so lautete der Titel der Podiumsdiskussion am 8. September. Neben der stellvertretenden dbb Bundesvorsitzenden und dbb frauen Chefin Milanie Kreutz diskutierten Elmar Hayn, Sprecher für Fragen des öffentlichen Dienstes von Bündnis 90/ Die Grünen im Bayerischen Landtag, Arif Taşdelen, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender und Sprecher der SPDLandtagsfraktion für Fragen des öffentlichen Dienstes, Gabi Schmidt, Sprecherin Frauen und Gleichstellung der Freien Wähler im Bayerischen Landtag, und Matthias Fischbach, bildungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag, mit dem Publikum. Milanie Kreutz forderte mehr Anstrengungen bei der Gleichstellung im Arbeitsleben, insbesondere bei der Aufteilung von Elternzeit: „In Skandinavien ist es völlig normal, dass sich beide Elternteile gleichermaßen um die Betreuung des Kindes nach der Geburt kümmern. Warum können wir das nicht auch hier haben? Es muss mehrere Anreize für die Erwerbstätigkeit von Frauen geben, die gerechte Aufteilung von Care-Arbeit ist einer davon. Das gilt vornehmlich auch für die Elternzeit. Gleichstellung gibt es nicht umsonst. Die Politik kann nicht erwarten, dass die Frauen schon von alleine kommen. Damit die Erwerbstätigkeit für Frauen attraktiver wird, brauchen wir bessere Regelungen bei der Verteilung der Care-Arbeit.“ Schwarzer Peter Ganztagsbetreuung Elmar Hayn wies auf die gute Lage der politischen Mitbestimmung der Frauen in seiner Partei hin: „Die Grünen sind per se eine feministische Partei. Wir haben eine verpflichtende Quote, sodass unsere Spitzenplätze immer zu mindestens 50 Prozent mit Frauen besetzt sind.“ Insgesamt sei Politik allerdings ein familienunfreundlicher Beruf. „Die bayerischen Grünen haben Vorschläge eingebracht, die parlamentarische Arbeit auch für Menschen zu ermöglichen, die aufgrund von Kinderbetreuung oder Care-Arbeit im Allgemeinen nicht an der Politik teilnehmen könnten. Dies wurde im Landtag allerdings abgelehnt.“ Zum Ausbau der Ganztagsbetreuung sagte Hayn, dass der politische Wille sowohl auf Landesebene als auch auf Ebene der Kommunen vorhanden sein müsse. Er sehe leider zu häufig, dass die Kommunen die Betreuung bei der Priorisierung hintanstellen. Arif Taşdelen schlug vor, dass die verschiedenen politischen Ebenen dringend ihre Zuständigkeiten, beispielsweise für die Ganztagsbetreuung, neu aushandeln sollten: „Es ist an der Zeit, dass sich die Bundesregierung mit den Landesregierungen und den Kommunen an einen Tisch setzt. Sie sollen klären, ob wirklich jedes Problem explizit nur einer politischen Ebene zufällt oder ob man Probleme auch parlamentsübergreifend lösen kann. Die politischen Ebenen müssen aufhören, einander den Schwarzen Peter zuzuschieben, statt Lösungen zu finden.“ Um den öffentlichen Dienst attraktiver zu gestalten, müsse man die Bedeutung von Gleichstellungsbeauftragten in den Dienststellen klarer hervorheben: „Wir sehen Gleichstellungsbeauftragte als Partnerinnen und Partner in der Geschäftsführung, die in die Beratungen und Entscheidungen miteingebunden werden müssen.“ Attraktive Wirtschaft, unsexy Behörde Gabi Schmidt kritisierte, dass viele Behörden immer noch ein angestaubtes Image hätten. „Vielfach ist die Ausstrahlung vieler Behörden gerade für junge Bewerberinnen zu unsexy. Die Privatwirtschaft ist da attraktiver. Frauen wollen einen schnittigen Arbeitsplatz in einer schnittigen Behörde. Wir müssen mehr Sexiness in die bayerischen Behörden bringen.“ In der Gesellschaft halte sich zudem hartnäckig das Bild, Frauen seien kein Teil der Berufsgesellschaft: „Wir Frauen müssen endlich aufstehen und uns gegen dieses veraltete Klischee wehren.“ Schmidt forderte verpflichtende Erziehungszeiten für Väter und Mütter, mehr Teilzeit in der Führung sowie mehr Anerkennung von Versorgungszeit für Selbstständige und in der Landwirtschaft. In der Politik dürfe Familienpolitik nicht mehr einzig und allein ein Frauenthema bleiben. Matthias Fischbach kritisierte, dass Bayern mit Abstand Schlusslicht darin sei, die vom Bund bereitgestellten Fördermittel für die Ganztagsbetreuung in Anspruch zu nehmen. „Für die Kommunen liegt die finanzielle Herausforderung nicht im Ausbau der Ganztagsbetreuung, sondern im langjährigen Erhalt.“ Damit sich beide Elternteile um die Kinder kümmern, müsse es in den Betrieben und Behörden einen Kulturwandel geben. „Eine gerechte Verteilung der Care-Arbeit muss zur Selbstverständlichkeit werden. Wir hoffen, so schnell wie möglich mehr bei der Gleichstellung zu erreichen.“ dsc Milanie Kreutz Albert Füracker INTERN 33 dbb magazin | Oktober 2023
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