dbb magazin 10/2023

NACHGEFRAGT Nachgefragt bei Dr. Katrin Krömer, Vorständin Ressourcen der Bundesagentur für Arbeit Wir müssen uns als Arbeitgeber von der Konkurrenz abheben Der öffentliche Dienst leidet besonders unter Fachkräftemangel. Manche Fachkräfte entscheiden sich direkt für einen Job in der Wirtschaft oder wandern nach erfolgreicher Ausbildung ab. Ist der öffentliche Dienst zu unattraktiv oder gibt der Arbeitsmarkt derzeit einfach nicht mehr her? Wie läuft die Personalgewinnung für die BA? Auch wir merken den demografischen Wandel. Ein Viertel unserer Beschäftigten ist älter als 55 Jahre und wird perspektivisch in den Ruhestand wechseln. Rund 36 000 Kolleginnen und Kollegen werden uns in den kommenden zehn Jahren verlassen. Wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte und setzen auf drei Säulen: eigene Ausbildung, externes Recruiting und interne Personalentwicklung. Jedoch müssen auch wir bei der Rekrutierung immer intensivere Aktivitäten durchführen – insbesondere bei der Bewerberansprache und -bindung. Während wir früher geeignete Bewerberinnen und Bewerber vielfach schon über Stellenausschreibungen ansprechen konnten, müssen wir heute zum Beispiel neue und zusätzliche Maßnahmen im Rahmen des Personalmarketings ergreifen, um unsere Stellen besetzen zu können. Im Kampf um die Talente müssen wir als Bundesagentur noch stärker sichtbar werden und uns von der Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt abheben. Dazu haben wir erst dieses Jahr eine starke, authentische Arbeitgebermarke entwickelt. Es gibt viele gute Gründe, um sich für eine Tätigkeit bei uns zu entscheiden: der gesellschaftliche, soziale Auftrag verbunden mit einer sinnstiftenden Tätigkeit, die berufliche Weiterentwicklung, ein krisenfester, sicherer Arbeitsplatz, die gute Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben oder barrierefreie Arbeitsumgebung. Rund 2,5 Millionen Frauen in Deutschland sind teilzeitbeschäftigt. Würde jede Teilzeitbeschäftigte nur eine Stunde mehr pro Woche arbeiten, entspräche das etwa 70 000 Vollzeitkräften. Gleichzeitig sind Frauen in besser bezahlten MINT-Berufen sowie in Führungspositionen stark unterrepräsentiert. Wie können die Potenziale weiblicher Fachkräfte Ihrer Meinung nach besser ausgeschöpft werden? Auf der einen Seite haben wir in Deutschland im europäischen Vergleich mit die höchste Erwerbsbeteiligung von Frauen. Auf der anderen Seite arbeitet jede zweite Frau, die angestellt ist, in Teilzeit – oft aufgrund von Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen. Dabei würden viele teilzeitbeschäftigte Frauen ihre Arbeitszeit gerne erhöhen. Ein verbessertes Betreuungsangebot und eine flächendeckende Kinderbetreuung können hier Hebel sein. Zweifelsohne ist das Arbeitskräftepotenzial von Frauen auf dem Arbeitsmarkt unverzichtbar für die Fachkräftesicherung. In der Bundesagentur sind rund drei Viertel der Beschäftigten Frauen, viele davon auch in Teilzeit. Rund 55 Prozent unserer Führungskräfte sind Frauen. Darauf wollen und können auch wir uns nicht ausruhen. Im Rahmen unseres Diversity-Managements wollen wir mit flexiblen Modellen mehr Kolleginnen für Führungsaufgaben gewinnen. Dazu gehört auch der Ausbau von Führen in Teilzeit. Gesellschaftliche Probleme spiegeln sich auch in der Arbeitswelt wider: Die Fallzahlen psychischer Erkrankungen steigen, analog dazu sehen sich Beschäftigte im öffentlichen Dienst mehr aggressiven Übergriffen und sexualisierter Gewalt aus- © Daniel Karmann/BA Zweifelsohne ist das Arbeitskräftepotenzial von Frauen auf dem Arbeitsmarkt unverzichtbar für die Fachkräftesicherung. 22 FOKUS dbb magazin | Oktober 2023

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