dbb Podcast „DienstTag“ „Vom Eierdieb bis zum Mörder ist alles dabei“ Ute Dörfler betreut als Bewährungshelferin bis zu 80 sogenannte „Probanden“ gleichzeitig. Höchstens 60 fordert ihr Berufsverband, eine Obergrenze von 40 wäre ideal. Die Podcast- Beiträge des dbb gibt es unter www.dbb.de und überall, wo es Podcasts gibt. Da kann man keine Wunder vollbringen“, erzählt die 52-jährige Bewährungshelferin aus Weimar. Man bräuchte vor allem mehr Zeit für Flexibilität und Einzelbetreuung. Das Klischee „die werden doch sowieso alle wieder rückfällig – einmal kriminell, immer kriminell“ will Ute Dörfler aber nicht gelten lassen: „Das stimmt nicht“, denn trotz der Überlastung leisteten die Kolleginnen und Kollegen der Justizsozialarbeit viel. „Die Rückfallquote liegt stabil bei nur 30 Prozent, mehr als zwei Drittel schaffen also den Neustart in ein ,normales‘ Leben.“ Deswegen spricht Dörfler auch lieber von einer Erfolgsquote von 70 Prozent. Viele „Probanden“ kommen dabei aus prekären sozialen Verhältnissen. Das falsche soziale Umfeld ist oft ein Hauptproblem bei der Resozialisierung. Dörfler: „Aber wo findet man andere, ‚saubere‘ Freunde und wie entkommt man neuen – oder alten – sozialen Abhängigkeiten?“ Neben der Kontrolle der Einhaltung der Bewährungsauflagen ist deshalb die Netzwerkarbeit, die Hilfe bei der Suche nach einer passenden Selbsthilfegruppe, nach einem neuen Job oder einer Wohnung von zentraler Bedeutung für den erfolgreichen Wiedereinstieg in die Gesellschaft. Die Klientel, mit der Ute Dörfler zu tun hat, ist überwiegend männlich und aus allen Altersgruppen. Die Betreuung dauert meist zwei bis drei, in Einzelfällen aber auch mal fünf Jahre. „Vom Eierdieb bis zum Mörder ist alles dabei. Es ist wichtig, emphatisch zu sein und sich auch als Mensch einzubringen“, erklärt Dörfler. „Man darf aber nicht mit jeder traurigen Geschichte mitleiden. Das hat in unserem Beruf nichts mit Abstumpfung zu tun, sondern mit Selbstschutz“, erzählt Dörfler, die nach dem Studium der Sozialen Arbeit zunächst als Familienhelferin gearbeitet hat und über berufsbegleitende Praktika zur Bewährungshilfe gekommen ist. Besonders freut sich die Sozialarbeiterin, wenn sich Probanden später zurückmelden und von ihrer erfolgreichen Resozialisation berichten. „Das sind sehr schöne Momente.“ ■ Model Foto: Dean Drobot/Colourbox.de
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