dbb magazin 7-8/2023

dbb Podcast „DienstTag“ „Die Babyboomer gehen und wir werden jedes Jahr weniger“ Ohne effiziente Steuerverwaltung funktioniert der Staat nicht, weiß Diplom-Finanzwirt Thorsten Bulthaup: „Es muss halt auch Geld in die Kasse kommen.“ Im dbb Podcast DienstTag berichtet der 48-jährige Betriebsprüfer aus Herford in Westfalen von seinem Berufsalltag: Davon, dass Betriebsprüfer bis zu 90 Prozent ihrer Arbeitszeit im zu prüfenden Unternehmen verbringen; dass er dort zwar ein Getränk, niemals aber eine Essenseinladung annehmen würde; wie komplex der Prüfauftrag vor allem bei Großbetrieben werden kann und wie eng sich manchmal die Zusammenarbeit mit Staatsanwaltschaften und anderen Ermittlungsbehörden gestaltet. Außerdem spricht er über die aktuelle Aufgabenvermehrung in der Landesfinanzverwaltung – Stichwort: Grundsteuererklärung – und den wachsenden Personalmangel. „Wir werden jedes Jahr weniger. Aktuell haben wir in NRW 1500 Vollzeitstellen nicht besetzt und jetzt gehen auch noch die Babyboomer“, erzählt Thorsten Bulthaup. Dazu kämen zum Teil Aufgaben, die den Finanzämtern aufgebürdet würden und die nicht unbedingt in die Landesfinanzverwaltung gehören. Die Steuergesetzgebung sei in Deutschland „schon ein Wust an Regeln und Verordnungen, die wir da haben. Nicht umsonst werden 60 Prozent der weltweiten Steuerliteratur in deutscher Sprache verfasst.“ Das sorge aber auch für Steuergerechtigkeit. Den Mythos, dass gerade die kleinen Firmen vom Finanzamt genauer unter die Lupe genommen werden, kann der Steuerexperte, der vornehmlich Großbetriebe prüft, nicht nachvollziehen. „Vielmehr haben wir Regeln, die uns besonders akribisch auf die großen Konzerne schauen lassen.“ Das Steuerrecht ermögliche es aber auf jeden Fall auch kleinen Firmen und Privatpersonen, auf ehrliche Weise Steuern zu sparen. Seine Berufswahl sei nicht von ungefähr gekommen, erzählt Bulthaup. In der Verwandtschaft gebe es einen Finanzbeamten, der die Werbetrommel für die Finanzverwaltung gerührt und das Interesse geweckt habe. Die Ausbildung im dualen System sei dann tatsächlich spannend gewesen und die Möglichkeit, im Finanzamt hinter die Kulissen zu schauen, habe den Blick für das geschärft, „was da draußen so passiert“. Am liebsten arbeitet Bulthaup jedoch in den zu prüfenden Unternehmen selbst, weil dort der direkte Kontakt zu den Steuerpflichtigen imMittelpunkt der Arbeit stehe. Die technische Ausstattung der Betriebsprüfer – inklusive Dienstlaptops und verschlüsselte Leitungen – sei immerhin auf der Höhe der Zeit, findet Bulthaup. Homeoffice während der COVID-Lockdowns sei trotzdem auch für die Betriebsprüfer eine Herausforderung gewesen. „Die Kinder waren ja auch zu Hause und wir hatten schlicht zu wenig Platz und Schreibtische für alle. Mein Homeoffice hab ich dann irgendwann in unseren Wohnwagen auf der Einfahrt vor dem Haus verlagert.“ ■ Die Podcast-Beiträge des dbb gibt es unter www.dbb.de und überall, wo es Podcasts gibt. Foto: PetraD/Colourbox.de

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