dbb magazin 7-8/2023

Schon 2018 entstand die Idee, einen beispielhaften Ort zu schaffen, an dem die vielfältigen Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben und Wohnen trotz Einschränkungen gezeigt werden. Diese Möglichkeiten stellt der Verein seit Juni 2021 in einer simulierten Wohnung mit einemWohn- und einem Schlafzimmer, Küche, Bad sowie Balkon aus. Dafür kam finanzielle Unterstützung vom Land Berlin in Höhe von einer Million Euro. Der Träger des Unfallkrankenhauses, die Unternehmensgruppe der BG Kliniken, steuerte fünf Millionen Euro bei. Die Ausstellungsmacher sehen es als ihre Aufgabe an, Menschen, die mit körperlichen Einschränkungen leben müssen, im Alltag zu unterstützen, beim altersgerechten Umbau der eigenen Wohnung zu beraten und ganz allgemein Interessierten einen Überblick über verfügbare Assistenzsysteme zu verschaffen. Außerdem dient die Musterwohnung dazu, Pflegepersonal zu schulen und fortzubilden. Allein im Eröffnungsjahr kamen 6 000 Menschen. Etwa die Hälfte von ihnen sei individuell beraten worden. Die anderen, etwa Pflegeschüler und -schülerinnen, hätten das Haus im Rahmen der Ausbildung oder für Fortbildungen besucht, erzählt Gräff. Eine Wohung voller Ideen Die Ausstellung demonstriert, wie sich das Leben trotz gesundheitlicher Einschränkungen gut meistern lässt, welche Technik dabei in Zukunft unterstützen und was der Einzelne sich auch finanziell leisten kann. Viele der gezeigten „Smart living“-Ideen wirken auf den ersten Blick fast simpel: zum Beispiel Telefone mit besonders großen Tasten oder LED-Streifen entlang der Wände, die Wege ins Bad oder andere Zimmer weisen. Es gibt verblüffend simple Sitzhilfen, die unterwegs sowohl ein Polster als auch eine stabile Rückenlehne bieten. Andere Ideen bieten völlig unabhängig von körperlichen Einschränkungen mehr Bequemlichkeit: Türen, die sich automatisch öffnen, weil sie den Bewohner der dahinterliegenden Räume erkennen; in die Wand eingelassene Bedienfelder nicht nur für Licht und Türöffner, sondern für die gesamte installierte Haustechnik. Über derartige Bedienfelder und damit vernetzte Smartphones lassen sich Fenster oder Jalousien ansteuern, aber auch der Herd abschalten. Ein Großteil der gezeigten Produkte ist jedoch exklusiv für den Bereich der Pflege von Menschen mit hochgradigen Einschränkungen vorgesehen und soll zudem die Pflegenden physisch entlasten: Da sind Betten, die durch 90-GradDrehung das Aufstehen unterstützen und ein Umsetzen in den Rollstuhl erleichtern. Anhand rollbarer Kleiderschränke kann in der voll eingerichteten Wohnung auch demonstriert werden, wie viel Platz in einem Zimmer eigentlich für derartige Umstiege nötig ist. Gern würde der Verein Smart Living & Health Center e. V. viel mehr Varianten von Pflegebetten zeigen. Der Platz im „Haus der Zukunft“ reicht dafür momentan aber nicht aus. Und überhaupt der Platz: Wie viel muss davon in einemWohnungsflur geschaffen, was muss fortgeräumt werden, damit eine Person im Rollstuhl passieren kann? Wohin und wie weit schwenken die Türen auf? Wie können Türen umgebaut werden, damit der Flur dann nicht zu schmal wird? Gerade in den typisierten Wohnungsgrundrissen der DDR-Neubauten, wie sie in Marzahn und Hellersdorf zu Tausenden zu finden sind, stellt das Betroffene vor große bauliche Herausforderungen. Ideale Badezimmer Ein zentrales Thema sind Bäder. Drei Varianten werden imMoment gezeigt. Ein „ideales“ barrierefreies Bad ist mit ebenerdiger Dusche, höhenverstellbarer Toilette, mit sehr stabilen klappbaren Griffen und einer drehbaren Toilettenbrille, die auch die Mitnutzung des unmittelbar danebengelegenen Waschbeckens ermöglicht, ausgestattet. Das Ganze sieht nicht nach „Krankenhaus“, sondern eher nach Designbad aus. Christian Gräff findet, dass diese Art von Bad getrost standardisiert in Neubauten installiert werden könnte. Das Zweite ist ein schickes, frisch umgebautes Bestandsbad. Die Dusche ebenerdig und, weil das Wasser so nicht in den gleich hoch gelegenen Abfluss gelangen würde, mit einer nicht sichtbaren HebeChristian Gräff ist Geschäftsführer des Smart Living & Health Center e. V. Im Bad muss alles passen, damit Menschen mit Einschränkungen zurechtkommen. FOKUS 25 dbb magazin | Juli/August 2023

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