegen als das imWesten, heißt es imMonatsbericht. Auch das Alter ist für die Höhe des Vermögens relevant. Typischerweise baut sich das Vermögen einer Person bis zu einem gewissen Alter auf und nimmt dann wieder ab. So haben laut der Studie Haushalte mit Personen unter 25 Jahren ein Medianvermögen von 11 400 Euro, während in der Altersgruppe zwischen 45 und 74 Jahren das Medianvermögen zwischen 154700 und 231 000 Euro beträgt. Ab diesem Alter „entsparen“ viele Menschen und schenken beispielsweise ihren Kindern Teile ihres VerModel Foto: Proxima Studio/Colourbox.de 22 FOKUS dbb magazin | Juni 2023

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