Hitze erhöhe zudem das Risiko für Arbeitsunfälle, zum Beispiel durch verschwitzte Hände, verminderte Konzentration oder beschlagene Brillengläser. Deshalb müsse dem Thema Hitzeschutz besondere Aufmerksamkeit in den Betrieben zukommen. Zwar seien von Hitze grundsätzlich alle Menschen betroffen. Aber es müsse auch spezifische Schutzkonzepte für besonders vulnerable Gruppen geben. Darunter zählt Voss Menschen mit Vorerkrankungen, Schwangere, schwer körperlich Arbeitende, über 65-Jährige, Menschen, die bestimmte Medikamente nehmen, oder Menschen mit Behinderungen. Weiter seien Beschäftigte betroffen, die häufig draußen arbeiten sowie Beschäftigte im Schichtdienst, die sich zum Beispiel in Tropennächten nicht richtig erholen können. In ihrem Gutachten haben Voss und Bühn den Fokus besonders auf das betriebliche Gesundheitsmanagement, den Arbeitsschutz, die betriebliche Gesundheitsförderung und -prävention sowie das betriebliche Wiedereingliederungsmanagement gelegt: „Man muss das Rad nicht neu erfinden, sondern kann das nutzen, was in den Betrieben schon da ist. Im ersten Schritt geht es darum, das Thema auf die Agenda zu setzen und darüber zu sprechen. Im Bereich Arbeitsschutz sind Arbeitgebende schon verpflichtet, Klimarisiken mitzudenken, das wird nur noch nicht so häufig gemacht. Wichtig ist, sich Mehrfachbelastungen anzuschauen – Luftverschmutzung wie Feinstaubbelastung und Hitze potenzieren sich gegenseitig“, erklärt Maike Voss im Interview mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS). Grundsätzlich sei ein Zusammenspiel von Akteuren wie den Betriebskrankenkassen, der Rentenversicherung, den Berufsgenossenschaften und Sozialpartnern entscheidend, um gemeinsam Programme und Unterstützung für Betriebe aufzusetzen. Dabei gehe es auch um die Akzeptanz von Maßnahmen. Von der verbreiteten Mentalität „Windkraft, ja gerne, aber nicht in meinem Garten“ müsse sich die Gesellschaft verabschieden, konstatieren die Autorinnen. Dazu trage auch bei, dass derzeit weder die Risiken durch den Klimawandel noch die Chancen, die Klimaschutz und Klimaanpassung mit sich bringen, ausreichend kommuniziert würden. Auf der anderen Seite unterschätze die Politik gerne die vorhandene Unterstützung für Klimaschutz und -anpassung in der Bevölkerung. Hier böten betriebliche Strukturen gute Ansatzpunkte, um Beschäftigte über die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels zu informieren, um dann gemeinsam kontextspezifische Maßnahmen zu entwickeln. „Gesundheitsakteure genießen hohes Vertrauen in der Gesellschaft. Über Betriebsärzte und -ärztinnen lassen sich die Zusammenhänge von Gesundheit und Klimawandel gut kommunizieren“, stellen die Autorinnen fest. Die Zeit, damit anzufangen, sei jetzt, denn alle konkreten Maßnahmen, die heute umgesetzt würden, wirkten auch in die Zukunft. Zusammengefasst werden könnten solche Aktivitäten in Hitzeaktionsplänen. Für die Umsetzung könnten auch Hitzeaktionsbündnisse innerbetrieblich und zusammen mit anderen Akteuren hilfreich sein, um gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. „Doch das Problem ist, dass viele Betriebe für die gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze weder sensibilisiert,informiert noch auf die gesundheitlichen Risiken vorbereitet sind.“ Das müsse sich dringend ändern. ■ Die Studie: t1p.de/klima_und_arbeitsschutz Mehr Informationen zum Thema Hitzeschutz: hitze.info Tipps zum Hitzeschutz von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: t1p.de/hitzetipps Webtipps Model Foto: M-Production/Colourbox.de FOKUS 17 dbb magazin | Oktober 2023
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