Die Auswirkungen des Fachkräftemangels im öffentlichen Dienst sind auch im Bereich der IT-Sicherheit spürbar. Jede und jeder zweite IT-Sicherheitsbeauftragte gibt an, dass es in ihrer oder seiner Behörde derzeit vakante Stellen im Themengebiet IT-Sicherheit gibt. Dabei kommt erschwerend hinzu, dass für die vakanten Stellen kaum geeignetes Personal zur Verfügung steht. Weniger als 10 Prozent der Befragten geben an, dass sie auf dem Arbeitsmarkt qualifiziertes Personal für den Themenbereich IT-Sicherheit zur Verstärkung ihres Teams finden. Knapp zwei Drittel der Befragten widersprechen dieser Aussage. Das führt dazu, dass, selbst wenn die Beschäftigten für das Thema IT-Sicherheit verantwortlich sind, es den meisten an zeitlichen Ressourcen fehlt, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Lediglich ein Drittel der Befragten erklärt, ihrer Aufgabe als IT-Sicherheitsbeauftragter in Vollzeit nachkommen zu können. Handlungsempfehlungen Die Autoren der Studie leiten aus den Ergebnissen der Beschäftigtenbefragung konkrete Handlungsempfehlungen ab, die dazu beitragen können, die Digitalisierung der Verwaltung voranzubringen und die Arbeitsplätze attraktiver zu machen. Unter anderem gilt es, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter individueller zu fördern, zu schulen und sich ihre Fähigkeiten zunutze zu machen. Verwaltungen könnten etwa ein Fähigkeitenarchiv aufbauen, aus dem ersichtlich ist, welche Fähigkeiten die Beschäftigten ihrer Behörde haben, um diese gezielter einsetzen zu können. So kann bei Projekten schnell auf vorhandenes Wissen zurückgegriffen werden. Ein zusätzlicher Vorteil, Kompetenzen müssen nicht extern eingekauft werden. Künstliche Intelligenz kann und soll zwar nicht ad hoc alle Aufgaben der Verwaltungsmitarbeitenden übernehmen. Dennoch wird sie nach und nach in vielen Einsatzbereichen zur Anwendung kommen. Wenn Beschäftigte, wie die Studie ergeben hat, offen dafür sind, müssen Verwaltungen bereit sein, KI in den Arbeitsalltag zu integrieren und sich nicht in Regulierungsdiskussionen verlieren. Denn wie immer gilt: Diejenigen, die sich die Chancen der Digitalisierung zu eigen machen, werden als Sieger aus dem Veränderungsprozess hervorgehen. Im Wettbewerb um Fachkräfte, so die Autoren, sind auch die Verwaltungen bestrebt, ihren Mitarbeitenden attraktive Rahmenbedingungen zu ermöglichen. Wer aber grundlegende und in den vergangenen Jahren etablierte Modelle wie Remote Work nicht ermöglichen kann oder möchte, wird es schwer haben, seine Beschäftigten langfristig zu halten oder neues Personal für sich zu gewinnen. Hier gilt es, zügig nachzusteuern, durchgängig digitale Prozesse zu etablieren und Führungskräfte für das Thema Homeoffice noch stärker zu sensibilisieren. Bei der IT-Sicherheit wird es künftig darum gehen, deutlich mehr personelle Ressourcen als bisher einzusetzen. So sollten IT-Sicherheitsbeauftragte ihrer Aufgabe nicht länger in Teilzeit gerecht werden müssen, sondern ein volles Deputat zur Verfügung gestellt bekommen. Zusätzlich gilt es, das Personal besser zu schulen, den Informationsfluss zu verbessern und die IT-Sicherheit in der Behördenlandschaft zu professionalisieren. Eine Möglichkeit dafür wäre eine stärkere Zusammenarbeit mit den öffentlichen IT-Dienstleistern. Damit Verwaltungen stets handlungsfähig sind und ihren Aufgaben gerecht werden, sollen mithilfe eines IT-Sicherheits-Audits potenzielle Schwachstellen aufseiten der IT-Infrastruktur, aber auch aufseiten der Mitarbeitenden identifiziert und verbessert werden. Der Stresstest sollte alle zwei Jahre stattfinden und von den jeweils verantwortlichen Landesämtern durchgeführt werden. Mit einem Digitalcheck für Beschäftigte, wie er seit September beispielsweise in Berlin zur Verfügung steht, kann eine Selbsteinschätzung der digitalen Kompetenzen entlang von Alltags- und Arbeitssituationen und eine Einstufung in verschiedene Niveaustufen erfolgen. Aus den Ergebnissen können individuelle Lernangebote abgeleitet werden. Digitalchecks sollten in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden. Insbesondere bei Neueinstellungen kann so schnell ein passendes Fortbildungsangebot in die Wege geleitet werden. Letztlich, so die Autoren, braucht der öffentliche Dienst eine Imageoffensive. Er gilt zwar als sicherer Hafen, darf sich aber nicht mit einem „Graue-Maus-Image“ zufriedengeben, sondern muss seine vorhandenen Stärken selbstbewusst vermarkten. Dazu gilt es, die Stellen im Personalmarketing zu stärken und auszubauen. br Inwiefern stimmen Sie der folgenden Aussage zu: „Ich bekomme für meine Aufgabe im Bereich IT-Sicherheit genug personelle Ressourcen zur Verfügung gestellt.“ Die Broschüre „Barometer Digitale Verwaltung. Zwischen Anforderungen der Gegenwart und Herausforderungen der Zukunft“ kann kostenlos im PDF-Format heruntergeladen werden: nextpublic.de/publikationen/. Die Studie im Web Die Befragung wurde nach gängigen wissenschaftlichen Standards entworfen und getestet. Die Qualitätskontrolle wurde durch Prof. Dr. Gerhard Hammerschmid, Centre for Digital Governance der Hertie School, durchgeführt. Erhebungsmethode: webgestützte Umfrage via LamaPoll im Erhebungszeitraum 10. Mai 2023 bis 26. Juni 2023. Versendung der Befragung durch den dbb beamtenbund und tarifunion an seine Mitgliedsorganisationen, per E-Mail an Funktionspostfächer auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene durch Next:Public, Aufruf über Social Media und durch die weiteren Partner der Studie. Befragt wurden 3 911 Verwaltungsbeschäftigte ab 21 Jahren, darunter 48 Prozent Männer und 49 Prozent Frauen. Die Datenbasis FOKUS 17 dbb magazin | Dezember 2023
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