BLICKPUNKT Personal und Moderne Verwaltung Plädoyer für eine zeitgemäße Organisationskultur Die Bundesregierung strebt die Transformation der öffentlichen Verwaltungen an. Um auf die steigenden Anforderungen an Staat und Verwaltung reagieren zu können, sollen sie bürgerorientiert, digital, mitarbeiterorientiert, nachhaltig, wirtschaftlich, kooperativ, strategisch sowie projekt- und wirkungsorientiert werden. Nur wenige Verwaltungen schaffen es, diese Vorgaben umzusetzen. Es mangelt an der Integration der Beschäftigten in die Modernisierungsvorhaben. Viele Beschäftigte in den Verwaltungen sind Umfragen zufolge unzufrieden mit dem (Neo-)Weberianischen Bürokratiemodell, das bis heute geprägt ist von Amtshierarchie, Aktenmäßigkeit und Regelgebundenheit. Veränderungen kommen jedoch nicht von selbst. Der Aufwand, unzeitgemäße Denkweisen über das Verwaltungshandeln zu transformieren, ist groß. Jörg Bogumil schreibt in einer Veröffentlichung der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb): „Verwaltungsreformen scheitern daher vor allem an starken Beharrungskräften in den Organisationen.“ Eine provokante These: In der privaten Wirtschaft würde das Leistungspotenzial einer öffentlichen Verwaltung zum Bankrott führen, weil sie nicht wettbewerbsfähig wäre. Da die öffentlichen Verwaltungen und deren Aufgabenbereiche jedoch nahezu konkurrenzlos sind, sehen die meisten Verwaltungen keinen dringenden Handlungsbedarf, moderner und innovativer zu werden. Die Gefahr dabei ist, dass die Diskrepanz zwischen der schnelllebigen, digitalisierten Privatwirtschaft, der Gesellschaft und den öffentlichen Verwaltungen zu groß wird. Diese unterschiedlichen Entwicklungsstände führen zu Verzögerungen und Überbürokratisierung, die letztlich negative Auswirkungen auf wirtschaftliches Handeln und die Lebensumstände der Bürger:innen haben. In den Verwaltungen setzt sich langsam die Einsicht durch, dass das Handeln nach „Schema F“ bei den Bürger:innen und Mitarbeiter:innen zu Frust, Unmut und einer inneren Abkehr von Ämtern und Behörden führt. Auch wirkungsorientierte, ressourcenschonende und nachhaltige Projektarbeit wird durch strikt vordefinierte und unflexible Arbeitsabläufe massiv eingeschränkt. Digitalisierung allein wird den Gordischen Knoten nicht durchschlagen. Wenn Verwaltung moderner werden soll, muss an vielen anderen Stellschrauben gedreht werden. Folgende Vorschläge zielen auf die Veränderung von Denkweisen. Sie kosten kein Geld, sondern erfordern das Engagement und den Willen, Prozesse und Arbeitsabläufe zu überdenken. Zielgruppenorientiert und strategisch denken Viele Verwaltungen haben meist eine Vorstellung davon, wie sich die Kommune oder das jeweilige Ressort weiterentwickeln soll. Oft aber fehlen kurzfristige und langfristige Strategien, interne Fotos: Colourbox.de (2) 20 FOKUS dbb magazin | Dezember 2023
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