Engagement perfekt verbinden. Im Netzwerk sind so viele großartige Frauen und ich empfinde gerade die Sichtweisen aus den verschiedenen Ressorts als sehr bereichernd.“ Wie wichtig Frauen in den Führungspositionen sind, macht Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, deutlich: „Gemischte Teams sind die besten Teams. Es ist weder repräsentativ noch tragbar, wenn sich der Frauenanteil ausdünnt, je höher man in die Leitungsebenen blickt. Netzwerke wie ‚Frauen machen Bund‘ sind daher eine hervorragende Möglichkeit, auf diese Disparität aufmerksam zu machen, Frauen mit Führungsambitionen zu unterstützen und unentschlossene zu motivieren.“ Den Bundesministerien komme eine Vorbildrolle gegenüber anderen Institutionen und der Privatwirtschaft zu. „Wir hoffen deswegen, dass sich das Netzwerk als Vorreiter etabliert und sich weitere Frauennetzwerke in anderen Arbeitsstellen nach diesem Vorbild herausbilden.“ Erfolge und Herausforderungen Bis November 2023 ist „Frauen machen Bund“ auf über 120 Mitglieder angewachsen. Es ist damit das größte Frauennetzwerk in der Bundesverwaltung. Und es zeigt auch erste Erfolge: „Im Bundeskanzleramt hat sich unser Netzwerk unter anderem erfolgreich dafür eingesetzt, ein Mentoringprogramm für Frauen im höheren Dienst neu einzuführen“, berichtet Anne Schwenk. „Dieses Programm ist vor ein paar Monaten gestartet und zeigt bereits erste positive Entwicklungen. Wir können damit Frauen in einem geschützten Umfeld mit ihren eigenen Zielen unterstützen und ihnen den Rücken stärken.“ Im Familienministerium ist die Lage dagegen eher durchwachsen. So liegt hier der Frauenanteil bei 73 Prozent, der Anteil von Frauen in Führungspositionen bei 64 Prozent. Der Anteil an Frauen in Unterabteilungsleitungen liegt allerdings nur bei 37 Prozent. Besonders festgefahren sei die Situation im Verteidigungsministerium, erzählt Peggy Staffa: „Bei uns existieren ein Personalentwicklungskonzept und ein Gleichstellungsplan, beides Dokumente, die leider leistungsstarke Frauen kaum in den Fokus nehmen.“ Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen habe sich jedoch in den vergangenen zwei Jahren leider noch einmal verschlechtert. Aktuell liegt der Frauenanteil in Führungspositionen dort bei 35 Prozent. „Soldaten in Uniform und Männer in Zivil haben die entscheidenden Führungspositionen inne. Frauen spielen auch in strategischen Runden, wo es um das Aufstellen neuer Organisationselemente im Ministerium geht, keine Rolle.“ „Institutionen wie das Verteidigungsministerium treten unnötig auf die Bremse und verringern die Chance, das Ziel des FüPo 2025 zu erreichen“, kritisiert Kreutz. Laut des Gleichstellungsindex für das Jahr 2023 sind in 17 der 24 obersten Bundesbehörden mehr Männer als Frauen in Führungspositionen. Der durchschnittliche Frauenanteil liegt bei 40,8 Prozent. „Seit letztem Jahr wurde der Schnitt um gerade mal zwei Prozent gehoben. Das ist ein Schneckentempo, mit dem wir das Ziel von 2025 klar verfehlen werden. Hier müssen die Behörden mehr Anstrengungen übernehmen.“ Dennoch blickt das Netzwerk optimistisch in Richtung Zukunft: „Wir werden uns als Netzwerk künftig auch verstärkt in inhaltliche Debatten einbringen“, erklärt Peggy Staffa. „Rotationsmodelle oder Jobsharing sind für uns dringende Themen, die bislang mehr oder weniger brachliegen. Wir wollen leistungsstarken Frauen Sichtbarkeit verschaffen, sowohl in der eigenen Dienststelle als auch über Ressortgrenzen hinweg.“ Heute ginge es neben der Sichtbarkeit auch um Vernetzung und tatkräftige Unterstützung untereinander. „Das schließt selbstverständlich nicht aus, dass uns Personalverantwortliche nach geeigneten Kandidatinnen für zu besetzende Dienstposten fragen.“ Weniger zweifeln, mehr trauen! Frauen, die selbst Führung übernehmen wollen, raten sie, sich zu trauen und die Angst beiseitezulegen. Führung mache Freude und entwickle die eigene Persönlichkeit weiter. Anna Riecken versucht, gerade auch Frauen mit Kindern oder Pflegeaufgaben, die oftmals in Teilzeit arbeiten, für Führungspositionen zu begeistern: „Es ist eine große logistische Herausforderung, beide Dinge zu vereinen, aber es lohnt sich. Ich versuche außerdem, diese Frauen zu ermutigen, mit ihrer Partnerin oder ihrem Partner in Verhandlungen zu gehen. Damit es nicht automatisch die Frauen sind, die zurückstecken, wenn das Kind morgens Fieber hat und jemand zu Hause bleiben muss.“ Aktuell arbeiten die dbb frauen und das BMFSFJ gemeinsam an einem Modellprojekt zum Thema „Führen in Teilzeit“. „Wir wollen damit mehr Aufmerksamkeit für flexible Arbeitszeitmodelle für Führungskräfte generieren und praktische Wege aufzeigen, um die Vereinbarkeit von Familie und Führungspositionen zu verbessern“, erklärt Milanie Kreutz. „Das soll Frauen den Sprung in die Führungsetage erleichtern und mehr kompetente und motivierte Frauen ermutigen. Ich kann unentschlossenen Frauen nur sagen: Trauen Sie sich – wir brauchen Sie in den oberen Etagen.“ Für Frauen, die noch Zweifel haben, ob sie für eine Position geeignet sind, hat Anne Schwenk folgende Worte: „Solange du noch darüber nachdenkst, ob du auch wirklich alle geforderten Qualifikationen perfekt erfüllst, hat der Mann sich schon längst beworben – ohne an seiner Geeignetheit je gezweifelt zu haben. Selbstreflexion ist wichtig, aber nutze die Chancen, die sich ergeben. Chefin sein ist herausfordernd und manchmal beängstigend, aber es gibt einem die Möglichkeit, Dinge zu ändern, die einem wichtig sind.“ dsc Milanie Kreutz Anna Riecken © Andreas Pein © Privat INTERN 33 dbb magazin | Dezember 2023
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