werden, bürgernäher zu sein“, erklärte Saathoff. Die Politik sei gut beraten, das Potenzial der Jugend abzuschöpfen. Denn Digitalisierung bringe Krisenresilienz. Das habe die Pandemie verdeutlicht. „Der öffentliche Dienst ist das Rückgrat der Gesellschaft. Die Mitarbeitenden im öffentlichen Dienst sind der Außendienst der Demokratie. Wir brauchen junge Menschen, die sich für die Demokratie verantwortlich fühlen“, unterstrich Saathoff. Die Krise als Chance Krisen als Chance zu begreifen, sich nicht zu sehr auf die Ängste und Gefahren zu fokussieren – dies ist auch eine Kernthese von Daniel Dettling, Politikwissenschaftler und Zukunftsforscher. „Krisen sind notwendige Störungen“, sagte er in seinem Impulsvortrag. Winston Churchill habe einmal gesagt: „Never waste a good crisis“ – „verschwende keine gute Krise“. Und laut Finanzminister Christian Lindner seien Krisen „dornige Chancen“. Kurzum: Krisen haben das Potenzial, Transformationen anzustoßen und Verbesserungen zu erreichen. Die Zukunftsforschung verstehe Zukunft als Raum der Möglichkeiten, der sich gestalten lasse, erklärte Dettling. „Eine bessere Zukunft ist immer möglich.“ Zentrale Zukunftsfragen analysierte der Wissenschaftler mit sogenannten Megatrends. Für den öffentlichen Dienst als Gestalter seien die „Fünf D“ in den nächsten Jahren von großer Bedeutung, sagte er: Demografischer Wandel, Dekarbonisierung, Digitalisierung, Diversität und Demokratie. Ein Fazit des Zukunftsforschers: „Wir brauchen eine andere Erzählung, was Krisen ausmachen und mit uns machen.“ Bezogen auf den demografischen Wandel, dem ersten D, bedeute das: nicht nur zu sehen, dass die Gesellschaft überaltert, sondern auch, dass ältere Menschen immer fitter bleiben, älter werden und sich gesellschaftlich einbringen wollen. „Die Freiwilligendienste in Deutschland haben zwei Zielgruppen, die Jungen und die Alten“, berichtete Dettling. Darin stecke großes Potenzial. Die Trends der Generation Z Wie die Jugend tickt, damit beschäftigt sich Kilian Hampel, Organisationsforscher und Co-Autor der Trendstudie „Jugend in Deutschland“. Seinen Impulsvortrag startete er mit einer Umfrage: „Was verbindet ihr mit eurer Jugend?“ Einige Antworten der Zuhörerinnen und Zuhörer im dbb forum: ICQ, Briefe schreiben, Loveparade, EU-Erweiterung, nicht gleichzeitig telefonieren und das Internet nutzen können. Was es mit der Umfrage auf sich hatte? „Wenn wir über die Generation Z sprechen, müssen wir wissen, was sie ausmacht“, erklärte Hampel. Nur so könne die Gesellschaft die Probleme junger Menschen lösen. Der Wissenschaftler, der an der Universität in Konstanz promoviert, präsentierte einige Ergebnisse aus der aktuellen Trendstudie, die 14- bis 29-Jährige betreffen: Große Sorgen bereiten jungen Menschen demnach die Inflation (63 Prozent), Krieg (59 Prozent) und der Klimawandel (52 Prozent). Viele der Befragten gaben an, unter Stress (46 Prozent), Erschöpfung (35 Prozent) und Selbstzweifeln (33 Prozent) zu leiden. Diese Parameter haben im Vergleich zu vergangenen Studien zugenommen. Folgende Faktoren motivie- ren junge Menschen im Berufsleben am meisten: Geld (44 Prozent), Spaß (43 Prozent) und das Erreichen eigener Ziele (32 Prozent). Am wichtigsten bei einem Arbeitgeber sind den Befragten eine gute Arbeitsatmosphäre (91 Prozent), gute Führungskräfte (88 Prozent) und die Sicherheit des Arbeitsplatzes (87 Prozent). Diskussion: soziale Not bremst Teilhabe aus „Sag mal, hört ihr uns?“ – diese Frage stand bei der Podiumsdiskussion im Mittelpunkt. „Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien sind abgehängt“, betonte Anne Klotz, Sprecherin der Jugendorganisation des Deutschen Berufsverbandes für Soziale Arbeit (DBSH). Wer sich mit existenziellen Fragen – etwa, ob ausreichend Essen im Kühlschrank ist – beschäftigen muss, werde von der Politik nicht gehört. „Hier muss sich was ändern. Wir brauchen zwingend mehr Personal, um alle zu erreichen und den Betroffenen zu helfen.“ Nina Stahr, Bundestagsabgeordnete der Grünen, entgegnete, dass sich die Bundesregierung mit der Kindergrundsicherung auf den Weg gemacht habe, um die Situation zu verbessern. „Außerdem setzen wir uns dafür ein, dass Kinderrechte endlich im Grundgesetz verankert werden.“ Aus Sicht von Katja Leikert, CDU-Obfrau im Familienausschuss des Bundestages, lasse sich die Situation nicht durch höhere Transferleistungen verbessern. Vielmehr komme es auf Infrastruktur an, die im Bedarfsfall eingreift und durch praktische Hilfe unterstützt. Wie das Fazit der Bundesjugendleitung ausfällt? „Aus Angst kann auch Motivation entstehen“, resümierte Sandra Heisig, stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend, in ihrer Abschlussrede. Viele junge Menschen ließen sich nicht lähmen, ganz im Gegenteil: „Sie sind bereit, die Welt zu verändern und eine bessere Zukunft zu gestalten. Wir als Gesellschaft müssen unsere Denkweise ändern und uns auf nachhaltige Lösungen konzentrieren. Das geht nur gemeinsam!“ „Lasst uns dabei unbequem, aber konstruktiv sein“, sagte Bundesjugendleiter Matthäus Fandrejewski. Sich auf die Straße zu kleben, das sei ausdrücklich der falsche Weg. Die dbb jugend pflanze lieber Bäume, wie beim vergangenen Bundesjugendausschuss im hessischen Baunatal geschehen, und setze damit ein nachhaltiges Zeichen für Klimaschutz. Weiterhin komme es darauf an, den Problemen junger Menschen in der Politik Gehör zu verschaffen. „Wir haben heute viele wertvolle Impulse bekommen, die wir bei unseren Gesprächen mit Politikerinnen und Politkern einbringen werden.“ cdi „Wenn wir über die Generation Z sprechen, müssen wir wissen, was sie ausmacht“, erklärte Kilian Hampel, Co-Autor der Trendstudie „Jugend in Deutschland“. INTERN 33 dbb magazin | November 2023
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